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Nachricht vom 14.01.2015    

Problem Plastik-Planet

Elisabeth Bröskamp, Landtagsabgeordnete der Grünen, lud zum „Public Viewing“ des Dokumentarfilms „Plastic Planet“ ein. Im Vorspann stellte Stephan Horch, Installationskünstler und Fotodesigner sowie Freizeitpaddler aus Winningen, sein „“Clean River Project“ vor.

Eine von Stephan Horch gestaltete Aufnahme mit Plastikmüll aus der Mosel. Fotos: Helmi Tischler-Venter

Bad Hönninngen. Elisabeth Bröskamp konnte im Alten Stadtweingut 24 interessierte Besucher begrüßen, die sehen wollten, wie Plastik unsere Erde verändert. Passend zur Thematik stellte Stephan Horch sein Projekt vor, das 2012 damit begann, dass dem Paddler auffiel, wie viel Plastikmüll in den heimischen Flüssen und Bächen umherschwimmt. Horch fing an, diese Plastikteile einzusammeln. Bevor er sie in den Hausmüll gab, bereitete er sie visuell auf und fotografierte die Müll-Kompositionen. Zum Teil arrangierte Horch die Fundstücke zu marinen Kunstwerken, die frappierend ästhetische Bilder ergaben.

Als besonders problematischen Plastikmüll bezeichnete Horch neben den Mengen an Styropor und PET-Flaschen, Lutscher- und Ohrstäbchen. In diesem Jahr wird er Bilder veröffentlichen, die auf das Stäbchen-Problem hinweisen. Der Umweltschützer wird auch im Frühling und Sommer mit Jugendlichen Cleaning-Aktionen auf Mosel, Rhein und Ahr durchführen. Die Kajaks werden hierzu von Verleihern kostenlos zur Verfügung gestellt. Ausführliche Informationen zu dieser Aktion sind unter www.cleanriverproject.de zu finden. Horch zeigte auch Unterwasseraufnahmen von Plastikmüll auf dem Meeresboden, wo er schließlich aus den Bächen und Flüssen angeschwemmt wird und zu Micro-Partikeln verrottet. Diese werden von Fischen als Futter aufgenommen. Die Tiere verhungern mit vollem Magen. Horch appellierte: „Müll im Fluss ist ein Problem!“

Dass das Müllproblem noch viel weitreichender ist, beweist der Film „Plastic Planet“, der in eineinhalb Stunden eindringlich, aber auch unterhaltsam die Auswirkungen des Plastikwahns auf das Leben aufspürt. Regisseur Werner Boote, dessen Großvater Geschäftsführer eines Plastik produzierenden Betriebs war, wuchs mit Plastik auf. Als stolzer Besitzer der jeweiligen Plastiknovitäten des großväterlichen Betriebs, vom Babyschnuller bis zum aufblasbaren Pool, war er als Kind der „King“. Plastik gilt als schön, praktisch, modern und funktional. Es ist leicht, unzerbrechlich, vielfältig formbar und haltbar. Werner Boote begibt sich in seinem Film auf die Suche nach der schwarzen Seite des Allrounders. Auf verschiedenen Stationen auf der ganzen Welt spricht er mit Industriellen, Wissenschaftlern und Betroffenen über die Faszination und Gefahren von Plastik.

Mit einem aufblasbaren Globus in der Hand spürt er dessen Entstehung und Zusammensetzung nach. Er stößt immer wieder auf Schweigen und Abwehr, wenn es um das Müllproblem und die Gesundheitsgefahren der Bestandteile geht. Bei seiner Reise rund um die Welt zeigt Boote, dass die Menschen nicht mehr ohne Plastik auskommen. Die Menge an Kunststoffen, die wir seit Beginn des Plastikzeitalters produziert haben, reicht aus, um unseren gesamten Erdball sechs Mal in Plastikfolie einzupacken. Plastik ist allgegenwärtig. In den Weltmeeren findet man inzwischen sechsmal mehr Plastik als Plankton und selbst in unserem Blut ist Plastik nachweisbar!

Die Homepage www.plastic-planet.de/ liefert Hintergrundwissen: Bisphenol A ist eine der wichtigsten und meistproduzierten Chemikalien der Welt. Drei Millionen Tonnen werden davon jährlich produziert mit einem Umsatz in Milliardenhöhe. Als Grundstoff zur Herstellung von Polykarbonat-Kunststoffen und Kunstharzen ist BPA allgegenwärtig: es steckt in Autoteilen, Baustoffen, CDs, Zahnfüllungen, Lebensmittelverpackungen und Babyfläschchen. Aber es entweicht auch in die Umwelt, gelangt etwa ins Grundwasser oder in den Hausstaub. Seit Jahrzehnten ist die hormonelle Wirkung von Bisphenol A bekannt – weniger bekannt ist bisher aber die gesundheitsschädigende Wirkung, die bereits ganz geringe Dosen der Chemikalie verursachen können. Mehrere Wissenschaftler bestätigen im Film, dass der Stoff Östrogene imitiere und so die Fruchtbarkeit –von Menschen und Tieren beeinträchtige.



Auf der Suche nach Antworten trifft Boote auch die Initiatorin der innovativsten Chemikaliengesetzgebung auf europäischer Ebene, Margot Wallström. Als Umweltministerin von 1999 - 2004 bewirkte Margot Wallström das größte Gesetzesvorhaben in der Geschichte der EU: REACH, die weltweit erste umfassende Chemikalienrichtlinie Diese neue EU-Verordnung hat das Ziel, den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt zu verbessern. Diese Richtlinie ist ein Vorbild für Chemikalienrichtlinien weltweit. Aber nur elf Prozent aller Kunststoffimporte können wgen des aufwendigen und langwierigen Verfahrens auf ihre Zulässigkeit getestet werden.

In Plastic Planet erzählt Margot Wallström von ihren eigenen Erfahrungen als Umweltministerin und schildert den Widerstand der Kunststofferzeuger gegen REACH. Im Zuge dessen bezeugt sie den massiven Einfluss, den Lobbyisten der Chemieindustrie in Brüssel auf Politiker ausüben.

Nach dem Abspann herrschte zunächst Schrecken und Schweigen im Saal. Gastgeberin Elisabeth Bröskamp meinte, „Plastic Planet“ sei beeindruckend und hart, der Film motiviere zum Nachdenken. Das war das Signal für eine lebhafte Diskussion unter den Zuschauern, was zu tun sei. Jeder gestand ein, erschreckend große Massen an Plastik im Haushalt zu haben, wie das auch im Film weltweit aufgezeigt wurde. Einigkeit bestand darin, dass jede kleinste Bemühung zur Reduktion des Kunststoffverbrauchs sinnvoll sei. Begrüßt wurde die BUND-Aktion in der Vorweihnachtszeit gegen Plastiktüten.

Es müsse ein Bewusstsein erzeugt werden, dass die Kombination Weichplastik und Lebensmittel fatal ist, weil die Weichmacher (Phthalate) im Verdacht stehen, wie Hormone zu wirken und beispielsweise Unfruchtbarkeit, Übergewicht und Diabetes beim Mann hervorzurufen. Als problematisch an Phthalaten erweist sich außerdem, dass, wie nachgewiesen wurde, ihre Giftigkeit sich im Gemisch mit anderen Substanzen potenziert. Die Verbraucher können und müssen reagieren und Plastikverpackungen überflüssig machen sowie Transporte vermeiden, also regional einkaufen. Das ist zwar mühsam, aber lohnend und nötig.

Gefordert wurden auch Aufklärungsansätze in Kindergärten und Schulen sowie das Einwirken kommunaler Politiker und überregionaler Gesetzgeber.

Der Film „Plastic Planet“ macht sehr betroffen und zwingt zum Handeln. Regisseur Werner Boote stellt zu Recht fest: „Wenn Sie diesen Film gesehen haben, werden Sie nie mehr aus einer Plastikflasche trinken.“ Helmi Tischler-Venter


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