Die Chemie muss stimmen: Arbeiten, wo andere planschen
Das Klischee vom braungebrannten Aufseher am Beckenrand ist längst überholt: Ob Aufsicht, Rettungsübung oder Wasserkontrolle - Auch in der Deichwelle haben Fachangestellte für Bäderbetriebe viel mehr Aufgaben, als sich die Gäste gemeinhin bei „Bademeistern“ vorstellen.
NEUWIED. Bademeister war gestern: Das Klischee von der körperlich durchtrainierten Schwimmaufsicht, die lediglich vom Beckenrand aus das Geschehen im Wasser beobachtet, ist längst überholt. Die heutigen Fachangestellte für Bäderbetriebe sind Spezialisten auf vielen Gebieten und sorgen auch in der Neuwieder Deichwelle als Techniker, Lebensretter, Sportler, Organisator und nicht zuletzt als Animateur für ungetrübten Bade- und Wellness-Spaß.
Dienstag, 6.30 Uhr. Uwe Knopp beginnt seinen Tag mit dem Technikrundgang. Der Meister für Bäderbetriebe kontrolliert die Wasserwerte und misst die Temperatur, überprüft Chemikalien, reinigt Becken, Sauna und Halle und führt Flächendesinfektionen durch. Über 1600 Kubikmeter Wasser fassen die Becken im Hallenbad, im Freien kommen noch einmal mehr als 2000 Kubikmeter dazu. Im neu gestalteten Saunabereich stehen sechs verschiedene Saunen, Ruheräume und eine Talking Lounge samt Wasserbetten zur Verfügung.
Gemeinsam mit insgesamt acht Fachangestellten für Bäderbetriebe ist der Betriebsleiter für die gesamte Anlage verantwortlich. Schon bevor der eigentliche Badebetrieb beginnt und die Gäste in die Deichwelle kommen, haben die Mitarbeiter viel zu tun. Oberstes Gebot ist die Sicherheit: „Wir müssen die Technik beherrschen, damit die computergestützten Anlagen sauberes, warmes Wasser und reine Luft produzieren“, weist Knopp auf die Notwendigkeit sach- und fachtechnischer Bedienung, aber auch Pflege und Wartung hin. Innerhalb eines durchschnittlichen Badetages von zehn Stunden können in den beiden Hauptbecken maximal 3250 Gäste schwimmen und entspannen, bevor die Wasseraufbereitungsanlage an ihre Grenzen kommt: „Wir haben hier Trinkwasserqualität“, betont der Be-triebsleiter. Im Rahmen der dreijährigen Ausbildung verbringen die zukünftigen Fachangestellten für Bäderbetriebe viel Zeit im Blaumann und lernen nicht nur den Umgang mit Maschinen, Motoren und Pumpen, sondern auch Metall- und Kunststoffbearbeitung und Wasserchemie.
Schwerpunkt ist und bleibt aber die Schwimmausbildung. Das Training und die Schulung zum Rettungsschwimmer sind wesentlicher Bestandteil: „Das Wasser ist das Hauptelement“, sagt Knopp und fügt hinzu: „Und die Fachangestellten müssen retten können“. Die Wiederbelebung verunglückter Menschen mit und ohne Gerät beherrschen die Deichwelle-Mitarbeiter absolut sicher, Erste-Hilfe-Maßnahmen inklusive. Drei zusätzliche Vollzeit-Rettungsschwimmer sind in dem Schwimmbad tätig, „denn Sicherheit hat Vorrang“. Entscheidend sei dabei allerdings nicht nur die ausgezeichnete Ausbildung der Mitarbeiter, auch die Badegäste selbst haben eine Mitwirkungspflicht. Das gilt besonders für Eltern, deren Kinder sich in den verschiedenen Becken tummeln - häufig ohne dass die Erziehungsberechtigten sie im Blick haben. „Besonders schlimm ist es, wenn Kinder alleine ins Bad kommen und die älteren Geschwister auf die Kleinen, die noch nicht schwimmen können, aufpassen sollen“, hat Maike Sommerfeld beobachtet. Die Fachangestellte für Bäderbetriebe hat zudem immer ein waches Auge, wenn sich Schwimmflügel-Träger auf den Weg zum Sprungturm machen oder die Rutsche hinauflaufen. Auch der Strömungskanal wird häufig gerade von älteren Badegästen unterschätzt: „Da müssen wir gelegentlich einspringen“, sagt Maike Sommerfeld, die wie ihre Kollegen über Digitalfunk immer erreichbar ist. Zum Glück blieben das aber Einzelfälle, wenn alle sich an die Haus- und Badeordnung halten, stehe unbeschwertem Badespaß nichts im Wege.
Damit die kleinen, aber auch die großen Badegäste alle Becken der Deichwelle sorglos nutzen können, bieten die Mitarbeiter Schwimmkurse an. Außerdem gibt es Wassergymnastik, Aqua-Power, -Fitness und -Jogging: „Wir sind Animateure, die ohne weiteres in jedem Ferien-Club eingesetzt werden könnten“, meint Uwe Knopp, dessen Team auch Kindergeburtstage und Sauna-Events organisiert. Außerdem nehmen die Mitarbeiter die Schwimmabzeichen ab und sind insgesamt für die Kundenbetreuung zuständig: „Wenn die Dusche nicht geht oder, der Klassiker, das Wasser zu kalt ist, sind wir die Ansprechpartner“.
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