Werbung

Nachricht vom 17.05.2014    

Eine neue Idee vom Wohlstand

Zukunftsforscher Matthias Horx definiert den Wohlstand neu. Auf Einladung der Westerwald Bank sprach er in Ransbach-Baumbach. Seine Überzeugung: Mehr Wohlstand brauche nicht immer mehr Material, Gütervermehrung und mehr Verbrauch. „Wohlstand 2.0“ setzt er daher mit Lebensglück gleich.

Matthias Horx: Die Zukunft wird sozio-zentriert. (Fotos: Westerwald Bank/pr)

Ransbach-Baumbach/Region. Der Wohlstand der Zukunft bemisst sich nicht mehr in Euro und Cent, in Statussymbolen und Wertsteigerungen von Geldanlagen. Davon ist Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx überzeugt. In seinem Vortrag, zu dem die Westerwald Bank gemeinsam mit der genossenschaftlichen Union Investment Privatfonds GmbH nach Ransbach-Baumbach eingeladen hatte, skizzierte er die Zukunft des Wohlstands. Eine seiner Thesen: Langfristig könne das Bruttosozialprodukt als Gradmesser für Wohlstand und Wachstum durch den so genannten Gross National Happiness-Indikator (GNH) abgelöst werden, ein Wert, der Glück und Zufriedenheit der Bevölkerung angibt.

Mehr Wohlstand brauche nicht immer mehr Material, Gütervermehrung und mehr Verbrauch. „Wohlstand 2.0“ setzt er daher mit Lebensglück gleich. „Ich glaube, wenn wir eine neue Idee vom Wohlstand dieser zweiten Ebene haben, dann können wir auch angstfreier mit Ökonomie umgehen.“ In der Kannenbäckerstadt machte er dazu vor rund 250 Gästen deutlich, dass die Krisen- und Angstphänomene vielfach medial vermittelt, aber nur selten belegt würden. Richtig sei vielmehr, dass positive Entwicklungen kaum wahrgenommen würden. Zudem: „Krisen gab es immer schon. Sie sind ein Treiber von Innovation. Der Welt geht es aber besser, als Sie denken. Denn es gibt positive globale Trends, die Sie noch nie in der Zeitung gelesen haben“, erklärte der in Wien lebende Zukunftsforscher und machte dies am Beispiel der vermeintlichen Bevölkerungsexplosion und der zunehmenden Urbanisierung deutlich: Im Jahr 2055, so Horx, sei mit 8,9 bis 9,3 Milliarden Menschen das Maximum auf der Erde erreicht, rund 75 Prozent der Weltbevölkerung würden in Städten leben. Dieses Szenario müsse jedoch niemandem Angst machen, weil es sich zum Beispiel in der Stadt viel energieeffizienter leben ließe als auf dem Land. Wenn es gelinge, diesen Wandel „intelligent zu steuern, können wir eine Menge Umweltdruck von der Erde nehmen.“ Horx, Gründer des Kelkheimer Zukunftsinstituts und Autor von Büchern wie „Wie wir leben werden“ und „Anleitung zum Zukunftsoptimismus“, gilt als einflussreichster Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum.

Die Zukunft wird sozio-zentriert

Er prognostizierte andere Familienformen, an Familien- und Lebensphasen angepasste Arbeitsmodelle (Stichwort: Flexicurity), eine neue Kultur der Selbstverwirklichung, neue Führungs- und Firmenkulturen, neue Steuerungs-Modelle zur Ermöglichung von Selbstorganisation, neue Kooperationsformen, kollaborativen Konsum (Shareconomy). „Wer hätte beispielsweise gedacht, dass Carsharing in deutschen Großstädten sich einmal etablieren würde?“ Ähnliches gelte für die so genannten Coworking Spaces - vor allem von jungen Kreativen in urbanen Räumen gemeinsam genutzte Büro- oder Arbeitsräume, oder Modelle das Cohousing. Hier gehe es nicht um die Wohngemeinschaft herkömmlicher Prägung, sondern zum Beispiel um genossenschaftlich organisierte Wohnbauprojekte. Die Rückkehr des Lokalen in der Globalisierung (Glokalisierung), die zunehmende Bedeutung der weiblichen Ökonomie für die Märkte der Zukunft (Womanomics) und der Abschied von der männerbasierten Präsenzkultur, der Erfolg des skandinavischen Kooperatismus (Nordic Code) als Vorbild für Staat, Gesellschaft und Ökonomie waren weitere Entwicklungen, die er in den Blick nahm. „Hochkooperative Modelle“, so ein Resümee seines Vortrages, „werden sich langfristig in allen Bereichen durchsetzen. Die alte Ära war ökonomie-zentriert, die neue wird sozio-zentriert.“ Nicht zuletzt deshalb halte er die Genossenschaftsbanken für diejenige Bankengruppe, die erkennbar am besten die zurückliegenden Krisenjahre gemeistert hätte.



Eine Auswirkung dieser Jahre auf Anlagestrategien und -möglichkeiten stand im Fokus des einleitenden Vortrags von Jochen Volz, Vertriebsdirektor der Union Investment, und zwar die anhaltende Niedrigzinsphase. In Deutschland, so die Lesart des Experten, kannte der steigendende Wohlstand lange Zeit nur eine Richtung, nämlich immer weiter nach oben. Das Geldvermögen der Deutschen erreichte Ende 2013 ein Rekordniveau, derzeit lägen 1,3 Billionen Euro abrufbereit auf deutschen Sparer-Konten. „Aktuell stellen jedoch die nachhaltig anhaltenden niedrigen Zinsen eine neue Herausforderung dar. Im Zusammenhang mit der Inflationsrate bedeutet dies oft eine negative Rendite für die Geldanlage und damit reale Vermögensrückgänge für die Zukunft.“ Die persönliche Vermögensstruktur müsse einer Überprüfung unterzogen werden. Eine zwei-prozentige Verzinsung für eine zehnjährige Bundesanleihe etwa bringe keinen Mehrwert.

Vermögensanlage strukturieren!

Grundsätzlich gelte es, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern die Vermögensanlage breit zu streuen. Und: „Sie müssen sich mit Ihrer Anlage wohl fühlen, die Sicherheit haben, selbst zu entscheiden und dabei stets entsprechend beraten zu werden.“ Volz erklärte anhand des bewährten Vier-Säulen-Modells seine Empfehlungen: Für die nötige kurzfristige Liquidität seien Sparbuch, Tages- und Festgeld und Geldmarktfonds die richtige Wahl, zu den mittel- und langfristigen Instrumenten gehörten Geld- und Ertragswerte in Form von Sparbriefen, Anleihen, Rentenfonds oder Versicherungslösungen, zu den Substanzwerten Aktien oder Aktienfonds, zu den Sachwerten schließlich selbst genutzte oder vermietete Immobilien sowie Immobilienfonds. Dabei hätten sich innerhalb des letzten Jahrzehnts vor den Erfahrungen der Krise die Gewichtungen insbesondere von den Geld- und Ertragswerten hin zu den Liquiditätswerten verschoben. Volz zitierte John Davison Rockefeller und verband damit seine Empfehlung an die Gäste: „Es ist besser, einen Tag im Monat über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat dafür zu arbeiten.“ Wilhelm Höser, Vorstandssprecher der Westerwald Bank, hatte bereits zu Beginn auf die Auswirkungen des Niedrigzinsumfeldes hingewiesen und erinnerte an die seit rund 20 Jahren dauernde Niedrigzinsphase in Japan. Umso wichtiger sei es, der eigenen Anlage Strukturen zu geben. (Andreas Schultheis)


Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
 


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Westerwaldwetter: Regen, Schnee und Sonne – am Wochenende ist alles dabei

Region. Das kommende Wochenende (20. und 21. April) hat von allem etwas. Nur die frühlingshaften Temperaturen wollen sich ...

Polizeieinsatz in Neuwied: Aggressiver Mann mit Messer im Stadtzentrum festgenommen

Neuwied. Am Freitag, 19. April, gegen 15 Uhr, wurden bei der Polizeiinspektion Neuwied mehrere Meldungen über eine aggressive ...

Amtliche Warnung: Starkes Gewitter zieht über Kreis Neuwied

Kreis Neuwied. Die Warnung wurde um 16.38 Uhr ausgesprochen und gilt voraussichtlich bis 17.30 Uhr desselben Tages. Laut ...

Großeinsatz der Polizei Rheinland-Pfalz bei länderübergreifendem Sicherheitstag

Mainz/Region. Im Rahmen des Sicherheitstages wurden am vergangenen Mittwoch in Rheinland-Pfalz mehr als 2.500 Personen kontrolliert, ...

Leserbrief: "Ist die Demokratie auf dem linken Auge blind?"

LESERBRIEF. "In den letzten Wochen gab es zahlreiche Demonstrationen in der Region gegen den Rechtsextremismus und die politische ...

"Leidenschaft - Kunst - Textil": Kuratorinnen-Führung am 5. Mai in Neuwied

Neuwied. Die Exponate sind beeindruckend vielfältig: Da gibt es Genähtes, Gefilztes, Gesticktes, Gewebtes und allerlei Kombinationen ...

Weitere Artikel


Metsä Tissue Raubach will weiter wachsen

Raubach. In einer kurzen Vorstellung gab Christoph Zeiler zunächst einen Überblick über das global agierende Unternehmen ...

Kinder fanden in Gladbach einen Schatz

Initiiert wurde die spannende Schatzsuche vom Kindertreff des Kinder- und Jugendbüros der Stadt Neuwied. Mit viel Fantasie ...

Neue Initiative zur Förderung des Tourismus am Mittelrhein

Der Vorsitzende Joachim Grohmann freute sich bei der Begrüßung über das große Interesse an der neuen Vereinigung, welches ...

Neue Unkeler Haltestelle „Am Hohen Weg“ im Probebetrieb

Unkel. Eine zusätzliche Haltestelle „Am Hohen Weg“ wird ab 1. August in Höhe des ALDI-Marktes eingerichtet. Auf Einladung ...

Schützenbruderschaft Roßbach besucht Ellen Demuth in Mainz

Mainz/Roßbach. Landtagsabgeordnete Ellen Demuth (CDU) freute sich wieder über eine Besuchergruppe aus dem Kreis Neuwied in ...

Lars Reichow begeisterte im Heimathaus

Neuwied. 20 Jahre Kinderschutzdienst Neuwied: Dieser ganz besondere Geburtstag machte jetzt den Besuch eines ebensolchen ...

Werbung