Werbung

Nachricht vom 07.11.2013    

Verwaltungsgericht Koblenz: Keine Windkraft in der „Kuhheck“

Auf Antrag eines Unternehmens der Windenergiebranche erteilte der Landkreis Neuwied eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung für vier Anlagen, die bei Marienhausen, in der Verbandsgemeinde Dierdorf, mit einer Nabenhöhe von 138,38 Meter und einem Rotordurchmesser von 82 Meter gebaut werden sollen.

Der Streit um die Windkraft in der Kuhheck geht in die nächste Runde. Foto: Wolfgang Tischler

Marienhausen. Gegen diese Genehmigung legten die Verbandsgemeinden Selters und Hachenburg, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie drei Bürger, deren Häuser im benachbarten Ort Roßbach stehen, Widerspruch ein und beantragten beim Verwaltungsgericht vorläufigen Rechtsschutz. Die Anträge der Verbandsgemeinden und des BUND hatten Erfolg. Ihre Interessen, so die Koblenzer Richter, hätten Vorrang vor den Belangen des Unternehmens.

Die Genehmigung sei zu Lasten der Verbandsgemeinden wohl fehlerhaft. Sie verletze das interkommunale Abstimmungsgebot. Das Vorhaben habe ohne eine vorherige Bauleitplanung nicht genehmigt werden dürfen. Die 180 m hohen Anlagen lösten aufgrund ihres Standorts und ihrer Raumbedeutsamkeit einen besonderen Koordinierungsbedarf aus. Sie sollten nämlich in einem Gebiet errichtet werden, das vollständig von Flächen anderer Kommunen umgeben sei, die durch bestehende Flächennutzungspläne von einer Windenergienutzung ausgeschlossen seien. Angesichts dessen benötige die Zulassung der vier Windräder eine Planung, in der die unterschiedlichen Belange gegeneinander abgewogen werden müssten und in der auch eine Abstimmung mit der Flächennutzungsplanung der beiden Verbandsgemeinden Selters und Hachenburg vorzunehmen sei.

Offen sei, ob die Genehmigung Vorschriften verletze, welche der BUND als anerkannter Naturschutzverein rügen könne. Insbesondere könne nicht abschließend bewertet werden, ob im Hinblick auf den Rotmilan und den Schwarzstorch Verstöße gegen das naturschutzrechtliche Tötungsverbot gegeben seien und ob eine Verschlechterung des Erhaltungszustands der lokalen Population dieser Tiere zu erwarten sei. Angesichts der Bedeutung des Tierschutzes müsse das Unternehmen die Entscheidung in der Hauptsache abwarten, in der die Betroffenheit der artenschutzrechtlichen Belange abschließend geprüft werde.



Hingegen lehnte das Gericht die Anträge der Bürger ab. Deren Widersprüche, so die Kammer, hätten voraussichtlich keinen Erfolg. Sie würden durch den von den Windkraftanlagen ausgehenden Lärm nicht unzumutbar beeinträchtigt, da die maßgeblichen Grenzwerte der TA Lärm eingehalten würden. Dies belege die im Genehmigungsverfahren von dem Unternehmen vorgelegte Schallprognose eines Sachverständigen. Außerdem könne ausgeschlossen werden, dass die Wohnhäuser in Roßbach durch die Windräder erheblich optisch bedrängt oder durch Schattenwurf belästigt würden. Eine Beeinträchtigung durch Reflexionen (Diskoeffekt) oder durch die Nachtkennzeichnung der Anlagen sei ebenfalls nicht zu befürchten.

Gegen die Entscheidungen können die Beteiligten Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz einlegen. (Verwaltungsgericht Koblenz, Beschlüsse vom 18. Oktober 2013, 4 L 915/13.KO und 4 L 951/13.KO, vom 23. Oktober 2013, 4 L 914/13.KO und 4 L 959/13.KO sowie vom 29. Oktober 2013, 4 L 913/13.KO und 4 L 950/13.KO)

Die Bürgerinitiative Kuhheck teilt ergänzend mit, dass ENBW ALTUS Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht (OVG) Rheinland-Pfalz eingelegt hat.


Lokales: Dierdorf & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Vom Urlaubsmitbringsel zur Gesundheitsgefahr: Die versteckten Risiken von Keramikgeschirr

Urlaubsmitbringsel wie Keramikgeschirr sind beliebte Souvenirs. Doch Vorsicht ist geboten, denn die bunten ...

Läufer erobern Waldbreitbach: Über 400 Teilnehmer beim Bärenkopp- und Bärchenlauf

Der Bärenkopp- und Bärchenlauf in Waldbreitbach lockte am Freitag (1. August) zahlreiche Sportler an, ...

Vermisster Senior aus Hattert: Polizei Hachenburg nimmt Hinweise entgegen

Seit Montag (4. August) wird der 70-jährige Jürgen K. aus Hattert im Westerwald vermisst. Er verließ ...

Schutz vor Gewalt und Ausbeutung für Frauen: Ellen Demuth besucht Bethel Neuwied

Die Bundestagsabgeordnete Ellen Demuth besuchte Bethel Neuwied, um sich über die Arbeit im Bereich Gewaltprävention ...

Verkehrschaos im Rheinland: Umfangreiche Zugausfälle und Ersatzverkehr

Zwischen dem 22. August und dem 12. September müssen sich Pendler und Reisende des Bahnverkehrs zwischen ...

Kindermissbrauch in Oberdürenbach: Polizei startet großangelegte Befragung

Nach einem mutmaßlichen Missbrauchsfall in Oberdürenbach ergreift die Polizei umfangreiche Maßnahmen, ...

Weitere Artikel


Fuchs in Autohaus eingesperrt – Tier erlitt einen Schock

Neuwied. Waren es die hohen Preise für die Autos, die der arme Fuchs sich aus nächster Nähe anschauen ...

Kreis: Ohne Geld vom Land scheitert der Personennahverkehr

Kreis Neuwied. Der erste Entwurf des neuen Nahverkehrsplanes für den Kreis Neuwied geht in Kürze in die ...

EHC empfängt Spitzenreiter Kassel zum Topspiel am Sonntag

Neuwied. Am Freitag wartet die knifflige Pflicht, am Sonntag lockt die mit Spannung erwartete Kür: Der ...

Holen Sie sich zu Weihnachten ein neues Outfit

In Zusammenarbeit mit dem Frisurenstudio Hauptsache in Puderbach und „anziehend“, trendige Mode für Frauen ...

Erlös aus Puderbacher Straßenfest gespendet

Das Straßenfest Schulstraße in Puderbach, das im zweijährigen Turnus stattfindet, ist eine feste Institution ...

SPD - Hollandfahrt bescherte viele positive Eindrücke

Dierdorf. Insgesamt 55 Reisenden starteten im voll besetzte Bus zur 11. Exkursion der SPD-Ortsvereine ...

Werbung