Erwin Rüddel will CDU-Experte für Pflege werden
Windhagen. Es ist eine aufreibende Zeit, die der Wahlkämpfer und –gewinner Erwin Rüddel hinter sich hat. Sein Mitarbeiter Reinhard Vanderfuhr schätzt: „Zigtausende Kilometer sind wir gefahren. Erwins Problem ist eigentlich nur: Er kann nicht nein sagen, wenn er gebeten wird zu einer Veranstaltung zu kommen. Das macht er aber nicht um der Effekthascherei willen. Er macht es aus einer inneren Verpflichtung heraus. Zu mir sagte er mal: Reinhard, das sind wir den Leuten schuldig, wenn die mich wählen!“
Vielleicht braucht er deshalb am Wahlabend eine kleine Verschnaufpause. Um mal durchzuatmen. Den Kopf frei zu kriegen für die nächsten vier Jahre Bundestag, die jetzt vor ihm liegen. Um 21 Uhr ist er immer noch nicht auf der Wahlparty eingetroffen. Den Leuten wurde zur Verkürzung der Wartezeit schon mal Spießbraten und Nudelsalat serviert. Für die Interviews im Fernsehen, auf der Leinwand interessiert sich kaum noch jemand.
Es ist fast halb zehn, da fährt Rüddel in seinem weißen Jaguar mit dem Kennzeichen NR-AK vor dem Hotel Vierwinden vor. Unbeschreiblich ist der Jubel, rhythmisch wird geklatscht und dazu gerufen: „Erwin, Erwin, Erwin, ...!“ Rüddel hat jetzt weit über 78.000 Erststimmen auf sich vereint, 16.000 mehr als Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Das prozentuale Verhältnis: 47 Prozent gegen 37 Prozent. Bis zuletzt hat der Windhagener CDU-Kandidat gezittert: „Ich war mir überhaupt nicht sicher. Ich hoffte, mindestens drei Prozent vor meiner Gegenkandidatin zu liegen.“ Deshalb wartete Erwin Rüddel, bis fast alle Wahlbezirke ausgezählt waren, bevor er zur Wahlparty fuhr. Er wollte keine böse Überraschung erleben.
Im Saal hält er seine erste Rede. Er dankt allen Helfern und seiner Familie. Wieder Riesenapplaus. Dann sagt er einen Satz, auf den scheinbar alle gewartet haben: „Die Wähler haben denjenigen honoriert, der sich vier Jahre für sie eingesetzt hat und nicht nur vier Wochen!“ Gemeint ist die SPD-Kandidatin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Rüddels Stimme wirkt leicht angekratzt. Jetzt eine Atempause? Nicht die Spur: „Es stehen große Aufgaben an in diesem Wahlkreis. Ich bin dankbar dafür, dass ich in den nächsten vier Jahren für die Heimat in Berlin kämpfen kann. Und jetzt trinken wir erst mal ein Bier!“
Zum NR-Kurier sagt Rüddel: „Wenn wir nicht die absolute Mehrheit bekommen, dann wäre mir eine Große Koalition mit der SPD am liebsten. Vor drei Monaten hätte ich noch die Grünen favorisiert. Aber die haben einen miserablen und auch aggressiven Wahlkampf geführt. Mit denen können wir nicht zusammen regieren.“
Für die Arbeit in der Fraktion und die dort zu verteilenden Positionen hat Rüddel „Vorstellungen“, über die er nur andeutungsweise spricht. Er möchte auf jeden Fall weiter im Gesundheitsausschuss bleiben. Gute Chancen rechnet er sich aus, für die CDU/CSU-Fraktion als Experte für Pflegefragen eingesetzt zu werden. Vorgespräche darüber hat es offenbar schon gegeben. Aufgrund seines hervorragenden Wahlergebnisses im Wahlkreis hofft Rüddel auf hohes Ansehen in Berlin. Nur morgen, am Montag, will er mal etwas entspannen. Dann geht’s am Dienstag in die Hauptstadt zum Treffen der rheinland-pfälzischen Landesgruppe der CDU-Abgeordneten. Auch hier werden schon wichtige Weichen für die künftige Parlamentsarbeit gestellt. Rüddel sagt mit dem für ihn typischen schelmischen Augenleuchten: „Wer jetzt als Abgeordneter pennt, ärgert sich die nächsten vier Jahre!“ Holger Kern
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