Neuwieds Bäume in Gefahr: Kritik an umfangreichen Rodungen
In Neuwied sorgt eine Reihe von Baumfällungen für Unmut. Besonders die Bürgerliste Neuwied und ihre Wählergruppe Etscheidt kritisieren die Maßnahmen scharf. Die Diskussion um den Erhalt der Stadtökologie gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Neuwied. In der Innenstadt von Neuwied werden derzeit zahlreiche Bäume gefällt, was zu kontroversen Reaktionen führt. Besonders betroffen sind 19 Kugelahornbäume in der Nähe des Luisenplatzes, während in der Deichstraße 38 weitere Bäume einer Neugestaltung weichen sollen. Auch die neue Zufahrt von der B42 in die Innenstadt wird durch ein kleines Waldstück führen und viele Bäume betreffen. In Oberbieber müssen mehrere große Eichen einem Regenrückhaltebecken weichen, und an der Gaskugel Richtung Stadtwerke wird für eine Photovoltaikanlage eine Streuobstwiese gerodet. Die geplanten Windräder erfordern ebenfalls die Rodung mehrerer Hektar städtischen Waldes. Diese Maßnahmen stoßen auf Widerstand, insbesondere da sie oftmals gegen den Willen der Bürger durchgeführt werden, wie im Fall der Linden auf dem Marktplatz.
Die Sichtweise auf die Bedeutung von Bäumen hat sich in Politik und Verwaltung in den letzten Jahren gewandelt. Dr. Jutta Etscheidt, Stadtratsmitglied und Vertreterin der Bürgerliste Neuwied, betont: "Wenn ich früher auf den unschätzbaren Wert der Bäume als Schattenspender, Sauerstofflieferant, Klimaregulierer, Luftfilter, Lärmreduzierer und Lebensraum für Tiere hingewiesen habe, gab es oft genervte Gesichter. Mittlerweile hat der Zeitgeist die Politik auch in Neuwied eingeholt und Stadtbäume sind ein wichtiges Thema geworden." Seit elf Jahren setzt sich die Bürgerliste für eine stärkere Berücksichtigung der Stadtökologie ein.
Trotz zahlreicher Nachpflanzungen können junge Bäume den ökologischen Wert alter Bäume nicht ersetzen. Häufig werden Säulenbäume gepflanzt, die weniger Nistmöglichkeiten für Vögel bieten und durch ihre kleinere Blattmasse das Stadtklima weniger effektiv beeinflussen. Zudem sind viele dieser Bäume, wie der Amberbaum, nicht heimisch und unterstützen nur wenige Insektenarten. Während einheimische Linden zahlreichen Insektenarten Nahrung bieten, ernähren Amberbäume lediglich zwei Bienenarten. Die Untersuchung des Biodiversitätspotentials ausländischer Baumarten steht noch am Anfang.
Ein weiterer Punkt der Kritik ist die hohe Ausfallrate bei Neupflanzungen, wie sie beispielsweise bei Weiden an der Rheinpromenade zu beobachten war. Bei Rodungen werden zudem immer auch Lebensräume zerstört, was besonders in der kalten Jahreszeit zum Tod vieler Lebewesen führen kann.
Dr. Etscheidt hebt die Möglichkeit hervor, durch Standortverbesserungen bestehende Bäume zu revitalisieren, anstatt sie vorschnell zu fällen. Dies sowie die Einführung des Schwammprinzips werden ihrer Meinung nach in Neuwied vernachlässigt. Der Stadtrat hat Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt beschlossen, die ausdrücklich den Erhalt eines insektenfreundlichen Altbaumbestandes betonen. Etscheidt fordert, dass diese Vorgaben auch umgesetzt werden.
Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen und ihre Meinung an die Stadtverwaltung und politische Gruppierungen im Stadtrat zu richten. Red
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