Berliner Schnauze auf Zetteln - urkomische Kommunikation, präsentiert von Kult-Blogger Joab Nist
Von Helmi Tischler-Venter
Mutig lud das Hotel zur Post einen jungen Mann nach Waldbreitbach ein, der mit Zettelwirtschaft aus Berlin tatsächlich Geld verdient. Täglich wird sein Blog "Notes of Berlin" erweitert. Aus seinem Riesenfundus stellte der Künstler eine lustige Auswahl vor. Nicht ganz so lustig verlief seine Anreise per Bahn, die natürlich verspätet ankam, als der Bus ins Wiedtal gerade weg war.
Waldbreitbach. In Waldbreitbach leben weniger Menschen als in seiner Straße in Neukölln, stellte Nist fest. Seit 15 Jahren lebt der gebürtige Münchener in Berlin. Bei Spaziergängen wollte er die Stadt verstehen lernen, dabei fiel ihm auf, dass Berlin sehr viel kommuniziert. Die News kann man von der Straße ablesen, an Bäumen, Schildern, Hauswänden, Fenstern, Litfaßsäulen und beweglichen Gegenständen. Sie sind sehr vergänglich, auf einen begrenzten Bereich bezogen und manchmal mehrsprachig.
Die berühmte Berliner Schnauze wird deutlich, zum Beispiel im Aushang einer Bäckerei: „Das ist keine Touchpad-Theke. Antippen bringt nichts!“ Oft wird die Notiz von anderen kommentiert. Wie man das Maximale aus einem begrenzten Angebot herausholen kann, zeigt folgende Angebotstafel: „3-Gang-Menü: Bockwurst, Brot, Senf“. Manche Warnungen sind eigentlich überflüssig, zum Beispiel wenn unter einer sehr verdrießlich schauenden Katze steht: „Not touch the cat. It hate it!“
Nist strukturierte seine Notes nach Themenfeldern:
Rubrik „zu verschenken“: An einem halbgefüllten Süßigkeiten-Eimer klebt der Hinweis „Bitte mitnehmen, sonst esse ich das alles allein.“
Themenfeld „Wohnungssuche in Berlin“, ein kostspieliges und aufwändiges Unterfangen, das nur mit Galgenhumor zu ertragen ist: „Mit wem muss man hier eigentlich schlafen, um eine Wohnung zu bekommen?“
„Lost & found“ kann tragisch sein: „Steuererklärung im Sturm verloren!“
Kleine in der Großstadt: Zettel-Kommunikation findet auch bei Kindern statt zwecks Taschengeldaufbesserung oder Verlustmeldung statt.
Ein spezielles Berliner Problem sind feste Öffnungszeiten: „Offen ist, wenn offen ist. Zurzeit ist zu!“
Bei „Ich hab da mal was gezeichnet“, erlangte das Gegensatzpaar „friedlicher Igel – panischer Igel“ Berühmtheit.
Fahrraddiebstahl ist ein spezifisches Berliner Problem, vom Waldbreitbacher Publikum sah sich kaum jemand betroffen.
#FSK 18 ist eine Seite, die Berlin auch in sich trägt.
Zu „Love in the City“ kreierte Nists Freund Jakob ein Lied.
Unfassbar viele Notes gehören in die große Kategorie „Nachbarschaft“, zum Beispiel: „Welche Sau schmeißt wiederholt vollgeschissene Windeln aus dem Fenster?“ Kultcharakter hat der Zettel „Hallo Nachbarn. Ich feier heute n’bisschen! Wer Bock hat, kommt rum! Wird wohl lauter und länger! Also morgen früh bitte Ruhe!“
Eine „spontane Zugabe“ widmete Nist dem Thema „Sex in the City“. Die ultimative unvergessliche Ansage genervter Nachbarn hierzu lautet: „Wenn Hose auf, dann Fenster zu!“
Das Publikum in Waldbreitbach hatte viel zu lachen und zu lernen bei den Notizzetteln aus Berlin. Lustig wird es mit Sicherheit auch am 14. Dezember um 20 Uhr bei „Das Ziel ist im Weg“, dabei nehmen "BlöZinger" ihr Publikum wieder mit ins "KopfKinoKabarett". htv
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