Leserkommentare zur medizinischen Versorgung aus dem Kreis Neuwied
Wir haben gefragt und unsere Leser haben geantwortet: Wie steht es um die medizinische Versorgung im Westerwald? Die Antworten zeichnen ein überwiegend düsteres Bild. Wir haben einige Kommentare zusammengetragen.
Kreis Neuwied. Auf der Facebookseite des NR-Kuriers hat die Frage "Wie erlebt ihr aktuell die medizinische Versorgung im Westerwald? Fühlt ihr euch im Krankheitsfall noch sicher?" in wenigen Tagen zu mehr als 150 Kommentaren geführt - die bis auf wenige Ausnahmen eine deutliche negative Grundstimmung widerspiegeln. Als Kritikpunkte wurden vor allem der schwierige Facharztzugang, lange Wartezeiten (auch in Notaufnahmen), der Aufnahme-Stopp in Facharzt- und Hausarztpraxen, Praxisschließungen sowie die Ungleichbehandlung von privat und gesetzlich Versicherten genannt. Gleichzeitig loben viele ihre engagierten Hausärzte, einige berichten auch von schnellen MRT- oder Facharztterminen. Insgesamt zeigt die Umfrage als Stimmungsbild allerding eine massive Unzufriedenheit mit der medizinischen Versorgung im Westerwald.
Was unsere Facebook-Nutzer auf die Frage "Wie erlebt ihr aktuell die medizinische Versorgung im Westerwald? Fühlt ihr euch im Krankheitsfall noch sicher?" geantwortet haben (Auswahl):
Claudia S.: Im Krankenhaus wird man in der Notaufnahme vergessen. Bei akutem Verdacht auf Beinvenen-Thrombose sitzt man stundenlang ebenfalls in der Notaufnahme. Beim Facharzt Termin (mehrere hintereinander) sitzt man trotz Termin meist über eine Stunde. (…) Gut aufgehoben ist man im Radiologie-Zentrum auf der Engerser Landstraße und auch im Mammographie-Zentrum schräg gegenüber vom Elisabeth Krankenhaus.
Kay M.: Beim Hausarzt kann ich nicht meckern. Bei Fachärzten und im Notdienst ist es ein Drama. Orthopäden untersuchen schon gar nicht mehr, drücken Rezepte in die Hand, für Untersuchungen reichen die 10 Minuten pro Patient nicht, sagte neulich ein Orthopäde.
Bei anderen Fachärzten kommt man telefonisch gar nicht erst durch, oder man hat ein Jahr Wartezeit, oder wird gar nicht erst angenommen. Außer man ist Privatpatient oder Selbstzahler, da klappt's dann ruckzuck.
Marie J.: Was bei mir gut läuft: Besuche beim Hausarzt, Gynäkologen und beim Kinderarzt. Andere Fachbereiche sind eher weniger empfehlenswert wert. Ich erinnere mich an meine Schwangerschaft. Verdacht auf Thrombose im Bein. Ich soll bei einem Gefäßchirurgen vorstellig werden. Der frühste Termin wurde mir dann für 4 Monate später angeboten. Wenn das zu lange dauern würde, solle ich ins Krankenhaus. Ich ab ins Krankenhaus, lange Wartezeiten und dann durfte ich mir anhören, dass ich mit sowas eigentlich zum Gefäßchirurgen gehöre und nicht ins Krankenhaus. Auch bei der Kinder-Notaufnahme hab ich schon einiges erlebt.
Jörg M.: Die Politik behauptet die Versorgung ist gesichert. In meiner Sichtweise geht das Gesundheitssystem den Bach runter. Weitere Insolvenzen von Krankenhäusern sind nicht ausgeschlossen und das ambulante System ist nicht in der Lage zeitnah Termine zu vergeben. Die MVZ's können das ebenfalls nicht in ländlichen Gegenden kompensieren. Die ortsnahe Versorgung wird es nicht mehr geben. Die Wartezeiten sind zu lange und werden zum Beispiel im kardiologischen Bereich die Mortalität erhöhen.
Marlies R.: Katastrophe!!! Termin beim Facharzt als Kassenpatient: fast unmöglich. Schon am Telefon wird man selektiert.
Dirk W.: Möchte mal eine Lanze für die Arztpraxen brechen, hier läuft vieles am Limit. Besonders die MFAs tun Ihr mögliches, oft sind es Patienten die wenig Verständnis für die Situation aufbringen. Vielleicht sollten beide Seiten mehr Verständnis für einander aufbringen.
Bianca B.: Nein, erst vor zwei Wochen wieder erlebt. Frage in der Hausarztpraxis nach Hausbesuch, abgelehnt (nur für alte bettlägerige Menschen). Musste daraufhin zwei Stunden später den RTW rufen (First Responder, RTW, NEF großes Kompliment- die waren super!) Aber der Notarzt hatte dann im RTW überhaupt erstmal Arbeit mich in einem Krankenhaus unter zubekommen, weil alle Krankenhäuser sich abgemeldet hatten... Katastrophe...
Julien R.: Definitiv nein. Wenn ich schon beim Hausarzt in der Warteschleife teilweise 5 Minuten warten muss und dann noch Stunden im Wartezimmer läuft was falsch. Vor allem oben bei uns zur Grenze in den Westerwald wird es immer schlimmer. Wenn ich ins Krankenhaus müsste, würde ich keines im Umkreis aufsuchen wollen.
Rigani F.: Sieben Monate auf einen Augenarzttermin warten, nachdem man mit Sehproblemen angerufen hat..... Ich bin froh, dass ich keine ernsthafte Augenerkrankung hatte, die sich in der langen Wartezeit hätte verschlechtern können..... Einen neuen Hausarzt finden so gut wie unmöglich, nehmen alle keine neuen Patienten mehr an. Notaufnahme ist solala, man kann Glück haben, und es ist nicht viel los, aber mit akuter Gallenkolik sind auch zwei Stunden Wartezeit schon reinste Folter. Zahnarzt bin ich jetzt in Koblenz. Rühmliche Ausnahme, das Diabeteszentrum!
Peter K.: Es wird immer schlechter. Seit Krankenhäuser geführt werden wie Unternehmen, geht es immer mehr bergab.
Uwe B.: Ich finde, die medizinische Versorgung in Neuwied ist vergleichsweise gut. Man muss halt Wege einhalten. Bei normalen Problemen erstmal zum Hausarzt, am Wochenende dann zum kassenärztlichen Notdienst, bei Notfall in die Notaufnahme. Nur die Wartezeit auf Facharzttermine sind sehr lang. Aber nicht nur in Neuwied.
Sonja K.: Nein selbst als akuter Notfall muss man stundenlang warten und überhaupt erst einmal Glück haben, dass man in der Ambulanz aufgenommen wird und nicht weiter in ein anderes Krankenhaus geschickt wird.
Monika B.: Meine Hausärztin hat im Juli ihre Praxis geschlossen Seit August -September suche ich einen neuen Hausarzt ...Hier in meiner Gegend ist Aufnahmestopp. Finde ich ganz schlimm.
Sabine S.: Facharzt-Termine erst in einigen Monaten, telefonische Erreichbarkeit der Praxen gleich null und man kann froh sein wenn man Ärzte/Ärztinnen im Bekanntenkreis hat ... die man notfalls fragen kann. Viele Praxen nehmen keine neuen Patienten mehr an, was soll man also tun, wenn die 'alte' Ärztin in Rente geht?
Corina V.: Nein, völlig im Stich gelassen, und wenn man einen Notfall hat oder auch mit Kind, wird man abgewimmelt oder auf nächstes Jahr vertröstet. Da hilft auch 116117 nichts, die wissen selber gar nichts schon zweimal erlebt, dass sie einen nicht helfen konnten.
Andreas P.: Habe es vor ein paar Monaten am eigenen Leib erfahren müssen. Die medizinische Versorgung ist das reinste Desaster.
Renata B.: Ich hatte bis dato noch NIE ein Problem. Und ich bin Kassenpatient! Unser Hausarzt ist mega. Selbst beim Kinderarzt im Ringmarkt in Neuwied keinerlei Probleme, ob Terminvereinbarung oder Rezeptbestellung, funktioniert alles perfekt. Kliniken, Fachärzte....was ich will, bekomme ich zeitnah!
Martina P.: Ich habe eine Einweisung fürs Krankenhaus bekommen. Drei Tage versuch,t telefonisch einen Termin zu vereinbaren und das in vier Kliniken. Warteschleifen von über drei Stunden. Ende vom Lied ist das ich sechs Wochen warten muss. Am 1. 12 darf ich ins Krankenhaus. Das ist schon ein vorgezogener Termin, sagte man mir. Wartezeit bis Mitte Januar wäre normal. Ich fühle mich absolut nicht gut aufgehoben in unserem Gesundheitswesen.
Sarah K.: Hausarzt, Gynäkologe und Kinderarzt sind top.. dafür muss ich aber auch weit fahren. Der Rest ist eine Katastrophe.
Miriam W.:Nein, das ganze System ist überlastet. Und das ist traurig. Es gibt zu wenig Fachärzte in der Gegend und die es gibt, nehmen keine weiteren Patienten auf. Hinzu kommen Wartezeit für einen Termin von sechs Monaten bis ein Jahr und länger. Aber um so einen Termin zu bekommen, muss man dann einen halben Tag frei bekommen.
Kristina S.: Nein. Die Möglichkeit an einen Facharzt zu gelangen ist fast unmöglich.
Christiane M.: Nein. Auch bei schwersten Erkrankungen monatelange Wartezeiten.
Bettina K.: Soweit alles im grünen Bereich. Nur entbinden würde ich nun nicht mehr wollen...., weil die Fahrt unter Wehen zu weit wäre.
Andrea H.: In unserer Region werden in absehbarer Zeit mehrere Hausärzte in Rente gehen. Wenn es keine Nachfolger geben wird, wird das hier sehr sportlich, einen neuen Hausarzt zu finden. Es werden jetzt schon keine neuen Patienten mehr angenommen, weil die vorhandenen bereits jetzt überlastet sind. Krankenhäuser Linz und Neuwied sind für uns in erreichbarer Nähe. Ansonsten Koblenz oder Bonn. Facharzttermine zeitnah zu bekommen, ist wie ein 6er im Lotto. Lange Wartezeiten für akute Beschwerden.
Daniela S.: Die Krankenhäuser sind eine Katastrophe, Patienten werden quasi vor die Tür gesetzt, auf Termine muss man ewig warten.... Personal sucht man vergeblich. Man kann nur hoffen, dass man nicht krank wird.
Kati S.: Ich hatte vor drei Wochen einen Hörsturz. Handlungsempfehlung: in 24 bis 48 Stunden einen HNO aufsuchen, sonst könnten dauerhafte Schäden bleiben. HNO Nr.1 nimmt keine neuen Patienten auf. HNO Nr.2 Termin in vier Monaten. HNO Nr.3 Termin in sechs Monaten.
Jutta H.: Leider nein! Schon alleine einen Termin bei einem Arzt zu bekommen ist zu einem Spießrutenlauf geworden!
Henning K.: Die medizinische Versorgung ist im Umkreis relativ gut. Zwei Krankenhäuser in der Stadt und es gibt auch einige Allgemein- und Fachärzte. Ansonsten ist in der Nähe Andernach, Bendorf, Koblenz auch sehr gut aufgestellt. Und im Ernstfall ist das BWZK das beste Krankenhaus
Lilli L.: Ja. Bin aber auch Privatpatient.
Elisa L.: Mein Hausarzt ist so am Limit, der kann sich gar keine Zeit mehr nehmen. Ich weiß nicht, wie lange das noch gut geht. Hautarzt-Termin zum Screening gibt’s auch keinen - aber für `ne Botox Spritze kann man am nächsten Tag kommen. Zum Gynäkologen fahre ich seit Jahren nach Höhr-Grenzhausen. Überall kommt man sich vor wie ein Bettler. Zum Glück sind meine Kinder schon groß und ich brauche keinen Kinderarzt mehr! Wenn man ernsthaft krank ist, ist man verloren.
Tom W.: Lach , im Moment ist nur eins sicher, man hat eher einen Termin mit dem Bestatter als mit dem Facharzt! So sicher ist unser Gesundheitssystem!
Nicole J.: Arbeite selbst in dem Bereich, stundenlanges Warten in der Notaufnahme wird zur Normalität, Notfallmedizin und Kinderversorgung wurde gestrichen in der Auszahlung für die Versorgung, es wird immer schlimmer und schlimmer... Aber ist ja nicht so, dass wir Pflegekräfte da nicht schon Jahrelang darauf hinweisen...
Nurhan S.: KATASTROPHE! Mehr kann man dazu echt nicht mehr sagen.
Sylvia H.: Nein. Habe seit 3 Wochen eine Überweisung zum Kardiologen mit Dringlichkeitscode vom Hausarzt. Habe mich bei 116 117 gemeldet. Bis heute kein Termin.
Ri T.: Nein keineswegs. Heute noch mit einer Ärztin darüber gesprochen, dass ich schon seit Wochen versuche einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Habe schon meine Krankenkasse um Hilfe gebeten . Nach fünf Tagen kam die Antwort, dass sie leider auch keinen Termin für mich vereinbaren konnten!
Wolfgang D.: Generell ob in NR oder....die ärztliche Betreuung ist miserabel, hier ist eine grundlegende Änderung notwendig. Aber ich weiß, dass es in allen anderen Ländern nicht besser, eher schlechter ist.
Nadja H.: Überhaupt nicht! Selbst wenn man beim Arzt anruft und sagt es liegt eine Infektion vor, kommen die einem mit Terminen im Januar oder Februar. Das man Antibiotika braucht ist denen wohl nicht klar. Auf Verdacht auf wiederholte Zysten an den Eileitern und mit Schmerzen, dasselbe, Termin im März erst frei.
Gui K.: Ich frage mich mittlerweile warum die Kassenbeiträge so steigen? Beruflich bedingt eine Kontrolle der Lunge, letzte Woche versucht Termin zu bekommen. Von 10 Praxen im Umkreis von 50 Kilometer nur zwei, die Termine an Kassenpatienten vergeben und da darf man dann bei der einen bis April 2026 und bei der anderen bis Juni 2026 warten. Bis dahin kann man ja schon an Lungenkrebs verreckt sein!
Einige Kommentare wurden zum besseren Leseverständnis geringfügig redaktionell bearbeitet und/oder gekürzt. (rm)
Leserkommentare zur medizinischen Versorgung aus dem Westerwaldkreis
Leserkommentare zur medizinischen Versorgung aus dem Kreis Altenkirchen
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