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Pressemitteilung vom 11.11.2025    

Altersarmut und Fachkräftemangel: Linz am Rhein sucht Antworten auf brennende Fragen

Mit einer gut besuchten Auftaktveranstaltung starteten die Demografiewochen in der Verbandsgemeinde Linz am Rhein. Bürgermeister Frank Becker eröffnete den Abend, dessen Höhepunkt ein Vortrag von Professor Dr. Stefan Sell war. Der renommierte Sozialpolitiker beleuchtete eindrucksvoll die Herausforderungen des demografischen Wandels.

Professor Dr. Stefan Sell bei seinem Vortrag. (Foto: Joscha Wölbert)

Linz am Rhein. Rund 50 Gäste kamen zur Eröffnung der Demografiewochen im großen Saal der Verbandsgemeindeverwaltung zusammen, um sich über regionale Hilfs- und Unterstützungsangebote zu informieren. Bürgermeister Frank Becker begrüßte die Besucher herzlich und lobte das Engagement der teilnehmenden Organisationen und Initiativen: "Wir sind in unserer Region wirklich sehr umfangreich aufgestellt, wenn es um Hilfe im Alter geht. Eine Veranstaltung wie diese hilft dabei, die vielen Angebote auch bekannt zu machen", betonte Becker. Gemeinsam mit Mitgliedern des Seniorenbeirats verschaffte er sich bei einem Rundgang einen Überblick über die Vielfalt der präsentierten Angebote.

Jede Generation ist kleiner, als die Vorhergehende
Der Höhepunkt des Abends war der Vortrag von Professor Dr. Stefan Sell von der Universität Koblenz. Mit eindrücklichen Zahlen und klaren Worten skizzierte er die Herausforderungen des demografischen Wandels. Er erinnerte daran, dass 1964 der geburtenstärkste Jahrgang der Bundesrepublik war: "Fast 1,4 Millionen Babys kamen damals zur Welt." Doch seither habe sich das Blatt gewendet. Jede Generation sei um etwa ein Drittel kleiner als die vorherige. Selbst eine plötzliche Trendwende würde Jahrzehnte benötigen, um die Folgen dieser Entwicklung abzufedern.

"Die nächsten 15 Jahre werden bitter", so Sell. "Wir verlieren jährlich eine Großstadt auf dem Arbeitsmarkt." Rund 13 Millionen Menschen werden bis 2040 in den Ruhestand gehen, während nur etwa die Hälfte dieser Zahl durch jüngere Arbeitskräfte ersetzt werden könne. Auch die Zuwanderung könne das Problem nicht lösen: "Wir bräuchten jährlich 500.000 zusätzliche Arbeitskräfte - das entspricht einer Bruttozuwanderung von 1,5 Millionen Menschen. Eine solche Zahl ist gesellschaftlich kaum leistbar."



Immer mehr Altersarmut
Neben dem Fachkräftemangel warnte der Professor vor zunehmender sozialer Ungleichheit: "Die Schere zwischen Arm und Reich wird gerade im Alter enorm auseinandergehen. Ohne Umverteilung wird ein Teil der Bevölkerung massiv in die Altersarmut rutschen." Als Lösungsansätze nannte Sell unter anderem die stärkere Einbindung sogenannter "Silver Worker", also erfahrener Senioren, sowie den Ausbau des ehrenamtlichen Engagements. Internationale Beispiele könnten ebenfalls Orientierung bieten, wie die Rentensysteme in der Schweiz und den Niederlanden.

Zum Abschluss appellierte Sell: "Wir müssen Fürsorge in der Gesellschaft wieder positiv besetzen. Wenn wir jetzt handeln, können wir die kommenden Jahre gestalten - warten wir zu lange, wird es immer schwieriger."

Bürgermeister Becker dankte Professor Sell für den erkenntnisreichen Vortrag und betonte die gute Vorbereitung der Verbandsgemeinde mit ihren rund 400 ehrenamtlichen Helfern. Der Abend endete mit anregenden Gesprächen. In den kommenden Tagen und Wochen folgen weitere Treffen zwischen Jung und Alt. (PM/Red)


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