Werbung

Nachricht vom 05.11.2025    

Vom Westerwald zum globalen Millionenbetrug: Ermittler entlarven Fake-Angebote und Zahlungsfallen

Bei der Razzia gegen mutmaßliche Betrugs- und Geldwäschenetzwerke auf drei Kontinenten sind auch 29 Objekte in Deutschland durchsucht worden. In Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein waren mehr als 250 Einsatzkräfte im Einsatz, wie das Bundeskriminalamt (BKA) und andere Behörden in Wiesbaden mitteilten. 18 Haftbefehle waren zuvor am Dienstag im In- und Ausland vollstreckt worden, darunter fünf in Deutschland.

Bundeskriminalamt zu Betrugs- und Geldwäschenetzwerken. (Foto: Jens Albes/dpa)

Wiesbaden. Den insgesamt 44 Beschuldigten - 36 Männern und acht Frauen im Alter zwischen 32 und 74 Jahren - wird vorgeworfen, Kreditkartendaten von Geschädigten aus 193 Ländern genutzt zu haben, um mehr als 19 Millionen Fake-Abos über professionell betriebene Schein-Webseiten abzuschließen. Es soll um über vier Millionen betroffene Kreditkarteninhaber und mehr als 500 Scheinfirmen gehen.

Der von 2016 bis 2021 entstandene Gesamtschaden soll sich auf mehr als 300 Millionen Euro belaufen. Weitere geplante kriminelle Geldflüsse von insgesamt rund 750 Millionen Euro konnten nach den Angaben nicht mehr verwirklicht werden, etwa weil Kreditkarten veraltet waren.

Ursprung der Ermittlungen im Westerwald
Die Zahl der Beschuldigten alleine in Deutschland nannte das BKA "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht. Laut der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz lag der Ursprung der fünfjährigen internationalen Ermittlungen im rheinland-pfälzischen Montabaur im Westerwald - dort habe ein Beschuldigter seinen Wohnsitz oder eine Firma, genauer wollte sich die Behörde nicht äußern.

Auch Fake-Porno-Angebote
Die Fake-Webseiten vor allem zu angeblichen Porno-, Dating- und Streamingangeboten dienten dem BKA zufolge nur dazu, die Kreditkarten der Geschädigten mit entsprechenden Gebühren zu belasten. Die monatlich abgebuchten Beträge waren bewusst eher klein, beispielsweise 50 Euro oder 50 Dollar, und mit unverständlichen Verwendungszwecken versehen. Damit sollten viele Kreditkarteninhaber die Abbuchungen überlesen, nicht eindeutig zuordnen oder nicht als falsch erkennen.

Die Beschuldigten sollen zur Abwicklung von Zahlungen vier große deutsche Zahlungsdienstleister kompromittiert haben. Bei einem von ihnen sollen die Beschuldigten eigens eine für Geldwäsche programmierte Software installiert haben.

Razzia bis nach Singapur und Zypern

An der internationalen Razzia waren unter anderem das BKA und die Landeszentralstelle Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz beteiligt. Die Beamten filzten auch Objekte in Italien, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Singapur, Spanien, den Vereinigten Staaten und Zypern.



Zu den 44 Beschuldigten zählen mutmaßliche Beteiligte dreier internationaler Betrugsnetzwerke, einstige Verantwortliche deutscher Zahlungsdienstleister, Vermittler, Anbieter von "Crime as a service" (Kriminalität als Service) und ein selbstständiger "Risk Manager" (Risikomanager).

Anti-Geldwäsche-Behörde erkennt auffälliges Verdachtsmuster
Die Ermittlungen ausgelöst hatten Erkenntnisse der Anti-Geldwäsche-Behörde FIU. Sie hatte bei zahlreichen einzelnen Verdachtsmeldungen ein auffälliges Muster erkannt. Die Kreditkartendaten der Opfer sollen die Beschuldigten etwa mit Phishing-Attacken erbeutet haben. Hierbei versuchen Kriminelle, sensible Daten wie Passwörter oder Bankinformationen zu stehlen, indem sie sich etwa per gefälschter E-Mail oder Webseite als eine vertrauenswürdige Person oder Institution ausgeben.

Die aufwendigen, bisher verdeckten Ermittlungen dauern an - unter anderem mit mehr als 90 Rechtshilfeersuchen in anderen Ländern, etwa zur Klärung dortiger Sachverhalte. Die Betrügereien wurden laut BKA bereits seit 2021 vollständig gestoppt. Die Ermittler tauften ihre Arbeit "Operation Chargeback". Damit ist eine Rückbuchung einer Kartenzahlung gemeint, weil ein Kunde bei seiner Bank die Stornierung einer Abbuchung etwa wegen Betrugs fordert.

Der Koblenzer Generalstaatsanwalt Harald Kruse sagte zum Ausmaß der Betrügereien: "Die puren Zahlen in diesem Verfahren lassen einen schwindeln." Die Ermittlungen hätten bis zu Ländern wie Nordkorea gereicht. "Ich wusste gar nicht, dass es dort Kreditkarten gibt", sagte Kruse. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) sprach von einem "wichtigen Schlag gegen ein internationales Geldwäschenetzwerk". (dpa/bearbeitet durch Red)


Mehr dazu:   Blaulicht  
Feedback: Hinweise an die Redaktion

.: Neu bei Instagram :. => @kuriere_news

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
   

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Rheinland-Pfalz


Herbstliches Wetter in Rheinland-Pfalz: Sonnige Tage, frostige Nächte

Der Herbst zeigt sich in Rheinland-Pfalz von seiner freundlichen Seite. Doch die kühlen Nächte bringen ...

Rheinland-Pfalz setzt auf das Auto: Drei Viertel der Berufspendler fahren mit dem Pkw zur Arbeit

In Rheinland-Pfalz dominieren Autos den Arbeitsweg. Eine aktuelle Statistik zeigt, dass die Mehrheit ...

Rheinland-Pfalz kämpft mit Ladepunkt-Engpass für Elektroautos

Die Elektromobilität steht in Rheinland-Pfalz vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Analyse zeigt, ...

Kanzler-Aussagen zur Migrationspolitik sorgen für Diskussionen in Rheinland-Pfalz

Die jüngsten Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zum Thema Stadtbild und Migration haben ...

Herbstlicher Anstieg: Atemwegsinfekte in Rheinland-Pfalz auf dem Vormarsch

Mit dem Herbstanfang steigt die Zahl der Krankmeldungen aufgrund von Atemwegsinfekten in Rheinland-Pfalz ...

Endspurt für junge Forscher: Anmeldeschluss bei Jugend forscht naht

Der Countdown läuft für Deutschlands renommiertesten Nachwuchswettbewerb in den MINT-Fächern. Die Frist ...

Weitere Artikel


Von Klimaschutz bis Wohnwende: Die Grünen setzen auf Beteiligung und Sicherheit

Zwei Tage kommen die Grünen in Bingen zusammen und beraten ihr Programm für die Landtagswahl. Neben Klimaschutz ...

Neue Plattform für digitale Gesundheitsinformationen gestartet

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran und bietet zahlreiche Vorteile. Eine neue Internetseite ...

Leubsdorf: Herbstkonzert der Feuerwehr am 15. November im Bürgerhaus

Am Samstag, 15. November, lädt der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Leubsdorf zu einem besonderen ...

Unfallflucht in Dierdorf: Unbekannter rammt Hauswand

In Dierdorf kam es Ende Oktober zu einer Verkehrsunfallflucht, die Rätsel aufgibt. Ein unbekanntes Fahrzeug ...

Unfallflucht auf dem Marktplatz in Asbach

Am Vormittag des Dienstags (4. November 2025) kam es auf dem Marktplatz in Asbach zu einem Vorfall, bei ...

Unfall auf der A3: Fahrer unter Alkoholeinfluss überschlägt sich

In den frühen Morgenstunden des Mittwochs (5. November 2025) ereignete sich auf der A3 ein Verkehrsunfall, ...

Werbung