Wirtschaft | Gastartikel
Wie realistisch wäre ein Casino-Raub wie in "Ocean's Eleven"?
GASTARTIKEL 18+ | Hinweis: Dieser Artikel ist für ein erwachsenes Publikum bestimmt und behandelt Themen (beinhaltet ggf. Links), die sich an Personen ab 18 Jahren richten. Wer liebt nicht einen guten Heist-Film? Hollywood feiert das Genre definitiv. Einer der einflussreichsten Film dieser Art ist „Ocean’s Eleven“ –zu Recht. Die Geschichte dreht sich um Danny Ocean und sein Team, denen es gelingt, drei der bekanntesten Casinos in Las Vegas auszurauben.¹
Danny beraubt das Bellagio, Mirage und MGM Grand und macht sich dann lässig mit den Millionen US-Dollar und seinem von Charm überquellenden Team in den Sonnenuntergang davon, ohne dass irgendwer weiß, wer den Laden wirklich ausgeräumt hat.
Die naheliegende Frage, die den Bogen von der Fiktion zur Realität schlägt, ist: Wie schützen sich moderne Casinos gegen die weniger charmanten Kriminellen aus der echten Welt? In diesem Artikel stelle ich die Sicherheitsarchitektur moderner Casinos vor. Ich werde zudem erklären, warum selbst Danny Ocean in der Realität nicht einmal die Rezeption überwunden hätte. Vielleicht hätte ihm da noch sein Charme geholfen, aber spätestens danach wäre Schluss gewesen.
Was verschweigt „Ocean's Eleven“ über Casino-Sicherheit?
Klar, „Ocean's Eleven“ ist einer der besten Filme aller Zeiten. Gleichzeitig handelt es sich dabei um Fiktion. Ich kann vorwegnehmen, dass die Casino-Sicherheit in den drei Casinos im Film nicht vergleichbar mit modernen Vorkehrungen in der echten Welt ist. Die wirkliche Sicherheitsarchitektur moderner Casinos ist eher vergleichbar mit der von Banken oder militärischen Einrichtungen.
Das erste System, das im Film überwunden wird? Die Kameras. Diese Taktik wird gerne und oft in solchen Filmen dargestellt. Doch dabei gibt es einen Hacken: In der Regel lassen sich nicht einfach so Kameras manipulieren, ohne dass ein anderes System Alarm schlägt. Das erste unrealistische Element in diesem Film ist daher ist die Darstellung der Überwachungsapparate. In der Realität werden redundante Systeme eingesetzt, die sich gegenseitig überwachen und melden, wenn ein System sich unerwartet verhält, wie zum Beispiel die Kameras im Bellagio im Film. Dafür reicht oft nur eine Kamera, die etwas Komisches anzeigt oder eine Fehlfunktion hat – und schon wird Alarm ausgelöst. Hinzu kommt, dass die Aufnahmen in der Regel in der Cloud oder außerhalb des Casinos gespeichert werden, man sie also nicht einfach löschen kann2.
Zu guter Letzt sollte man nie den menschlichen Faktor unterschätzen. In einem Casino arbeitet eine kleine Armee an Personal und Sicherheitskräften. Jeder Schritt von jedem Besucher wird penibel überwacht. Wenn jemand auch nur zu schnell zu viel gewinnt, wird die Person meistens gebeten, das Casino zu verlassen. Niemand würde einen Menschen mit möglichen schlechten Intentionen unbeaufsichtigt durch eine Militärbasis laufen lassen – und das Gleiche gilt auch für Casinos.
Moderne Überwachungsarchitektur in Casinos
Ein „Eye in the Sky” war in den 2000er-Jahren noch etwas rudimentärer als Anlagen heute. „Ocean’s Eleven“ bleibt ein Produkt seiner Zeit. Doch die Zeiten haben sich geändert. Heutzutage ist das „Auge im Himmel”, also die Überwachungskamera, wirklich allessehend und kann mit 4K-Auflösung auch die letzten Ecken des Casinos rund um die Uhr überwachen. Diese Kameras sind darauf ausgelegt, selbst im Zoom noch problemlos Gesichter in höher Auflösung aufzunehmen.
Zudem hat Künstliche Intelligenz (KI) ihren Platz in modernen Casinos gefunden. Sie analysiert die Videoaufnahmen, womit Muster früher als zuvor erkannt werden können. Sie meldet zudem, wenn sich jemand zu lange in einem Bereich aufhält oder sich ungewöhnlich verhält.
Außerdem werden in Casinos innovative Gesichtserkennungstechnologien genutzt, welche die Besucher mit den Gesichtern von bekannten Sternchen und gesperrten Spielern abgleichen. So können problematische Individuen schnell identifiziert und aus dem Casino begleitet werden, bevor sie sich überhaupt setzen und einen Einsatz tätigen können.
Zugangskontrollen und physische Sicherheit
In „Ocean’s Eleven“ wirkt alles einfach. Die smarten Helden schaffen es ohne Mühe, in gesicherte Bereiche vorzudringen. Dort ist niemand verwundert über die neuen Gesichter. Fast keiner glaubt, dass es in der Realität auch so funktionieren würde. Um sich vor Diebstahl zu schützen, verwenden Casinos für gesicherte Bereiche mehrstufige Zugangskontrollen, die zusätzlich zum Teil durch biometrische Daten wie Fingerabdrücke oder Gesichtserkennung geschützt sind. Da hilft einem selbst der beste gefälschte Mitarbeiterausweis nichts, wenn man nicht im System registriert ist.
Daher ist es nicht überraschend, dass man nur schwer in den Tresorraum kommt, selbst wenn man für den Glücksspielbetreiber arbeitet. Auf dem Weg zum innersten Heiligtum des Casinos gibt es unzählige Türen mit Protokollen und Kontrollen, die genau aufzeigen, wer sich wann wo aufgehalten hat. Hinzukommen sogenannte „Mantraps”, Räume, in welchen nur eine Tür gleichzeitig offen sein kann. Darüber hinaus wird das Geld meistens täglich abgeholt und würde nie einfach tagelang im Tresor herumliegen. Echte Casinos halten die Menge an Bargeld so gering wie möglich, schon aus logistischen Gründen.
Alarmsysteme und Reaktionszeiten
Selbst wenn man es in den Tresor schaffen würde, ginge wahrscheinlich beim ersten Versuch, etwas zu öffnen, ein stiller Alarm los. Dieser Alarm funkt dann direkt die Polizei an. In einer Stadt wie Las Vegas würden mehrere Einheiten innerhalb von Minuten vor der Tür stehen. Hinzu kommt, dass diese Tür versiegelt sein wird und es nur wenige gibt, die den Schlüssel haben oder den Code kennen.
Außerdem gibt es in den Geldkassetten Farbbomben und GPS-Tracker, die das Geld nutzlos machen würden, selbst wenn man es geschafft hätte, es zu stehlen. Es könnte sogar sein, dass man aufgrund seiner Beute schneller geortet wird. Obwohl der Film einige Jahre alt ist und nicht die Realität widerspiegelt, merkt man dennoch, dass auch die Betreiber von Casinos „Ocean’s Eleven“ geschaut haben.
Die menschliche Komponente
Hier finden sich dann doch einige Parallelen zur Realität. Die beste Möglichkeit, um die Casinos kurzfristig zu verwirren ist, auch im echten Leben, die menschliche Komponente. Damit ist jedoch nicht gemeint, dass man sich ganz charmant in den Tresor bittet, sondern mit einfachen Kartenspielertricks das Personal zu seinen Gunsten manipuliert In Zürich hat eine Gruppe, die unter dem Namen „Chinese Eleven“ Schlagzeilen machte, knapp 140.000 Schweizer Franken ergaunert, mit gezinkten Karten und anderen technischen Hilfsmitteln3.
Ihr größter „Vorteil“ war der Croupier, der mit den Betrügern zusammenarbeitete. So konnten sie effektiv die Spiele manipulieren und Gewinne anhäufen. Die Gruppe ist aber trotz all ihrer Sicherheitsmaßnahmen von den Systemen des Casinos geschnappt worden.
Historische Raubversuche in Casinos und deren Scheitern
Die Geschichte zeigt, dass Casino-Raubüberfälle selten erfolgreich waren. Ein berühmtes Beispiel ist der Raub im Bellagio im Jahr 2010, bei dem ein bewaffneter Räuber Chips im Wert von 1,5 Millionen US-Dollar stahl. Er wurde nach wenigen Stunden gefasst, lange bevor er die Chips zu Geld machen konnte.
Der vielleicht aufsehenerregendste Fall war der des „MIT Blackjack Teams", das legale Techniken des Kartenzählens nutzte. Trotz der Legalität wurden sie von den Sicherheitssystemen identifiziert und aus praktisch allen großen Casinos verbannt.
Online Casinos: Eine neue Dimension der Sicherheit
Während „Ocean's Eleven“ sich auf physische Casinos konzentriere, sollten auch die Sicherheitsmaßnahmen von Online Casinos in diesem Text Platz finden. Casinos im Netz setzen auf Verschlüsselungsprotokolle, Zwei-Faktor-Authentifizierung und kontinuierliche Überwachung aller Transaktionen. Die Sicherheitsstandards in seriösen Online Casinos sind teilweise noch höher als die in physischen Casinos. Jede Transaktion wird protokolliert, jedes Login überwacht, jede Unregelmäßigkeit löst eine Überprüfung aus.
Hierbei helfen auch neueste KI-Lösungen. Die Anbieter brauchen jedoch auch all die Unterstützung, die sie bekommen können4. Das klingt jetzt wie ein Widerspruch, weil ich gerade noch meinte, dass diese Online Casinos besser geschützt sind als die Glücksspielorte in Städten. Aber auch schlaue Angreifer lassen sich von KI unterstützen. Das führt zu neuen Problemen, auf die sich die Anbieter noch einstellen müssen.
Viel wichtiger ist es für Online Casinos, betrügerisches Vorgehen zu unterbinden, bei dem es nicht darum geht, Geld vom Online Casino zu erbeuten, sondern um Geldwäsche. Betrüger zahlen hierbei beispielsweise auf ihr Spielkonto mit Kryptowährungen ein und spielen den Betrag mehrmals im Casino durch, bevor die übriggebliebene Summe auf ein anderes Konto „sauber” überwiesen wird.
Warum „Ocean's Eleven“ trotzdem funktioniert
Trotz all der hier besprochenen unrealistischen Vorgänge bleibt „Ocean's Eleven“ ein fantastischer Film. Die Spannung der Handlung, die Cleverness des Plans und das Auftreten der Charaktere machen ihn unterhaltsam. Niemand schaut den Film, um eine Anleitung für einen Casino-Raub zu bekommen. Der Film ist Fiktion, der eine Wunschvorstellung davon darstellt, wie man „das System“ überlisten könnte.
Der Streifen spielt gekonnt mit der Faszination, die von Casinos ausgeht: die Glitzer-Welt von Las Vegas, die enormen Geldsummen und die Herausforderung, scheinbar unüberwindbare Sicherheitssysteme zu knacken5. Diese Faszination ist real, auch wenn die Durchführbarkeit des Raubs es nicht ist. All das macht den Film sogar besser – man kann die Show genießen, ohne sich Sorgen darüber machen zu müssen, dass jemand den Plan wirklich in der Realität umsetzt.
Abschließende Gedanken
Es ist höhst unwahrscheinlich, dass ein Casino-Raub wie bei „Ocean’s Eleven“ in der Realität funktionieren würde. Die Kombination aus moderner Überwachungstechnologie, KI-gestützten Systemen, biometrischen Zugangskontrollen, geschultem Personal und ausgeklügelten Alarmsystemen macht moderne Casinos zu uneinnehmbaren Festungen.
Was Hollywood als spannende Heist-Story verkauft, würde im echten Leben bereits in der Planungsphase scheitern. Die Sicherheitsarchitektur moderner Casinos ist so komplex und vielschichtig, dass selbst das brillanteste Verbrecherteam keine wirkliche Chance dagegen hätte. Das ist gut so, denn die Sicherheit der Casinos schützt nicht nur die Betreiber, sondern auch die vielen Menschen, die jedes Jahr diese Unterhaltungstempel besuchen.
„Ocean's Eleven“ bleibt ein Meisterwerk des Heist-Genres, aber eben auch genau das: ein Genre-Film, eine Fantasie, weit entfernt von dem, was in der realen Welt möglich wäre. Während Danny Ocean und sein Team im Film mit Millionen US-Dollar davonkommen, würden sie in der Realität vermutlich nicht einmal bis zum Fahrstuhl kommen, bevor Sicherheitspersonal sie höflich, aber bestimmt zum Ausgang begleiten würde. (prm)
(1) Die besten Heist Filme geschrieben und veröffentlicht von Moviepilot
(2) Gesichtserkennung geschrieben und veröffentlicht von Wikipedia
(3) Chinese Eleven - Der Raub im Züricher Casino geschrieben von Petra Zeitz und veröffentlicht von CasinoTopsOnline.com/de
(4) KI-Betrugserkennung im Bankwesen Geschrieben von Mesh Flinders und Ian Smalley veröffentlicht von IBM
(5) Welche Daten sollte der Browser verschlüsselt übertragen? Geschrieben und veröffentlicht von BSI.
Hinweis zu den Risiken von Glücksspielen:
Glücksspiel kann süchtig machen. Spielen Sie verantwortungsbewusst und nutzen Sie bei Bedarf Hilfsangebote wie die Suchtberatung (Link: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung - Glücksspielsucht).
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