"Lebenstexturen" in Hachenburg: Kleider, die eine Geschichte erzählen
Von Ulrike Puderbach
Am 6. November 2025 um 18.30 Uhr präsentiert Wir Westerwälder in Kooperation mit den Gleichstellungsbeauftragten der drei Landkreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwald eine Lesung der besonderen Art.
Hachenburg. Im "DAS 1718" am Alter Markt 16 in Hachenburg gibt Sinah Schlemmer einen Einblick in die Hintergründe und die Entstehung ihrer Kleidungsstücke, die sie in ihrem Buch "AMARAN - Lebenstexturen" beschreibt. Hinter jedem der Kleidungsstücke, die im Buch vorgestellt werden, steht ein ganz besonderer Stoff mit einer ganz besonderen, individuellen Geschichte. Die Menschen, die Sinah Schlemmer ihre Stoffe zum Vernähen bringen, erzählen ihr die Geschichte und dann entsteht ein neues Outfit.
Der Stoff, der auf die Bühne wollte
Unter anderem erzählt die Autorin die Geschichte eines Stoffes, der in den 70er Jahren in einer Kleiderfabrik in Hadamar vernäht wurde. Eine Frau, die dort zu dieser Zeit im Zuschnitt arbeitete, durfte sich die Reste dieses besonderen Stoffes mit nach Hause nehmen. Dort bewahrte sie ihn - sorgsam in Seidenpapier eingeschlagen - auf, denn sie war sich sicher, dass seine Zeit irgendwann kommen würde. 2022 brachte sie ihn dann gemeinsam mit ihrer Tochter ins Atelier von Sinah Schlemmer, um ihr Herzensanliegen an die Autorin und Modedesignerin zu übertragen. Zwei Jahre später durfte der schöne Stoff dann endlich die Bretter, die die Welt bedeuten, erobern und zwar in Form eines Kostüms, das in der Hofkirche in München von der Schauspielerin Brigitte Hobmeier getragen wurde.
Viele Materialien - viele Geschichten
Wer sich für diese interessanten Lebensgeschichten interessiert, der kann bei dieser Lesung noch viel mehr erfahren - über R.W. Felix Rieger, der bei seinem Ausstieg aus dem Business alle seine Krawatten abgab oder über Gudrun Schneider, die sich in der ehemaligen DDR mit dem Nähen eigener, moderner Kleidung ihr persönliches Stück Freiheit erkämpfte.
Eine entscheidene Frage in unserem Leben
Im Mittelpunkt des Buches und der Veranstaltung steht eine der drängendsten Fragen unserer Zeit: Was bleibt von uns, von unseren Erinnerungen, von unserer Kleidung? Diese Frage versucht Sinah Schlemmer zu beantworten und es gelingt ihr immer wieder. Kleidungsstücke und Stoffe werden zu Zeugen gelebter Momente und erzählen so eine Geschichte weiter, für die, die Kleidung nicht als die Wegwerfware sehen, die sie in unserer Kultur leider oft geworden ist.
Das Vorwort zu diesem zweisprachigen (deutsch/englischen) Buch wurde von der renommierten Londoner Mode-Expertin Orsola de Castro geschrieben und sie betont in diesem, dass Upcycling nicht mit Armut in Verbindung gebracht werden sollte, sondern mit Einfallsreichtum und Kreativität. Produziert und gedruckt wurde das Buch in Deutschland. Die Fotos im Buch wurden von der Modefotografin und Co-Autorin Johanna Link gemacht. Im Rahmen der Lesung können auch die Upcycling-Unikate im Original bewundert werden.
Die Veranstalter freuen sich am 6. November auf einen interessanten Austausch zwischen den Gästen und der Autorin. Für die Bewirtung sorgt das Team von "DAS 1817" in Hachenburg. An diesem Abend bietet das Team "Wildkräutersüppchen im Weckglas mit selbstgebackenem Sauerteigbrot" und natürlich Getränke an. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, um Anmeldung wird jedoch unter info@wir-westerwaelder.de gebeten, da die Sitzplätze nur begrenzt zur Verfügung stehen. (UP)
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