Erdmännchen mit kriminalistischem Spürsinn und KI im Ohr ermitteln für Interpol
Von Helmi Tischler-Venter
Die skurrile Idee der beiden Berliner Autoren Hans Rath und Edgar Rai, unter dem Pseudonym "Moritz Matthies" gemeinsam eine Krimireihe mit Erdmännchen als Ermittler zu schreiben, überzeugt durch witzige Dialoge und Bezüge zu realen Gegebenheiten. Bei der Autoren-Lesung des neuesten Bandes in der Kulturkirche Altenkirchen der Ev. Kirchengemeinde hatten die Zuhörer viel zu lachen.
Altenkirchen. Im Rahmen des Krimifestivals "Mordsregion Westerwald" stellt der Spiegel-Bestseller "Boom Boom Babuschka" durch seine tierischen Protagonisten eine Besonderheit dar. Die Autoren lasen die Dialoge mit festgelegten Rollen und Stimmvarianten, zum Beispiel lispelt Rufus und Criminell Intelligence Officerin Mary Montgomery spricht mit britischem Akzent. Unterstützt durch Gestik, wurden die Texte dadurch sehr lebendig.
Ray lebt mit seinem Erdmännchenclan im Berliner Zoo. Mit seiner feinen Spürnase ist er der perfekte Schnüffler. Sein Bruder Rufus hat sich mithilfe von Zeitungen selbst das Lesen beigebracht, dadurch besitzt er ein breites Wissen. Die beiden Erdmännchen werden in der Tasche ihres menschlichen Partners Phil transportiert, der nach zwei Single Malt Whiskys erdmännisch versteht. Mit einem Ohrstecker, der mehrere Sprachen übersetzt, können sie sich verständigen.
Diesmal ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn es geht um einen Selbstmord, der nicht nach einem schlecht getarnten Auftragsmord, sondern tatsächlich wie ein Selbstmord aussieht. Das macht Interpol misstrauisch, daher wird ermittelt. Der Tote ist Oleg Abrasimov, ein Oligarch, der in Nickel und Platin macht, mit geschätzten 1,8 Milliarden US-Dollar Privatvermögen. Gestorben ist er an seinem siebzigsten Geburtstag in seiner Villa auf Sardinien.
Im Learjet fliegen die drei Spürnasen nach Sardinien. In der Abrasimov-Villa verströmen die Witwe, ihre Freundin Tatjana und die Tochter massiv Trauer. Sie haben Olegs Leiche gemeinsam entdeckt und halten Selbstmord für ausgeschlossen. Ray erschnüffelt im Schlafzimmer: "Olegs Bett riecht ganz schön einsam."
Ihre besonderen tierischen Fähigkeiten brauchen die niedlichen Erdmännchen-Kriminalisten auch in einem weiteren plötzlichen Todesfall: "Juri ist tot!", schluchzt Tatjana, die Ehefrau des Oligarchen Juri Komarov und Freundin der Witwe Abrasimov. Juri verstarb in seiner Villa in Monaco, daher genießen die Erdmännchen im "Drecksloch" Monaco ein Hotel all-inclusive, denn es gibt dort Bettwanzen. In beiden Villen fallen Ray seltene Korallen auf und es riecht nach Propofol, das im Blut beider Toten gefunden wird. Die Ermittler entdecken, dass die beiden Witwen nicht nur die Trauer, sondern auch ein Liebesverhältnis verbindet.
Zu Rays und Rufus großer Schmach finden sie keinerlei Beweis für einen Mord. Sie kehren unverrichteter Dinge zurück und werden von den anderen Tieren mit Häme überschüttet. Auf dem Stimmungs-Tiefpunkt erscheint ein Hubschrauber, zwei schwarze original Interpol-Westen und zwei Seile fallen herunter und die Erdmännchen werden in den Helikopter gezogen zu Phil und Montgomery. Es geht wieder los…
Auf Micha Krämers Frage, wie das Schreiben zu Zweit funktioniere, erklärten die beiden sympathischen Autoren, dass sie einmal im Jahr eine Woche wegfahren und sich einschließen. Nach der Woche kommen sie mit einer Idee zurück, die sie ausarbeiten. Einer fängt an zu schreiben, der andere schreibt weiter, danach lektorieren sie über Kreuz. Dass sie es gut gemacht haben, wissen sie, wenn ihre Lektorin nicht sagen kann, wer welchen Teil geschrieben hat.
Als besondere Auszeichnung sehen sie die Zusage des äußerst kritischen Christoph Maria Herbst, den Text als Hörbuch zu lesen, ohne ihn zuvor kontrolliert zu haben.
Der Verein "Wäller Rumkugeln" bietet noch bis 10. Oktober witzige und spannende Lesungen an, für die noch Karten erhältlich sind unter www.mordsregion.de. htv
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