Pressemitteilung vom 18.08.2025
Ralf Dötsch: Ein Leben für die Pflege – Leiter des Seniorenheims Linz zieht Bilanz
Ralf Dötsch leitet seit über 29 Jahren das Seniorenheim der Verbandsgemeinde Linz am Rhein. Damit trägt er die Verantwortung für fast 140 Mitarbeiter und über 100 Bewohner. Ab 2026 plant er, in den Ruhestand zu gehen. Im Interview mit der Verbandsgemeindeverwaltung Linz am Rhein erzählt er, was seine Aufgaben sind, was ihn motiviert und was seine Nachfolge mitbringen sollte.

Linz am Rhein. 29 Jahre als Heimleiter sind gerade in dieser Position eine unglaublich lange Zeit. Was motiviert Sie, tagtäglich für das Seniorenheim zu arbeiten? Ganz klar die Menschen.
Der Job besteht von morgens bis abends aus Kommunikation. Das geht los bei der Interaktion mit den Bewohnern, über die Gespräche mit Angehörigen, bis zu den Absprachen mit den Mitarbeitern. Auch wenn man es kaum glauben kann, es gibt sogar Fachkräfte bei uns, die noch länger dabei sind als ich.
Die Entwicklung, die man über diese Zeit erlebt hat, war rasant. Hätte mir vor 29 Jahren jemand erzählt, was heute alles digitalisiert ist, hätte ich nicht schlecht gestaunt. Im Mai 1996 habe ich den ersten Computer für das Heim angeschafft. So konnte ich damals mit einem Excel-Tool die erste Rechnung ausdrucken. Heute durchzieht die Technik das ganze Haus. Jedes Dokument, jedes Gespräch und alle Bewohnerdaten sind heute digitalisiert.
Meine Arbeit ist außerdem immer spannend, weil ich die letzte Instanz bin. Die letzte Antwort muss ich finden. Daher ist es wichtig, immer am Ball zu bleiben. Das macht es herausfordernd und anregend. Es ist schön, wenn man dadurch etwas bewegen kann. Ganz wichtig sind aber auch die unzähligen Unterstützer. Das sind zuallererst natürlich meine Mitarbeiter. Ohne das fantastische Team hier im Haus wäre auch der Heimleiter aufgeschmissen. Mein herzlicher Dank gilt aber auch dem Bürgermeister, den Räten und Gremien sowie den vielen ehrenamtlichen Helfern zum Beispiel bei Essen auf Rädern. So ein großes Netzwerk mit vielen Unterstützern trägt natürlich zur Arbeitsfreude bei.
Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus? Was macht den Beruf als Heimleiter aus?
Die Arbeit als Heimleiter ist ganz klar ein Generalisten-Job. Eine praktische Veranlagung hilft, mit den Überraschungen im Leitungsalltag umzugehen. Natürlich arbeitet man auch immer an Berichten, Statistiken oder wirkt als Manager, aber immer wieder muss man eben selbst mit anpacken. Auch vertrete ich das Haus gerne nach außen, sei es in Gremien, bei der Stadt, der Verbandsgemeinde oder überregional im Kreis und Land.
Was haben Sie alles in fast 30 Jahrzehnten erreicht und was hat sich gewandelt?
In der Pflege hat sich in 30 Jahren vieles geändert. Die Pflegequalität damals und heute ist eine andere. Daher habe ich gerne neue Entwicklungsschritte im Betrieb forciert. Ich glaube, da haben wir rückblickend immer gut reagiert. Ich bin außerdem sehr froh, dass es keinen Fachkräftemangel bei uns gibt. Allerdings hat sich der Arbeitsmarkt von einem Arbeitgeber-Markt zu einem Arbeitnehmer-Markt gewandelt. Daher ist es wichtig, gerade die jungen Leute mit dem Job anzusprechen. Dass junge Menschen nur ihre Work-Life-Balance im Blick haben, kann ich übrigens nicht bestätigen. Gerade die Jungen arbeiten intuitiver mit den digitalen Systemen im Haus. Denen geht die Technik einfach besser von der Hand.
Worauf ich vor allem immer besonders geachtet habe, ist die Lebensqualität hier im Pflegeheim. Die Bewohner haben bei uns ein echtes zu Hause. Meine Mitarbeiter und ich erhalten von vielen Angehörigen ein positives Feedback. Ein solches Lob tut uns natürlich gut.
Welche Baustellen gibt es im Seniorenheim, was muss in Zukunft noch angepackt werden?
Was im Heim in den nächsten Jahren ansteht, sind Investitionen in das Gebäude und in die Ausstattung. Von 2001 bis 2003 gab es eine Generalsanierung. Damals wurden wir dadurch zu einer hochmodernen Einrichtung. Aber die Zeit bleibt nicht stehen. Heute besteht Bedarf vor allem in einer energetischen Sanierung. Das Haus muss fit für den Klimawandel gemacht werden. Fassade, Dach und Fenster müssen für kommende Hitzewellen einfach besser isoliert sein. Investitionsbedarf gibt es immer. Wir sind daher auch sehr froh, die Verbandsgemeinde als Träger zu haben, da sie nicht nur nah, sondern auch nahbar ist. So etwas ist sehr wertvoll.
Wieso haben Sie sich entschieden aufzuhören und was sollte Ihr Nachfolger mitbringen?
Ich werde 63. Irgendwann ist die Zeit gekommen, einem jüngeren Menschen den Staffelstab zu überreichen. Ich möchte das Haus aber auf jeden Fall in gute Hände abgeben. Gerne helfe ich auch noch bei der Einarbeitung. Mein Nachfolger sollte neben den allgemeinen beruflichen Qualifikationen vor allem kommunikativ und emphatisch sein.
Entscheidend für den Erfolg in der Pflege ist der Umgang miteinander. Das gilt den Bewohnern gegenüber, genauso wie auch gegenüber den Mitarbeitern. Natürlich fällt es mir schwer, zu gehen. Das wird eine große Veränderung in meinem Leben sein. Doch so etwas gehört dazu. Nichts bleibt, wie es ist. Aber ich habe auch Enkel, mache Kirchenmusik und betätige mich ehrenamtlich. Wer weiß, vielleicht fahre ich ja in Zukunft einmal das Essen auf Rädern aus. (PM)
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