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Nachricht vom 11.08.2025    

Gewalt in Kliniken: Sicherheitsmaßnahmen in Rheinland-Pfalz

In rheinland-pfälzischen Notaufnahmen und Arztpraxen ist Gewalt gegen das medizinische Personal ein zunehmendes Problem. Krankenhäuser und Praxen reagieren mit einem Maßnahmenkatalog, um die Sicherheit zu erhöhen und Aggressionen zu begegnen.

Hochschulambulanz der Unimed Mainz (Foto: Helmut Fricke/dpa)

Rheinland-Pfalz. Eigentlich sollten Krankenhäuser Orte der Hilfe sein, doch in den Notaufnahmen von Rheinland-Pfalz kochen die Emotionen manchmal hoch, was zu Gewalt gegenüber Pflegepersonal und Ärzten führen kann. Die Mainzer Universitätsmedizin berichtet von einer Verrohung im Umgang und zunehmender Respektlosigkeit. Verbale Übergriffe gehören hier zum Alltag. Um dem entgegenzuwirken, wurden Zugangsbeschränkungen eingeführt und Schulungen für Deeskalation sowie spezielles Kommunikationstraining angeboten. In der Zentralen Notaufnahme gibt es Notrufsysteme mit "stillem Alarm", um Polizei oder den Ordnungsdienst zu verständigen. Auch Sicherheitspersonal ist vor Ort.

Ähnlich beschreibt das Westpfalz-Klinikum die Lage, wo ebenfalls eine Zunahme der Übergriffe auf Mitarbeitende, besonders in den Notaufnahmen, beobachtet wird. Häufig sind Pöbeleien und Beleidigungen aufgrund langer Wartezeiten, gelegentlich auch wegen der Behandlung selbst. Eine Sprecherin erklärt: "Darüber hinaus bemerken wir eine zunehmende körperliche Gewaltbereitschaft." Zwar kommt es selten zu körperlichen Übergriffen, doch die Tendenz zur Gewalt steigt. Das Westpfalz-Klinikum bietet Kurse zu gewaltfreier Kommunikation an und betont den Erfolg dieser Maßnahmen. Ein Alarmsystem für Notfälle ist jedoch unerlässlich, ebenso wie zeitweise Präsenz eines Sicherheitsdienstes.

Schutzräume und "SafeWards-Konzept"
Das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (GKM) registriert immer wieder Vorfälle mit Patienten unter Drogen- oder Alkoholeinfluss sowie Übergriffe durch Menschen in psychischen Ausnahmesituationen. Verbale Beleidigungen und Drohungen sind alltäglich. Schutzräume für akute Bedrohungen und Deeskalationstrainings werden eingesetzt. Die Zentrale Notaufnahme kann verriegelt werden, nachts sind die Haupteingänge geschlossen und der Zugang kontrolliert.



In der Psychiatrie der Unimedizin Mainz wird das "SafeWards-Konzept" angewendet, um eine persönlichere Beziehung zwischen Personal und Patient aufzubauen und so die Gewaltbereitschaft zu senken. Klinikchef Ralf Kiesslich erklärt, dass dies allerdings nicht direkt auf Notaufnahmen übertragbar sei, da dort Besuche kürzer sind und Eskalationen schneller geschehen können. Wichtig sei, Abläufe klar zu erläutern.

Schulung zur Konfliktbewältigung
Die Landesärztekammer beobachtet die Vielzahl an verbalen und körperlichen Übergriffen mit Sorge, wie Präsident Günther Matheis betont. Zweimal im Jahr bietet die Kammer in Kooperation mit der Hochschule der Polizei eine Schulung mit dem Titel "Konfliktbewältigung in Notaufnahmen und Praxen" an, auch hier geht es um deeskalierende Kommunikation, aber auch um Selbstverteidigung. Die Termine in diesem Jahr seien bereits ausgebucht, teilt die Ärztekammer mit.

Angriffe gegen medizinisches Personal sollten strenger verfolgt werden, fordert Präsident Matheis und begrüßt den geplanten Gesetzesentwurf für Herbst 2025, der den strafrechtlichen Schutz verbessern soll.

Andreas Bartels von der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz weist auf die Anspruchshaltung vieler Patienten hin, die sogar an der Praxistheke Forderungen stellen und das Personal bedrohen. Bereitschaftspraxen sind ebenfalls betroffen; mittlerweile begleiten Fahrer die Ärzte bei Hausbesuchen, nachdem sich Ärzte geweigert hatten, alleine unterwegs zu sein.

(dpa/bearbeitet durch Red)


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