Dreifachmord im Westerwald: Was bisher bekannt ist - und was noch offen bleibt
Anfang April wurde eine Familie in Weitefeld brutal ermordet aufgefunden. Vier Monate später steht fest: Der mutmaßliche Täter ist ebenfalls tot. Trotz intensiver Ermittlungen und großer Öffentlichkeitsarbeit bleiben viele Fragen offen. Ein Überblick über die bisherigen Erkenntnisse und ungeklärten Aspekte.

Weitefeld. Was wir über den Dreifachmord wissen.
Tatort und Opfer: Am frühen Morgen des 6. April wurde eine 44-jährige Frau, ihr 47-jähriger Ehemann sowie ihr 16-jähriger Sohn tot in ihrem Haus in Weitefeld gefunden. Das kleine Städtchen mit rund 2.250 Einwohnern steht seither unter Schock. Die Opfer starben durch Stich- und Schussverletzungen; das Ehepaar verblutete, der Jugendliche erlitt eine Schussverletzung. Die Frau konnte um 3.45 Uhr noch einen Notruf absetzen. Beim Eintreffen der Polizei waren jedoch alle tot (wir berichteten ausführlich).
Der mutmaßliche Täter und die Fahndung: Aufgrund der am Tatort gefundenen Spuren identifizierte die Polizei schnell einen 61-jährigen Mann aus einem Nachbarort als Hauptverdächtigen. Die Staatsanwaltschaft Koblenz bezeichnete die Spurenlage als „in mehrfacher Hinsicht eindeutig“. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte wurde eine flüchtende, verletzte Person beobachtet, die nicht sofort verfolgt werden konnte und sich später als der Verdächtige herausstellte. Hunderte Beamte suchten daraufhin wiederholt die Wälder, Felder und sogar einen Weiher rund um Weitefeld ab. Auch die Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ unterstützte die Fahndung.
Haftbefehl und Ermittlungsstand: Im Haftbefehl wird von einem dringendem Tatverdacht wegen Mordes ausgegangen. Der Verdächtige soll heimtückisch und zur Verdeckung einer Straftat - der ersten Tötung - gehandelt haben. Bis Anfang Juli gingen rund 2.000 Hinweise beim Polizeihinweistelefon ein. Die Staatsanwaltschaft sprach von einer „erdrückenden Beweislage“, die den Mann als alleinigen Täter identifiziert. Andere Tatbeteiligte wurden nicht gefunden, das Verfahren ist aufgrund des Todes des Verdächtigen abgeschlossen.
Was wir über den Dreifachmord nicht wissen
Der Leichenfund im August: Am 5. August wurde die Leiche des gesuchten Mannes auf einem Feld nahe Weitefeld entdeckt – nur etwa einen Kilometer vom Tatort entfernt. Im Fundbereich gibt es Bäume, einen Bach und Wiesen. Obwohl das Gebiet bereits im April durchsucht worden war, könnte der damals bei der Suche sumpfige Boden das Auffinden verhindert haben, so die Polizei.
Die Liegedauer und die Flucht: Wie lange die Leiche dort lag, ist unklar. Hier sprach die Polizei nur von einer „längeren Liegedauer“. Ebenso ist derzeit nichts über die Fluchtroute in den Tagen nach der Tat bekannt. Neben einer im Bachlauf gefundenen Schusswaffe ist wenig weiteres Beweismaterial bekannt.
Die Identifizierung: Nach der Bergung brachte man die Leiche zur Universitätsklinik in Mainz, wo sie obduziert wurde. Durch Zahnstatusabgleich und DNA-Analyse konnte bestätigt werden, dass es sich um den international gesuchten Tatverdächtigen des Dreifachmordes vom 6. April handelt (wir berichteten).
Die Todesursache: Laut Staatsanwaltschaft kann aufgrund des fortgeschrittenen Verwesungszustands die Todesursache nicht eindeutig bestimmt werden. Es bleibt ebenfalls offen, ob der Mann Suizid beging oder an seinen Verletzungen starb. Ein Zeuge meldete den Fund, dessen Identität jedoch nicht veröffentlicht wurde.
Ungeklärte Motive und Hintergründe: Die Staatsanwaltschaft geht von einem zufälligen Zusammentreffen in der Tatnacht aus, das eskalierte. Ein direkter Bezug zwischen dem Täter und der Familie konnte bislang nicht festgestellt werden. Warum der Täter die Familie ermordete, ist bislang nicht abschließend geklärt. Auch die genaue Tatwaffe wird noch untersucht. (dpa/bearbeitet durch Red)
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