Pressemitteilung vom 24.07.2025
Motorradfahren in Rheinland-Pfalz: Zwischen Freiheit und Verantwortung
Die Leidenschaft für das Motorradfahren zieht viele Menschen in Rheinland-Pfalz in ihren Bann. Dabei geht es nicht nur um den Nervenkitzel, sondern auch um die Verantwortung, die mit diesem Hobby einhergeht.

Rheinland-Pfalz. Wenn Patrick Kuntz von seiner Harley erzählt, gerät er ins Schwärmen. "Ich hab mich schockverliebt", sagt er über seine erste große Maschine, eine "Fat Boy", die er im Herbst 2014 kaufte - noch bevor er den Führerschein dafür hatte. "Manche Entscheidungen", so der 53-Jährige, "trifft man eben mit dem Herzen - nicht mit dem Kopf." Kuntz teilt seine Leidenschaft mit Tausenden Motorradfahrerinnen und -fahrern in Rheinland-Pfalz. Einzeln oder in Gruppen erkunden sie die vielen Ausflugsziele des Bundeslandes. In Foren schwärmen Biker aus ganz Deutschland von den kurvenreichen Strecken durch die Wälder auf gut ausgebauten Straßen.
Im bundesweiten Vergleich gibt es in Rheinland-Pfalz besonders viele Motorräder. Mit durchschnittlich 65 zweirädrigen Kfz auf 1.000 Einwohner liegt das Bundesland nach Bayern und Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Saarland auf dem dritten Platz, wie das Kraftfahrt-Bundesamt jüngst mitteilte.
Kuntz ist über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus bekannt - als Gesicht und planerischer Kopf der "Harley Davidson riding Santas", einer Gruppe von Motorradfahrern, die seit 2015 am Nikolaustag unter anderem Schulen und Altersheime besuchen und Geld für das Hospiz Sterntaler in Dudenhofen sammeln. Im vergangenen Jahr kamen dabei 203.194,87 Euro zusammen. Am 23. August feiern die Santas offiziell ihr Zehnjähriges.
Doch trotz der Faszination birgt das Motorradfahren Risiken. Im vergangenen Jahr verunglückten 2.691 Menschen mit dem Motorrad in Rheinland-Pfalz. 521 wurden schwer verletzt, 35 verloren ihr Leben. Diese Zahlen zeigen, dass Motorradfahren mehr ist als ungehemmter Freizeitspaß. Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz (LKA) versucht, mit Reaktionstests, Sicherheitstrainings und Vorführungen gegenzusteuern. Technik kontrollieren, Schutzkleidung tragen, defensiv fahren - das sind die Empfehlungen. Besonders in Gruppen sollte versetzt gefahren werden, Abstand gehalten und riskante Manöver vermieden werden. Unfälle passieren oft nicht aus böser Absicht, sondern durch Selbstüberschätzung.
Lisa-Marie Jeckel, Landtagsabgeordnete der Freien Wähler in Rheinland-Pfalz, kennt die Faszination des Motorradfahrens aus eigener Erfahrung. Als Kleinkind saß sie bereits auf dem Motorrad ihres Onkels. Später war sie regelmäßig mit ihm oder Freunden unterwegs. "Für mich ist Motorradfahren vor allem Freiheit", sagt sie. "Dazu kommen Abenteuerlust, das Gefühl zu fliegen, Geschwindigkeit, Adrenalin - pure Energie."
Kuntz und Jeckel eint der tiefe Respekt vor der Maschine. Beide haben die Schattenseiten der Geschwindigkeit erlebt. Heute predigt Kuntz Verantwortung: Helm auf, Licht an, Abstand halten. Seine Touren sind kein Wettkampf, sondern ein Dialog mit Straße, Wind und Motor. Das LKA betont die Wichtigkeit der richtigen Ausrüstung: Protektoren können Knochenbrüche verhindern, reflektierende Westen erhöhen die Sichtbarkeit. Wer regelmäßig Technik und Reifendruck prüft, reduziert die Gefahr deutlich. Dennoch bleibt Motorradfahren riskant. "Aber ich glaube, es ist auch riskant, nie auf sein Gefühl zu hören und nie diese Freiheit zu genießen", sagt Kuntz.
Was ihn stört, ist das Klischee vom "Böse-Buben-Image". "Mit Tätowierung, Ohrring und Lederkutte gelten Biker bei vielen als Rocker. Die würden sich aber wundern, wie sozial Motorradfahrer oft eingestellt sind", erzählt Kuntz. Lisa-Marie Jeckel sieht es ähnlich. "Der größte Irrtum über das Motorradfahren ist vielleicht, dass es nur etwas für Draufgänger oder Adrenalinjunkies ist. Dabei geht es vielen - so wie mir - auch um Natur, Freiheit und das besondere Gefühl von Verbundenheit mit der Straße und dem Moment."
(dpa/bearbeitet durch Red)
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