Berufsfischer an der Mosel: Ein aussterbender Berufszweig
Die Zahl der Berufsfischer an der Mosel ist rückläufig. Trotz der Herausforderungen, die die Flussfischerei mit sich bringt, halten einige wenige Fischer an ihrem traditionellen Handwerk fest.

Wasserliesch/Koblenz. Marc Rosengarten zählt zu den letzten verbliebenen Berufsfischern an der Mosel. Gemeinsam mit seinem Team steuert er im Aluminium-Boot die ausgelegten Reusen an, um Aale zu fangen. Auch Döbel, Barsch und Rotaugen landen in ihren Netzen. "Das ist ganz okay", kommentiert der 54-Jährige die Ausbeute nach den ersten Stopps. Die Fischerei sei unberechenbar - man wisse nie, was der Tag bringe. An manchen Tagen kehren sie mit wenig zurück, an anderen mit bis zu 100 Kilogramm Fisch.
Noch gibt es neun Berufsfischer entlang der Mosel, doch die meisten betreiben die Fischerei nur im Nebenerwerb. "Von der Flussfischerei allein können sie nicht leben", erklärt Rosengarten, Vorsitzender der Berufsfischervereinigung Rhein-Mosel 1909. Er selbst lebt hauptsächlich von seiner Fischzucht in Trassem im Kreis Trier-Saarburg, wo er Forellen, Lachsforellen, Saiblinge und Karpfen züchtet.
Die Zahl der Berufsfischer sinkt kontinuierlich, viele scheiden altersbedingt aus, und Nachwuchs ist rar. "Es ist schon ein harter Job", betont Rosengarten. Immer mehr Fischer übernehmen mehrere Staustufen, sodass möglicherweise bald nur noch drei oder vier Fischer für das gesamte Gebiet zuständig sein werden.
In den 1950er Jahren gab es noch 68 Berufsfischer, doch die Zeiten haben sich geändert. Der Hecht, einst der dominierende Raubfisch, ist heute eine Seltenheit. Auch die Bestände von Aal und Rotauge sind stark rückläufig. Derzeit gibt es laut SGD Nord in Koblenz 41 Fischarten in der Mosel, darunter auch invasive Arten wie die Schwarzmundgrundel, die mittlerweile rund die Hälfte aller Fische ausmacht.
Beliebte Speisefische aus der Mosel sind Aal, Wels, Zander, Flussbarsch, Rotauge und Rapfen. Doch große, ältere Fische können erhöhte Konzentrationen von Spurenstoffen enthalten. Dennoch seien sie in der Regel zum Verzehr geeignet, so die SGD Nord.
Die Aufgaben der Fischer verändern sich zunehmend. "Wir gehen weg vom eigentlichen Fischfangen als Broterwerb zu Dingen wie der Aalschutzinitiative, zu Monitorings fürs Land sowie Umweltschutz und Hegemaßnahmen", erklärt Rosengarten. Die Aalschutzinitiative des Landes Rheinland-Pfalz ist dabei ein wichtiges Standbein. Im Rahmen dieser Initiative werden Aale aus der Mosel entnommen und über Wasserkraftwerke hinweg zum Rhein transportiert. Dort können sie ihre Reise zur Sargassosee fortsetzen, wo sie ihre Eier ablegen.
Rheinland-Pfalz zeigt Interesse daran, den Berufsstand der Flussfischer zu erhalten. Berufsfischer gibt es auch am Rhein und seinen Seitengewässern im Süden des Bundeslandes. Dort werden ähnliche Fischarten gefangen wie an der Mosel. (dpa/bearbeitet durch Red)
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