Kein Regenbogen über Neuwied: Kontroverse um fehlende Flaggen im Pride-Monat
Im Juni wird weltweit der Pride-Monat gefeiert, doch in Neuwied weht keine Regenbogenfahne. Die Entscheidung der Stadtverwaltung sorgt für Diskussionen und Kritik seitens der örtlichen Amnesty-Gruppe.

Neuwied. Im Rahmen des Pride-Monats wollte die Neuwieder Gruppe der Menschenrechtsorganisation Amnesty International auf Menschenrechtsverletzungen an queeren Personen aufmerksam machen. Mit einem bunt geschmückten Infostand plante die Gruppe, ein Zeichen gegen Homophobie und Intoleranz zu setzen. "Menschen sind nicht gleich, aber ihre Rechte!" lautet der Leitsatz von Amnesty International, der darauf hinweist, dass auch heute noch für diese Rechte gekämpft werden muss.
Enttäuschung über fehlende Regenbogenfahnen
Amnesty International bedauert die Entscheidung der Bundesregierung, im Pride-Monat keine Regenbogenfahnen vor öffentlichen Gebäuden zu hissen. Diese Fahnen symbolisieren Unterstützung und Schutz für die queere Gemeinschaft. Auch vor dem Rathaus in Neuwied fehlt die Regenbogenfahne, was bei den Verantwortlichen der Menschenrechtsgruppe auf Unverständnis stößt. Inge Rockenfeller äußerte: "Neuwied steht sonst immer für Freiheit und Toleranz, hier jetzt eine Ausnahme zu machen lässt Neuwied nicht gut aussehen!"
Manfred Kirsch erinnerte daran, dass es keine Selbstverständlichkeit sei, offen Flagge für die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft zeigen zu können, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Er verwies auf die Geschichte Deutschlands, in der der berüchtigte Paragraf 175 gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Männern kriminalisierte. Erst nach der Wiedervereinigung wurde dieser Paragraf aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. "Diesen Fortschritt habe man der in Deutschland gelebten Demokratie zu verdanken", so Kirsch.
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Herausforderungen in anderen Ländern
Susanne Kudies, Sprecherin der Neuwieder Amnesty-Gruppe, betonte, dass die Situation für queere Personen in vielen anderen Ländern schwieriger ist. Der Amnesty-Bericht zeigt, dass LGBTQ+-Personen in Ländern wie der Türkei und Ungarn diskriminiert und gesellschaftlich geächtet werden. Besonders das neue ungarische Gesetz, das am 18. März 2025 verabschiedet wurde, gibt Anlass zur Sorge. Es ermöglicht den Behörden, Pride-Veranstaltungen zu verbieten und setzt strenge Strafen für Organisatoren durch. "Wir, von Amnesty, hoffen, dass die Menschen sich davon nicht abschrecken lassen und trotzdem auf die Straße gehen und ihre bunte Vielfalt auf der Pride-Parade öffentlich zeigen und feiern!", sagte Kudies. Red
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