Werbung

Nachricht vom 23.06.2025    

Warum Assetpreise nicht mehr nur von Fundamentaldaten gesteuert werden

Dieser Artikel stellt keinerlei Finanz- oder Anlageberatung dar. Die Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine professionelle Beratung durch einen qualifizierten Experten. Wenn du jemals auf eine Aktie oder ein Krypto-Asset geschaut und gedacht hast: „Dieser Preis ergibt keinen Sinn“, bist du nicht allein. Im Jahr 2025 stellen sich immer mehr Trader und Investoren dieselbe Frage: Was bewegt die Märkte wirklich? Über Jahre wurde uns gesagt, dass sich Assetpreise nach Fundamentaldaten richten. Gute Gewinne, wachsendes BIP, stabiler Cashflow – das sollten die Anker sein. Aber irgendwo auf dem Weg hat sich etwas verändert. Das ist kein kurzfristiger Trend. Es ist ein struktureller Wandel. Assetpreise werden nicht mehr allein durch Fundamentaldaten gesteuert – und wer die anderen Einflussfaktoren nicht versteht, tappt im Dunkeln.

Symbolbild (KI generiert)

Was „Fundamentaldaten“ früher bedeuteten
Eine klassische Anlageklassen Übersicht zeigt, dass Assetpreise ursprünglich dazu gedacht waren, den inneren Wert eines Vermögenswerts widerzuspiegeln. Das bedeutete konkret:

Aktien: Gewinne, Umsatzwachstum, Margen und zukünftiger Cashflow
Anleihen: Zinssätze, Kreditrisiko und Inflation
Rohstoffe: Angebot, Nachfrage, Produktionskosten
Währungen: Zinsdifferenzen und Handelsbilanzen

Dieses Framework funktionierte gut, als Märkte langsam waren. Nachrichten brauchten Zeit, um verarbeitet zu werden. Die Teilnehmer waren überwiegend langfristig orientiert. Algorithmen liefen nicht den Headlines voraus. Informationen waren nicht sofort und überall verfügbar. Die heutigen Märkte leben in einem anderen Takt.

Warum Fundamentaldaten nicht mehr die Hauptrolle spielen
Es gibt fünf zentrale Gründe, warum Fundamentaldaten in den Hintergrund getreten sind:

1. Liquidität bewegt den Markt – nicht der Wert
Liquidität ist heute der direkteste Preistreiber. Wenn Kapital in ein Asset strömt – ob über Trading-Apps, Hedgefonds-Rotationen oder ETF-Zuflüsse – bewegt sich der Preis vor den Fundamentaldaten.

● Aktien steigen, bevor die Gewinne kommen.
● Oder sie fallen, obwohl die Zahlen gut aussehen.

Das ist Liquidität auf der Suche nach Rendite – nicht eine Bewertung basierend auf Performance. In illiquiden Märkten können schon kleine Kapitalflüsse den Preis deutlich von seinem fairen Wert entfernen.

2. Die Marktstruktur basiert auf Fluss – nicht auf Analyse
Mit dem Aufstieg von ETFs, Derivaten, passiven Fonds und Market-Making-Algorithmen stammen viele Preisbewegungen nicht mehr aus Analyse, sondern aus mechanischem Verhalten.

Beispiele:

● Options-Hedging, das Market-Maker zwingt, Assets zu kaufen oder zu verkaufen
● Indexanpassungen, die ganze Sektoren verschieben
● Quant-Strategien, die auf Volatilitätssignale reagieren, nicht auf Geschäftsberichte

Wenn Struktur den Fluss vorgibt, kann der Preis steigen oder fallen, ohne dass neue Daten vorliegen. Und wenn diese Struktur zusammenbricht, entstehen Crashes – auch ohne fundamentale Veränderungen.

3. Narrative sind stärker als Zahlen
In einer vernetzten Welt bewegen sich Geschichten schneller als Excel-Tabellen. Ein starker Makro-Narrativ (z. B. KI-Boom, Energiewende, Inflationsschutz, Zinssenkung) bringt Kapital in Sektoren lange bevor die Zahlen den Trend bestätigen.

Der Markt wartet nicht darauf, Recht zu haben – er preist ein, woran er glauben will. Fundamentaldaten zählen irgendwann – aber Narrative kommen zuerst. Deshalb bleiben Bewertungsmultiples länger hoch, als viele erwarten.

4. Massenverhalten und Sentiment sind dominanter
Retail-Trader, soziale Medien und kollektive Psychologie prägen die Preisbildung stärker als je zuvor. Das gilt nicht nur für Meme-Aktien – sondern auch für Blue Chips, Krypto und Rohstoffe.

Sentimentindikatoren sind heute genauso wichtig wie Quartalszahlen.

Wenn die Masse einen Pivot, einen Ausbruch oder einen Dump erwartet, spiegelt der Preis diese Erwartung – manchmal viel zu früh.

5. Notenbanken haben das Spiel verändert
Die globale Geldpolitik hat die Bewertungslogik nachhaltig verändert. Jahrelang unterdrückte Zinsen, QE-Programme und Liquiditätsflutungen haben klassische Bewertungsmodelle entkoppelt. Selbst in der aktuellen Hochzinsphase bleiben Assetpreise stark abhängig von:

● Zentralbank-Kommunikation
● Liquiditätssignalen
● Forward Guidance

Oft wichtiger als Gewinnmargen oder Wirtschaftsdaten.

Beispiele aus 2025, die das klassische Modell sprengen

Nvidia und KI-Aktien: Handeln auf Rekordbewertungen, nicht wegen aktueller Gewinne – sondern wegen erwarteter KI-Dominanz.
Bitcoin und Ethereum: Steigen trotz regulatorischer Unsicherheit und begrenzter realer Nutzung – getragen von ETF-Zuflüssen und Knappheitsnarrativen.
Ölpreise: Reagieren mehr auf Futures-Flow und geopolitische Stimmung als auf aktuelle Produktionsdaten.
US-Dollar-Index (DXY): Schwankt basierend auf Positionierungen und Zinserwartungen – oft unabhängig von Inflation oder Handelsbilanz.

Was Trader und Investoren stattdessen tun können
Wenn Fundamentaldaten allein nicht mehr reichen – worauf kannst du dich verlassen?

Kombiniere Fundamentals mit Flow-Analyse
Nutze Fundamentaldaten zur langfristigen Einordnung, aber Flow-Daten (Volumen, Optionsaktivität, ETF-Rotation, Sentiment) für Entry & Exit.

Fundamentals = die Story. Flow = der Trade.

Verstehe das Marktökosystem

Frage dich bei jeder Bewegung:

● Wer ist aktiv? Retail oder Institutionelle?
● Treiben Optionsmärkte den Spotpreis?
● Ist die Liquidität dünn oder stabil?

Das schützt dich vor falschen Ausbrüchen – und hilft dir, echte Wendepunkte zu erwischen.

Achte zuerst auf Makro und Struktur

Strukturelle Faktoren wie:

● Indexzugehörigkeit
● Hedging durch Derivate
● Zentralbank-Kommunikation

bestimmen wann und wie Fundamentals überhaupt im Preis ankommen.

Fazit: Fundamentaldaten zählen noch – aber der Takt wird vom Flow bestimmt
Bewertungen, Gewinne, Wachstum – das alles ist nicht tot. Aber es ist nicht mehr der Haupttreiber kurzfristiger Preisbewegungen. Wenn du 2025 mit einem echten Edge handeln oder investieren willst, brauchst du das volle Bild:

● Makro-Umfeld
● Liquiditätslage
● Massenpsychologie
● Marktstruktur

Und dann – erst dann – prüfe die Fundamentaldaten, um den Trade zu bestätigen. Nicht, um ihn zu rechtfertigen, bevor du einsteigst. Denn in den heutigen Märkten bewegt sich der Preis oft, bevor der Wert überhaupt Sinn ergibt. Und wer wartet, bis der Wert logisch erscheint, kommt oft zu spät. (prm)


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Wirtschaft


Neue Postfiliale in Neuwied eröffnet

Nach der Schließung der Postfiliale in der Langendorfer Straße gibt es nun erfreuliche Neuigkeiten für ...

Grundschulkinder aus Windhagen werden zu Wasserbotschaftern

Die Drittklässler der Grundschule Windhagen haben mit ihrem Engagement beim BHAG Kreativwettbewerb 2025 ...

Sparda-Bank Südwest fördert Superhelfer-Projekt des DRK Kreisverbands Neuwied

Mit 3.000 Euro unterstützt die Sparda-Bank Südwest das Präventionsprogramm Superhelfer-Projekt des DRK ...

Landrat Hallerbach will Kreis weiter zukunftsfit machen

Die erste Robotic-Convention der Hochschule Koblenz in Neuwied markiert einen bedeutenden Schritt zur ...

Effiziente Kanalsanierung in Neuwied: Ein innovatives Verfahren im Einsatz

In der Deichstraße in Neuwied wird ein 130 Jahre alter Abwasserkanal saniert. Die Servicebetriebe Neuwied ...

Oberhonnefeld-Gierend: Sportholzfällen live bei den Westerwälder Holztagen

Am 28. und 29. Juni erwartet die Besucher der Westerwälder Holztage in Oberhonnefeld-Gierend ein besonderes ...

Weitere Artikel


Sternekoch Stefan Marquard bekochte die Kita St. Antonius in Niederelbert

"Viele Köche verderben den Brei", so heißt es doch in einem alten deutschen Sprichwort. Diesen Spruch ...

Magische Begegnung im Neuwieder Big House: Mats und sein Schutzengel

Ein aufregendes Kindertheaterstück verzauberte das Publikum im Neuwieder Big House. Die Geschichte von ...

Neue Postfiliale in Neuwied eröffnet

Nach der Schließung der Postfiliale in der Langendorfer Straße gibt es nun erfreuliche Neuigkeiten für ...

Volltrunken am Steuer: Polizei stoppt Fahrer in Niederbreitbach

Ein ungewöhnlicher Vorfall ereignete sich am Morgen des 24. Juni in Niederbreitbach. Ein Autofahrer fiel ...

Theateraufführung "Das Camp" von Michael Assies am Werner Heisenberg-Gymnasium in Neuwied

Die Theater-AG des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Neuwied präsentiert unter der Leitung von Annette Ficus ...

Lachen, Toben, Staunen: Sommertreff auf dem Yzeurer Platz in Bendorf

Am Donnerstag, 10. Juli, lädt das Kinder- und Jugendkompetenzzentrum Bendorf herzlich zum großen Sommertreff ...

Werbung