Ulrike Kriener las Liebesgeschichten in der Abtei Rommersdorf
Von Helmi Tischler-Venter
Die Schauspielerin Ulrike Kriener holte am Samstagabend, 21. Mai, ihre im letzten Jahr ausgefallene Lesung nach. "Und wenn es Liebe wär´...?" betitelte sie die Geschichten von Dörrie, Gavalda, Gernhardt und Heidenreich, die in der altehrwürdigen ehemaligen Prämonstratenserabtei Rommersdorf ein stimmungsvolles Ambiente fanden.

Neuwied. Kriener hatte sich im Vorfeld auf Sehenswürdigkeiten der Stadt Neuwied gefreut, allerdings war sie mit der Bahn angereist und schaffte es dadurch nur knapp zu ihrer Lesung. Trotzdem fühlte sie sich nach eigener Aussage in "der unglaublich schönen Anlage und bei dem freundlichen Publikum total angenommen". Das Publikum genoss die einfühlsam vorgetragene Lesung, die von der angenehmen und geschulten Stimme der Künstlerin getragen wurde.
Die erste Liebesgeschichte "Kleine Praktiken aus St. Germain" der französischen Schriftstellerin Anna Gavalda, eine Kurzgeschichte aus dem Buch "Zusammen ist man weniger allein", thematisierte die zerstörerische Wirkung von Handys: Die Ich-Erzählerin triff auf der Straße einen Mann und weiß sofort, dass sie sich den mithilfe von raffinierten Praktiken angeln wird. Bei einer romantischen Verabredung zum Essen zerstört das Handyklingeln die erotisch aufgeladene Stimmung. Seither hasst die Frau Handys.
Von Krieners Freundin Doris Dörrie wurde "Chi" geschrieben: Feng Shui-Beraterin Frau Fu wird von einem Mann beauftragt, der vor einem halben Jahr von seiner Frau verlassenen wurde und leidet. Der Birkenstock-Sandalenträger hat die Küche gründlich aufgeräumt, trotzdem erweist sie sich als "Ort der Unruhe und des Missgeschicks". Der Flur ist dunkel und fensterlos, sodass kein Chi zirkulieren kann. Das Wohnzimmer, der "Raum der fünf Geister", sieht kahl und unbewohnt aus und das Schlafzimmer ist sogar der "Raum der sechs Flüche". Frau Fu diagnostiziert: "Es ist schwer, in dieser Wohnung glücklich zu werden". Nur in der dunklen Abstellkammer spürt sie besonders prächtiges Chi.
Um mit einer Liebesgeschichte einmal "mitten rein in die Ehe" zu gehen, wählte Ulrike Kriener "Elch, Bär, Biber und Kröte" von Robert Gernhardt aus. In ihr badet ein lange verheiratetes Paar in einem Waldsee, den sie beide sehr schön finden. Angestachelt von den "Geistern des Widerspruchs" meint er, er könne sich alles noch viel schöner vorstellen, mit einem Elch oder Bär oder Biber zum Beispiel. Als seine Frau von zwanzig in der Sonne sitzenden Erdmännchen fantasiert, fühlt er seiner Nord-Sehnsucht Unrecht getan. Er sinnt auf Rache. Diese gewährt ihm eine Kröte, die an der Terrasse auf dem Mäuerchen sitzt.
Die letzte Geschichte "Karl, Bob Dylan und ich" stammte zur Freude der Zuhörer aus der Feder von Elke Heidenreich. Die verschiedenen Rollen im Text las die versierte Schauspielerin mit variantenreicher Stimme und Betonung: Mit Karl ist, seit Marlene ihn verlassen hat, nicht mehr viel anzufangen. Der Macho hat den Kulturredakteur verprügelt, zu dem Marlene gezogen ist. Tom, der Sohn der Ich-Erzählerin Irene, ist langweilig, ordentlich und eifrig. Block verließ Irene mit seinem Bücherkoffer. Sein Vorgänger, der Schauspieler Rupert kündigt sein Kommen in einem Telegramm an. Irene und die Wohnung sind in keinem guten Zustand. Das ändert sich über Nacht, aber Irene ignoriert konsequent die Türklingel. Karl kommt, um gemeinsam mit Irene Bob Dylan-Songs im Fernsehen zu gucken. Bob Dylan ist das Schicksal: "Nach zwanzig Jahren küssten wir uns endlich."
Die bunte Kulturreihe Rommersdorf Festspiele mit Lesungen, Kabarett, Theateraufführungen und hochklassigen Musikveranstaltungen geht bis zum 9. Juli weiter. Programm und Tickets finden Sie hier. htv
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