E-Government als Herausforderung für Deutschland: Was könnte sich 2025 noch entwickeln?
RATGEBER | Ein Klick, ein Formular und schon ist ein behördlicher Vorgang abgeschlossen. In der Theorie klingt das einfach. Die Realität hat sich in den vergangenen Jahren jedoch oft anders gezeigt. Zwischen komplizierten Onlineportalen, unübersichtlichen Zuständigkeiten und papiergebundenen Rückfällen zeigt sich in Deutschland ein Bild, das wenig mit digitaler Effizienz zu tun hat.

Das Jahr 2025 könnte dennoch weiterhin zum Wendepunkt werden. Denn die digitale Verwaltung soll politisch neu gedacht und strukturell angeschoben werden. E-Government steht so präsent auf der neuen politischen Agenda wie selten zuvor.
Es klemmt an vielen Ecken
Die Idee war klar umrissen: Mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) sollte die Verwaltung digitaler, einfacher und moderner werden. Ziel war es, bis Ende 2022 zentrale Leistungen online bereitzustellen. Was in der Theorie wie ein Neustart klang, blieb in der Umsetzung weit hinter den Erwartungen zurück. Viele Dienste waren nicht oder nur teilweise digital verfügbar. Ein digitaler Antrag endete nicht selten mit dem Ausdruck eines PDFs, das per Post oder persönlich übermittelt werden musste.
Die Ursachen? Kaum ein Land in Europa hat eine so kleinteilige Verwaltungsstruktur wie Deutschland. Zuständigkeiten zersplittern zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Dazu kommen veraltete IT-Systeme, inkompatible Schnittstellen und ein fehlender Überblick darüber, wer überhaupt was umsetzen muss. Das OZG 2.0 sollte all das entschärfen, mit klareren Fristen, mehr Standardisierung und technischer Vereinheitlichung. Doch der Rückstand ist groß und spürbar.
Neue politische Taktung: E-Government wird zur Koalitionssache
Mit dem Regierungswechsel ist die digitale Verwaltung in eine neue Phase eingetreten. Die Große Koalition, die 2025 das Ruder übernommen hat, nennt das Thema ausdrücklich als eine ihrer zentralen Zukunftsaufgaben für mehr staatliche Leistungsfähigkeit und Vertrauen.
Die Maßnahmen gehen über Absichtserklärungen hinaus. Eine zentrale Steuerungseinheit soll künftig dafür sorgen, dass Digitalisierungsprojekte nicht mehr zwischen Ländern und Kommunen zerrieben werden. Klare Zeitvorgaben, verbindliche Qualitätsstandards und ein jährliches Monitoring über die Fortschritte bilden das Rückgrat der Strategie.
Außerdem wurde ein Fonds zur finanziellen Ausstattung kommunaler Digitalprojekte geschaffen. Länder und Kommunen, die jetzt nicht liefern, verlieren Mittel. Ein Ansatz, der das Tempo erhöhen könnte.
Der Alltag bleibt oft analog, obwohl die Technik längst verfügbar ist
Es existieren zwar zahlreiche Portale, Eingabemasken und Onlineformulare. Doch viele davon erfüllen ihren Zweck nur unzureichend. Mal fehlen Barrierefreiheit und mobile Nutzbarkeit, mal führt eine Eingabe ins Leere, weil die Systemanbindung nicht funktioniert.
Auch Unternehmen spüren die Reibungsverluste: Gründungsprozesse, Genehmigungen und Vergaben ziehen sich oft über Wochen, obwohl digitale Lösungen bereitstehen. Dass sich diese Angebote nach Bundesland oder sogar Kommune unterscheiden, macht die Lage noch unübersichtlicher.
Ein weiteres zentrales Problem bleibt die Nutzerorientierung. Vieles wurde aus der Perspektive der Verwaltung gebaut, nicht aus der Sicht derjenigen, die es nutzen sollen. Anträge sind kompliziert formuliert, Pflichtfelder nicht immer nachvollziehbar und die Anmeldung gleicht oft einem Hürdenlauf. Was fehlt, ist ein zentrales, durchgängiges System, das alle Leistungen bündelt und verständlich erklärt. Die Technik wäre verfügbar. Die Herausforderung liegt also vor allem in der Umsetzung.
Digitale Identitäten sind mehr als nur ein bequemer Zugang
Wer sich 2025 digital mit der Verwaltung austauscht, nutzt in vielen Fällen die Bund-ID. Dieses System erlaubt eine verlässliche Identifikation gegenüber Behörden und soll langfristig alle bisher genutzten Anmeldestrukturen ablösen. Ein Zugang für Steuererklärungen, Führerscheinumtausch und Meldebescheinigungen soll ausreichen. Die Vorteile liegen auf der Hand: weniger Passwörter, weniger Medienbrüche, mehr Komfort.
Die Bund-ID funktioniert als zentraler Schlüssel für Verwaltungsleistungen, sie allein reicht jedoch nicht. Denn was nützt der Zugang, wenn die dahinterliegenden Prozesse nicht durchgängig digitalisiert sind?
Interessant ist der Blick in andere digitale Bereiche. Online Casinos etwa zeigen, wie reibungslose Abläufe aussehen können. Dort ermöglichen moderne Plattformen es, direkt ohne Konto zu spielen. Eine technische Lösung, bei der Nutzer ihre Identität ohne vorherige Registrierung verifizieren können. Auch wenn es sich um einen anderen Sektor handelt, illustriert dieses Beispiel, wie durchdachte Systeme aussehen können, bei denen Nutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Tempo Hand in Hand gehen.
Im Klartext: Die Verwaltung könnte von solchen Konzepten durch die Orientierung an modernen digitalen Nutzererfahrungen profitieren. Wenn sie wollten.
Technik allein verändert nichts. Entscheidend ist, wie man damit umgeht
Die Debatte rund um E-Government kreist oft um Softwarelösungen, Plattformstrategien und Infrastrukturausbau. Dabei wird übersehen, dass digitale Verwaltung nicht allein durch Technologie entsteht. Sie lebt davon, wie sie genutzt und gedacht wird. Und genau dort beginnt der eigentliche Wandel.
Zweifelsohne, deutsche Behörden verzetteln sich bei der Digitalisierung. Warum? In vielen Behörden fehlen die personellen Ressourcen, um Digitalisierungsprozesse wirklich zu tragen. Schulungen bleiben oberflächlich, neue Tools werden zögerlich eingeführt. Oft fehlt das Wissen und die dazugehörige Haltung. Digitalisierung wird als Zusatzaufgabe empfunden, nicht als selbstverständlicher Bestandteil der Arbeit.
Dabei gibt es längst funktionierende Bausteine. Open-Source-Anwendungen können Kosten sparen und die Unabhängigkeit stärken. Erste Pilotprojekte mit KI-gestützten Assistenten zeigen, dass Routineprozesse deutlich effizienter ablaufen können, etwa bei Anfragen zu Öffnungszeiten, Formularen oder Verfahrensständen.
Gleichzeitig entfaltet diese Bewegung auch eine ökonomische Wirkung. Schnellere Genehmigungen, transparente Prozesse und digital verfügbare Informationen schaffen Planbarkeit, reduzieren bürokratische Last und wirken positiv auf die Wirtschaft.
Und jetzt? Warum 2025 mehr als eine Zwischenetappe sein könnte
Niemand erwartet, dass 2025 alles perfekt laufen wird. Doch das Jahr hat das Potenzial, ein neues politisches Kapitel aufzuschlagen. Viele technische Fragen sind geklärt. Was fehlt, ist die vehemente Entschlossenheit zur Umsetzung.
Pilotregionen zeigen bereits, was möglich ist. In einigen Kommunen können Anträge komplett online gestellt, verfolgt und abgeschlossen werden. Ganz ohne Ausdruck, ohne Papier, ohne Behördengang. Dort, wo politische Unterstützung, technologische Kompetenz und nutzerzentriertes Denken zusammentreffen, kann ein echter Fortschritt entstehen.
Die nächsten Monate werden entscheidend sein. Wenn es gelingt, die vorhandene Energie in nachhaltige Strukturen zu lenken, könnte das Jahr 2025 endlich als digitaler Wendepunkt in die Geschichtsbücher eingehen. Es wird höchste Zeit. Denn nicht digital zu sein, wäre eine bewusste Entscheidung gegen die Zukunft. (prm)