Nicole nörgelt … über Verwaltungs-(Winter-)schlaf im Sommer
Von Nicole
GLOSSE | Alles ist wunderbar, solange der arbeitende Bürger nichts bei einer Verwaltungsbehörde zu erledigen hat. Da gewinnt man dann durchaus den Eindruck, dass sämtliche Verwaltungsbehörden seit der Corona-Pandemie aus ihrem Homeoffice- und Corona-Schlaf immer noch nicht erwacht sind. Und auch gar nicht vorhaben, jemals wieder aus ihrer Höhle zu kriechen.

GLOSSE! Da kauft man sich ein neues Auto – nicht einmal von privat, sondern beim Fachhändler – weil der alte Wagen defekt ist und freut sich darauf, dann auch zeitnah mit dem schönen neuen Fahrzeug zur Arbeit zu fahren. Pustekuchen, zu früh gefreut, denn das Autohaus bekommt von der zuständigen Zulassungsbehörde einen Termin zur Anmeldung des neuen Fahrzeugs nach Ablauf von – halten Sie sich fest – drei Wochen zugewiesen. Wie bitte, glauben die Mitarbeiter der Behörde, soll der Steuerzahler, mit dessen Abgaben übrigens ihre Gehälter finanziert werden, die wöchentliche Strecke zur Arbeit zwischen 300 und 500 Kilometern denn zurücklegen? Zu Fuß oder mit dem Fahrrad? Mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die von seinem Heimatort aus gar nicht zur Arbeitsstätte fahren? Wohl kaum.
Liebe Leute in den Verwaltungen, Sie mögen es sich nicht vorstellen können, aber es gibt Menschen in Berufsgruppen, die nicht im Homeoffice arbeiten können. Und von denen Sie alle auch gar nicht möchten, dass sie zu Hause arbeiten, denn dass Handwerker, die Müllabfuhr, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Krankenhauspersonal, Pflegedienste, Bäcker und Restaurantbesitzer Ihnen zu Diensten sind, das ist dann schon gewünscht. Aber wie diese Leute zur Arbeit kommen, ist ja scheinbar zweitrangig.
Öffnungszeiten jenseits von Gut und Böse
Wer dann gedacht hat, dass jetzt wieder Normalität einkehrt, nachdem die Corona-Pandemie offiziell für beendet erklärt wurde, der hatte sich leider zu früh gefreut. Denn die Terminvergabe hatte sich ja als durchaus wirksames Mittel erwiesen, die lästige Kundschaft schön auf Abstand zu halten und selbst zu bestimmen, wer wann kommen darf - und vor allem, wie viele Kunden am Tag kommen. Liebe Leser, selbst wenn es keine Pflicht zur Terminvergabe mehr gibt, glauben Sie doch nicht ernsthaft, dass Sie einfach in eine Verwaltung hineinspazieren können, um dort Ausweispapiere zu beantragen oder abzuholen.
Aber zurück zum leidigen Thema Auto. Die Ummeldung privat gekaufter Fahrzeuge muss innerhalb einer Woche erfolgen. Das wird zur echten Herausforderung, denn die Außenstellen der Zulassungsbehörde sind weitgehend wegen Personalmangels komplett geschlossen und zum Ausgleich werden dann auch noch die Öffnungszeiten der Hauptstelle verkürzt. Lieber Leiter der Verwaltung, (in diesem Fall handelt es um den Landrat) das ist Ihre Baustelle und wenn Sie es nicht hinkriegen, dass es in Ihren Verwaltungen ausreichend Personal gibt, um die anfallenden Aufgaben zu erledigen, dann wäre es doch ein feiner Zug, sich selbst hinter die Schalter zu setzen und Ihr Personal zu entlasten. Personal, das trotz riesenlanger Schlangen vor den Gebäuden und unzufriedener Kunden im Angesicht utopischer Wartezeiten immer noch freundlich bleibt und zu helfen versucht. Vielleicht weniger repräsentative Termine wahrnehmen und dafür selbst mit anfassen – wäre doch mal eine richtig gute Idee. In der freien Wirtschaft muss nämlich der Chef bei personellen Engpässen auch mit ran.
In diesem Sinne, liebe Leser, versuchen Sie es mit Fassung zu tragen und seien Sie nicht ungerecht zu denen, die noch hinter den Schaltern sitzen, denn da trifft es leider genau die Falschen. Wie heißt es so schön? Der Fisch stinkt immer vom Kopf her.
Ihre Nicole
Definition einer Glosse
Als Glosse wird ein kurzer journalistischer Text bezeichnet, in dem sich der Autor mit aktuellen Nachrichten auf satirische Art und Weise auseinandersetzt. Die Themen einer Glosse können sowohl gesellschaftlich wichtig als auch witzig oder kurios sein.
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Nicole nörgelt
Lokales: Puderbach & Umgebung
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