Menschenrechte unter Druck: Amnesty International warnt vor wachsendem Hass
Am 8. Mai wird europaweit an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. Doch die aktuellen Entwicklungen in Deutschland bereiten Menschenrechtsorganisationen große Sorgen.

Neuwied. Der 8. Mai ist ein Tag des Gedenkens an die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht und das Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Verfolgung und Ermordung von über sechs Millionen Juden, Sinti und Roma sowie politischer Gegner und Freidenker macht diesen Krieg zur größten menschenrechtlichen Katastrophe auf europäischem Boden. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen wurde als Reaktion auf diese Ereignisse formuliert, doch ihre vollständige Umsetzung steht weltweit noch aus.
"Alle Menschen werden mit Menschenrechten geboren", betont Theresia Knieke von der Neuwieder Amnesty-Gruppe. "Diese Rechte stehen allen Menschen zu, egal wie wir aussehen, glauben oder wen wir lieben!" Dennoch sieht sie die Menschenrechte in Deutschland derzeit stark gefährdet. "Wir erleben politische Diskurse, in denen Menschenrechten wenig Bedeutung zukommt", erklärt Knieke. Sie weist darauf hin, dass die Rhetorik auf der rechten Seite auch zu realer Gewalt führe. "Hasskriminalität ist auf einem Höchststand", sagt sie. Viele Menschen hätten Angst, sich zu engagieren, insbesondere im Ehrenamt oder in der Kommunalpolitik, vor allem im Osten Deutschlands.
Uwe Krämer von Amnesty International fordert eine Gesellschaft, die sich für eine gerechte, solidarische und sichere Zukunft einsetzt. "Es sollten gemeinschaftlich Lösungen entwickelt werden, bei denen die Achtung der Menschenrechte zentral im Fokus steht", so Krämer. Susanne Kudies ergänzt, dass Hassrede und Diskriminierung allgegenwärtig seien. "Nur wer widerspricht, sendet wichtige Signale", betont sie. Amnesty wolle mit aussagekräftigen Bannern ein Zeichen setzen.
Die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten haben die Lage verschärft. Manfred Kirsch von Amnesty International zeigt sich besorgt über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland. "Antisemitismus ist immer menschenverachtend", sagt er und verweist auf die Verantwortung von Bildungseinrichtungen, jungen Menschen Toleranz zu vermitteln. Red
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