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Pressemitteilung vom 02.05.2025    

Pflegekräfte in Rheinland-Pfalz im Aufruhr: Kritik an der Landespflegekammer wächst

In Rheinland-Pfalz brodelt es unter den Pflegekräften. Der Grund ist die Unzufriedenheit mit der Landespflegekammer, die zur Pflichtmitgliedschaft und Beitragszahlungen verpflichtet. Was steckt hinter den Protesten?

Landespflegekammer. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Trier/Mainz. Bei den Pflegekräften in Rheinland-Pfalz nimmt der Unmut über die Landespflegekammer zu. Die Verpflichtung zur Mitgliedschaft und die jährlichen Beiträge stoßen auf Widerstand. Michael Pauken, Leiter eines Seniorenzentrums in Kell am See (Kreis Trier-Saarburg), kritisiert: "Und zwar für Nichts. Alle Gesetze, die uns betreffen, werden auf Bundesebene gemacht. Uns hat die Kammer in zehn Jahren erkennbar nichts gebracht."

Die Kritik an der Kammer wird immer lauter. Anfang März versammelten sich in Mainz zwischen 150 und 200 Pflegekräfte und Unterstützer zu einer Demonstration gegen die Kammerarbeit. Weitere Proteste sind geplant, darunter am 10. Mai in Trier und am 5. Juli in Koblenz. Kritiker fordern eine Befragung aller Pflegekräfte über den Fortbestand der Kammer und die Abschaffung der Pflichtbeiträge.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2016 soll die Landespflegekammer als gesetzliche Berufsvertretung die Arbeitsbedingungen verbessern. Sie zählt rund 40.000 Mitglieder, deren Beiträge vom Gehalt abhängen und durchschnittlich knapp 140 Euro jährlich betragen.

Der Präsident der Pflegekammer, Markus Mai, verteidigt die Arbeit der Kammer. Er betont, dass sie zur besseren Wahrnehmung des Berufsstands beigetragen habe und verweist auf die Einführung einer Fortbildungsordnung ab Juli. Kritiker bezeichnet er als "überschaubare Gruppe", die durch die jüngste Beitragserhöhung und das rigorose Eintreiben ausstehender Zahlungen verärgert sei.



Die Kammer in Rheinland-Pfalz war die erste ihrer Art in Deutschland, jedoch folgten andere Bundesländer nicht diesem Beispiel. Heute existiert nur noch in Nordrhein-Westfalen eine Pflegekammer, die keine Pflichtbeiträge erhebt. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein wurden die Kammern nach Abstimmungen wieder abgeschafft.

Bettina Will, Intensiv- und Anästhesiepflegerin aus Bad Ems, berichtet von der Angst vieler Pflegekräfte, nachdem die Kammer Arbeitgeber aufgefordert hat, ihre Mitarbeiter zu melden. Einige Arbeitgeber, wie die Leiterin einer Einrichtung im Kreis Birkenfeld, weigern sich jedoch, dieser Aufforderung nachzukommen.

Alexandra Schug, Leiterin eines Seniorenzentrums in Baumholder, sieht die Zwangsmitgliedschaft als Standortnachteil für Rheinland-Pfalz. Fachkräfte wanderten ins benachbarte Saarland ab, wo es keine solche Verpflichtung gebe. Auch Jörg Sponholz aus Saarburg, der für Verdi in der Kammer sitzt, zeigt sich unzufrieden mit der Kammerarbeit. Altenpflegerin Jasmin Gollub beklagt, dass Anfragen an die Kammer unbeantwortet bleiben.

Pauken widerspricht der Darstellung, dass die Kritiker nur eine kleine Gruppe seien: "Wir sind keine Randerscheinung. Wir sind Tausende mittlerweile." Kammer-Präsident Mai warnt hingegen, dass die Kritik dem Berufsstand und der gesellschaftlichen Versorgung schaden könne.

(dpa/bearbeitet durch Red)


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