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Nachricht vom 26.04.2025    

39 Jahre nach Tschernobyl: Nukleare Folgen in Deutschland weiterhin spürbar

Von Lara Schumacher

Am heutigen Tag, vor 39 Jahren, explodierte Reaktorblock 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl – ein Ereignis, das als schwerster Unfall in der Geschichte der zivilen Nutzung der Kernenergie gilt. Doch auch andere, weniger bekannte Nuklearunfälle wie der Goiânia-Unfall in Brasilien zeigen, wie gefährlich der Umgang mit radioaktivem Material sein kann.

Symbolbild: Pixabay.

Region. Am 26. April 1986 um 1.23 Uhr Ortszeit kam es im Reaktorblock 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der Stadt Prypjat zu einer Explosion. Bei einem geplanten Test, der einen Stromausfall simulieren sollte, kam es aufgrund menschlichen Versagens und schwerer Konstruktionsmängel zu einem unkontrollierten Anstieg der Reaktorleistung, der schließlich die Explosion auslöste. Infolge des Unfalls wurden große Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt, die sich über weite Teile Europas verteilten. Besonders betroffen war der Süden Deutschlands, wo starke Regenfälle die radioaktive Belastung erhöhten. In Regionen wie dem Bayerischen Wald und südlich der Donau wurden bis zu 100.000 Becquerel Cäsium-137 pro Quadratmeter gemessen.

Neue Ansätze zur Dekontamination
Ein Schweizer Startup namens "Exlterra" versucht derzeit, die verstrahlten Böden rund um Tschernobyl mithilfe eines neuartigen Verfahrens zu dekontaminieren. Erste Tests mit dem "Nucleus Separation Passive System" sollen die Strahlenbelastung deutlich gesenkt haben. Experten sehen die Methode allerdings kritisch und fordern weitere unabhängige Untersuchungen.

Langfristige Folgen – auch in Deutschland
Cäsium-137 hat eine Halbwertszeit von etwa 30 Jahren. Daher ist die Belastung in diesen Gebieten bis heute nur um die Hälfte reduziert. Dies hat zur Folge, dass Wildtiere wie Wildschweine in Bayern auch weiterhin radioaktiv belastet sind. Untersuchungen zeigen, dass diese Belastungen nicht nur auf Tschernobyl zurückzuführen sind, sondern auch auf atmosphärische Atomwaffentests der 1950er- und 1960er-Jahre. In Rheinland-Pfalz und dem Westerwald hingegen liegt die Belastung – glücklicherweise – mittlerweile unter der Nachweisgrenze.



Eine oft vergessene Katastrophe: Goiânia
Doch nicht nur innerhalb offizieller Kernkraftwerke geschehen schwerwiegende Unfälle im Zusammenhang mit radioaktivem Material. Am 13. September 1987 ereignete sich in der brasilianischen Stadt Goiânia ein schwerer Nuklearunfall. Zwei Schrottsammler drangen in ein verlassenes Krankenhaus ein und entwendeten ein Strahlentherapiegerät. Dabei stießen sie auf eine Kapsel mit hochradioaktivem Cäsium-137. Unwissend über die Gefahr, öffneten sie die Kapsel, wodurch das radioaktive Material freigesetzt wurde. Das leuchtende Pulver wurde in der Stadt verteilt, was zu einer weitreichenden Kontamination führte. Über 250 Menschen wurden kontaminiert, vier starben an den Folgen der Strahlung.

Hören und sehen: Empfehlungen zum Thema
Die Podcastfolge "#12 Die unsichtbare Katastrophe von Goiânia" des Formats "Plot House" beleuchtet die Ereignisse von 1987 und zeigt eindrucksvoll, wie aktuell das Thema Nuklearkatastrophen bleibt – nicht nur im historischen Rückblick, sondern auch mit Blick auf den heutigen Umgang mit radioaktiven Altlasten.

Einen tiefgehenden und bewegenden Einblick in die Reaktorkatastrophe von 1986 bietet zudem die preisgekrönte Fernsehserie "Chernobyl" (HBO/Sky, 2019). Die fünfteilige Miniserie schildert eindrucksvoll die Ereignisse rund um die Explosion, den mutigen Einsatz der Liquidatoren und die politischen Hintergründe in der Sowjetunion. LJS



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