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Nachricht vom 12.02.2025    

„Real cases“ als die Polizei noch Käfer fuhr!

Von Jörg Schmitt-Kilian

ANZEIGE | Jörg Schmitt-Kilian, Hauptkommissar a.D., erinnert sich an "real cases" aus seiner Dienstzeit und garniert diese mit lustigen Ereignissen bei der Verbrechensbekämpfung.

Plakation "Z" und N-Plakat (Fotos: Jörg Schmitt-Kilian)

Region. Wir zeigen Dealer (nicht) an!
Ich erinnere mich heute noch an viele verdeckte Einsätze, bekleidet mit Latzhose (noch vor Start der Fernsehserie „Kottan ermittelt“), Schimanski-Jacke („Tatort“ mit Götz George, ich wurde in Anlehnung an Schimi oft Schmiki genannt), Cowboystiefeln, mit schulterlangen Haaren, „Rauschebart“ und Ohrringen, wenn ich zur Bekämpfung des organisierten Drogenhandels bei den Open-Air-Konzerten auf der Loreley und bei Rock am Ring eingesetzt war.

Ich erinnere mich an eine von mir entwickelte Plakataktion, nachdem vier (ausländische!) Tätergruppen in Koblenz das billigste Heroin zwischen Frankfurt und Köln verkauften, um sich den Drogenmarkt in der schönsten Stadt zwischen zwei Flüssen zu sichern und „deutsche“ Konkurrenten aus dem Geschäft zu drängen.

Als Mitarbeiter im Rauschgiftkommissariat hatte ich in Absprache mit meinem Behördenleiter, Jugendamt und Migrationsbeirat der Stadt Koblenz die Plakataktion „Z“ ins Leben gerufen. „Z“ stand für Zeuge und es war die öffentliche Aufforderung die Dealer anzuzeigen. Mit Unterstützung meines Freundes Tom Moog von der Werbe-Agentur Moog, Moog und Morgenstern wurde nach meiner Idee das Plakat (in vier Sprachen) entworfen.

Bereits einen Tag nach dem Plakatieren in der Stadt forderte die Vorsitzende einer damals erst kürzlich im Mainzer Landtag eingezogenen Partei beim Innenminister den Namen des verantwortlichen Beamten zu nennen, beantragte einen Untersuchungsausschuss und die Vorladung des verantwortlichen Beamten, dem sie „unerträgliche Fremdenfeindlichkeit“ vorwerfe.

Ich sollte also zur Rechenschaft für eine Maßnahme gezogen werden, die wir mit dem Migrationsbeirat abgesprochen hatten. Von Fremdenfeindlichkeit keine Spur, zumal Kinder der genannten Nationalitäten von den „Mördern auf Raten“ mit dem Stoff versorgt wurden. Mein Polizeipräsident reagierte auf die Forderung der Politikerin mit den Worten „ich lasse meine Beamten nicht zum politischen Spielball werden“ und fuhr mit mir zum Ministerium.

Hätte sich die übereifrige und „ideologisch stark eingefärbte“ Politikerin vorher über die aktuelle Situation, den daraus resultierenden Grund für diese Plakataktion und die Absprachen mit dem Migrationsrat erkundigt, wäre sie vermutlich nicht so „aggressiv“ an die Öffentlichkeit herangetreten. Offensichtlich weiterhin „angestachelt“ durch diese seinerzeit bekannte Politikerin, die mir „Unbill“ vorwarf (laut Duden üble Behandlung; Unrecht) fühlte sich eine linke Gruppierung als Protest gegen unmenschliche Drogenpolitik und rassistische Polizeikontrollen dazu „berufen“ die polizeilichen Plakate abzureißen, durch eigene N-Plakate (Nein, wir zeigen unsere Dealer nicht an, ist doch klar, dass wir keinen bei den Bullen verpfeifen!) zu ersetzen und ich wurde bedroht, natürlich nur anonym,: Ratten kommen selten aus ihren Löchern..



Justizminister Mertin (nach Jahrzehnten heute wieder im Amt) lud Oberstaatsanwalt Klaus Sulzbacher, eine Vertreterin der protestierenen „Beschwerdepartei“ und mich zu einer Podiumsdiskussion in das „Café Rheinanlagen“ (heute ein lost place) ein, um präventive und repressive Bekämpfungsmaßnahmen des Drogenhandels zu beleuchten.

Mit Blick auf den status quo der Drogenpolitik und das Cannabisgesetz mag sich jeder seine eigene Meinung bilden. Aber eine Anmerkung sei mir erlaubt: auch wenn ich ein Befürworter der Freigabe von Cannabis wäre, würde ich das handwerklich unprofessionell gestrickte Gesetz kritisieren und könnte mehr als ein Argument nennen, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen. Shit happens!

Unser Autor
JÖRG SCHMITT-KILIAN hat zahlreiche Bücher und Themenhefte (Gesamtauflage über eine halbe Million Exemplare) veröffentlicht, u.a. den SPIEGEL-Bestseller Vom Junkie zum Ironman, verfilmt mit Leslie Malton, Uwe Ochsenknecht, Max Riemelt. Die im TZ-Verlag erschienene Krimi-Serie basiert in Erinnerung an seine aktive Dienstzeit auf wahren Kriminalfällen und beginnt mit der spektakulärsten Mordserie in der deutschen Kriminalgeschichte.

Seine Bücher bewegen sich atmosphärisch dicht zwischen Fiktion und der Realität des polizeilichen Alltags. Seit der Cannabisfreigabe wird sein ebenfalls im TZ-Verlag erschienener Jugendroman SHIT als Begleitlektüre bei schulischen Suchtpräventionsprojekten gelesen (mehr unter www.tz-verlag.de und www.leserattenservice.de. Der in der Nähe von Koblenz lebende Autor hat in seinen Lesungen, musikalischen Events, Seminaren sowie Präventionsprojekten bundesweit und in europäischen Nachbarländern bislang einen Zuhörerkreis von mehr als 30.000 Personen erreicht.

Mehr zum Autor www.schmitt-kilian-aktuell.de und auf Facebook und instagram.


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