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Nachricht vom 14.11.2024    

Flucht- und Rettungsplänen in Arbeitsstätten

RATGEBER | Flucht- und Rettungspläne sind unverzichtbare Sicherheitsinstrumente in gewerblichen Gebäuden, die zur Orientierung im Notfall dienen und eine geordnete Evakuierung sicherstellen. Diese Pläne bieten nicht nur eine Übersicht über alle notwendigen Fluchtwege und Notausgänge, sondern helfen auch dabei, Brand- und Erste-Hilfe-Stationen schnell zu finden. Gerade in Notfallsituationen – etwa bei Bränden, Explosionen oder anderen gefährlichen Vorfällen – ist eine klare, sofort verständliche Orientierung für das Leben und die Sicherheit der Menschen entscheidend.

KI generiertes Bild

Baurecht und Arbeitsschutzrecht: Zwei zentrale Rechtsbereiche
Die gesetzlichen Vorgaben für Flucht- und Rettungspläne beruhen in Deutschland auf zwei rechtlichen Säulen: dem Baurecht der Länder und dem Arbeitsschutzrecht. Während das Baurecht hauptsächlich die baulichen und strukturellen Anforderungen an Gebäude und deren Nutzung definiert, regelt das Arbeitsschutzrecht die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten in Betrieben. Bei Fragen zu baurechtlichen Anforderungen ist es notwendig, sich direkt an die zuständige Baubehörde zu wenden, da diese individuell von Bundesland zu Bundesland variieren können. Arbeitsschutzrechtliche Bestimmungen hingegen gelten bundesweit und werden durch die Arbeitsstättenverordnung und die entsprechenden technischen Regeln festgelegt.

Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV): Die gesetzliche Basis für Flucht- und Rettungspläne
Laut § 4 Absatz 4 der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) ist jeder Arbeitgeber verpflichtet, Flucht- und Rettungspläne bereitzustellen, wenn die Lage, die Größe und die Nutzung der Arbeitsstätte dies erforderlich machen. Diese Pläne müssen an zentralen und leicht zugänglichen Stellen in der Arbeitsstätte aufgehängt oder ausgelegt werden, damit sie im Notfall schnell gefunden und verstanden werden können. Ferner müssen in regelmäßigen Abständen Übungen stattfinden, um die Beschäftigten mit dem Inhalt und den Abläufen der Pläne vertraut zu machen. Die Umsetzung und Einhaltung dieser Vorgaben liegt in der Verantwortung des Arbeitgebers und trägt erheblich zur betrieblichen Sicherheit bei.

Technische Regeln für Arbeitsstätten (ASR): Konkretisierung der Anforderungen
Die Arbeitsstättenverordnung wird durch die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) ergänzt, die spezifische Anforderungen an die Fluchtwege und Notausgänge regeln. Besonders relevant ist hier die ASR A2.3, welche die genauen Anforderungen an Flucht- und Rettungspläne spezifiziert. In Abschnitt 10 dieser Regelung wird beschrieben, unter welchen Voraussetzungen Flucht- und Rettungspläne erstellt werden müssen. Typische Bereiche, die solche Pläne erfordern, sind große oder unübersichtliche Räumlichkeiten, Arbeitsstätten mit einem hohen Anteil an ortsfremden Personen sowie Bereiche, in denen erhöhte Gefährdungen bestehen, etwa durch benachbarte Anlagen mit Explosionsgefahr.

Kriterien für die Erstellung von Flucht- und Rettungsplänen
Ein Flucht- und Rettungsplan ist erforderlich, wenn bestimmte bauliche oder betriebliche Gegebenheiten vorliegen. Dies umfasst Bereiche, in denen der Verlauf der Fluchtwege unübersichtlich ist, beispielsweise aufgrund von Zwischenebenen, verwinkelten Gängen oder besonders großen Räumen. Auch Arbeitsstätten mit häufigem Publikumsverkehr benötigen solche Pläne, da viele der anwesenden Personen ortsunkundig sind. Bereiche mit besonderem Gefahrenpotenzial, etwa Anlagen mit explosions- oder brandgefährdeten Stoffen, sind ebenfalls zwingend mit Flucht- und Rettungsplänen auszustatten.

Anforderungen an die Gestaltung: Klarheit und Einheitlichkeit
Flucht- und Rettungspläne müssen klar, übersichtlich und farblich abgestimmt gestaltet sein. Die ASR A1.3 legt dabei die spezifische Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung fest. Zur besseren Orientierung sind die Fluchtwege in grün und Brandschutzmaßnahmen in rot gekennzeichnet, sodass jeder Plan auf einen Blick die notwendigen Informationen vermittelt. Bei der Verwendung von Sicherheitssymbolen wird auf die international anerkannten Standards ISO 7010 und DIN ISO 23601 zurückgegriffen, um Missverständnisse zu vermeiden und eine universelle Verständlichkeit zu gewährleisten.

Aktualität und Sichtbarkeit von Flucht- und Rettungsplänen
Die Inhalte eines Flucht- und Rettungsplans müssen regelmäßig überprüft und bei Bedarf aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen Gegebenheiten des Gebäudes entsprechen. Umbauten, Änderungen an der Nutzung oder das Hinzufügen neuer Gefahrenquellen müssen unverzüglich in den Plänen berücksichtigt werden. Flucht- und Rettungspläne sind an Stellen anzubringen, die von den Personen im Gebäude gut einsehbar sind. Dazu gehören Bereiche vor Aufzügen, an Kreuzungen von Verkehrswegen sowie in Eingangsbereichen. Wichtig ist außerdem, dass die Pläne so platziert werden, dass sie lagerichtig zum Betrachter hängen – das heißt, sie zeigen aus dessen Perspektive den richtigen Weg.

Besondere Anforderungen an Arbeitsstätten mit erhöhtem Gefährdungspotenzial
In speziellen Arbeitsstätten, in denen besondere Gefahren bestehen oder mit komplexen Rettungsbedingungen zu rechnen ist, können zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen erforderlich sein. Die ASR gibt Hinweise darauf, dass hier zusätzliche Alarm- und Gefahrenabwehrpläne, Brandschutzordnungen oder Evakuierungspläne erforderlich sein können. Diese Zusatzmaßnahmen basieren auf einer Gefährdungsbeurteilung, die der Arbeitgeber im Rahmen der gesetzlichen Arbeitsschutzpflichten regelmäßig durchzuführen hat. Hier sind besonders detaillierte, spezifische Fluchtpläne notwendig, um im Ernstfall allen Beteiligten schnell und sicher den richtigen Weg ins Freie zu weisen.

Abstimmung mit weiteren Sicherheitsplänen nach anderen Vorschriften
Flucht- und Rettungspläne sind nicht isoliert zu betrachten, sondern sollten mit anderen sicherheitsrelevanten Plänen abgestimmt werden, um ein einheitliches Sicherheitskonzept zu gewährleisten. Fluchtpläne müssen etwa mit den Alarm- und Gefahrenabwehrplänen gemäß § 10 der Störfallverordnung (12. BImSchV) abgeglichen werden. Durch eine einheitliche Gestaltung und konsistente Sicherheitskennzeichnung über verschiedene Pläne hinweg wird eine reibungslose Umsetzung und Verständlichkeit der Sicherheitsmaßnahmen gefördert, was im Ernstfall entscheidend sein kann.

Praxisnahe Umsetzung und Überprüfung von Flucht- und Rettungsplänen
Flucht- und Rettungspläne müssen nicht nur vorhanden sein, sondern auch regelmäßig geübt werden. Hierzu sieht die Arbeitsstättenverordnung vor, dass Arbeitgeber in regelmäßigen Abständen Evakuierungsübungen durchführen, um sicherzustellen, dass alle Personen im Gebäude mit den Fluchtwegen und den Verhaltensweisen im Notfall vertraut sind. Eine solche Übung sensibilisiert die Beschäftigten für die Gefahrenlage und schafft eine gewisse Routine für den Ernstfall, was die Reaktionsfähigkeit erhöht und die Evakuierung beschleunigen kann. Bei baulichen Änderungen oder sicherheitsrelevanten Umgestaltungen ist eine sofortige Anpassung der Pläne erforderlich, um die Sicherheit dauerhaft zu gewährleisten. (prm)


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