Bergbautradition hautnah erleben: Wanderung zu den Grubenfeldern Girmscheid und Georg
Von Klaus Köhnen
Die Tourist-Info der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, der Förderverein Bergbau und Hüttenwesen in der VG sowie die Bürgerinitiative Willroth hatten zu einer Wanderung eingeladen. Der Heimatkundler Albert Schäfer aus Willroth führte die Teilnehmer zu den Orten der Bergbautradition.
Oberhonnefeld-Gierend/Willroth. Im Verlaufe dieser Wanderung konnten die Teilnehmer vieles über die alten Bergbau-Traditionen erfahren. An den einzelnen Stationen erläuterte Schäfer die Wiedische Grube Girmscheid. Er zeigte den Besuchern unter anderem Kohlenmeiler-Plätze, Stollen und sogenannte "Pingen", also trichterförmige Grabungen an der Oberfläche mit anschließendem Einsturz der Decke. Auch ein von Bürgern aus Gierend wieder aufgebautes "Pulverhäuschen" war Ziel der Wanderung.
So wurde auch der "Grenzverlauf" der heutigen Landkreise Altenkirchen und Neuwied erkundet, der bereits vor dem Bau der Autobahn (1936) an dieser Stelle verlief. Damals, so Schäfer, handelte es sich allerdings eher um die Grenzen von Kleinstaaten.
Im Bereich der Grube Girmscheid hatten die Fürsten des Hauses Wied das sagen. Auf der anderen Seite waren es zunächst die Kurfürsten zu Trier. Bereits in Anfangsjahren des Erzabbaus wurde immer mal wieder behauptet, dass die eine oder die andere Seite, in der Tiefe die Stollen auf das jeweils andere Gebiet vorgetrieben hätte, beschrieb Albert Schäfer.
Erst die Arbeit der Köhler ermöglichte das Trennen von Erz und Gestein
Schäfer erläuterte auch anhand von Zeichnungen die Arbeit der Köhler. Alles begann mit dem Holzeinschlag, dem das Ablängen und Spalten folgte. Die Meiler wurden, nachdem das Feuer entfacht war, abgedeckt, um die Flammen zu erhalten und die Holzkohle zu produzieren. Die Holzkohle war der Stoff, der das Trennen von Gestein und Erzen erst möglich machte. Neben der Gefahr für die Köhler bei der Arbeit mit dem Feuer bestand auch ein großes Risiko der "Entwaldung" ganzer Landstriche, denn die Köhler verbrauchten Unmengen an Holz.
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Weiter ging es zu den "Pingen", einer einfachen Form der Ausbeutung von Erzlagerstätten. Diese haben den Namen von dem Geräusch, dass das Werkzeug auf dem Stein, in dem Erz vorhanden war, erzeugten. Dieser lautmalerische Begriff fand bereits früh Einzug in die Sprache der Bergleute, so Schäfer.
Sprengungen waren damals mit großen Gefahren verbunden
An dem wieder errichteten "Pulverhäuschen" beschrieb der Historiker, den Transport des, damals verwendeten, Schwarzpulvers. Dieser "Sprengstoff" kam aus der Pulvermühle Hamm (Sieg) und wurde mit Pferdefuhrwerken transportiert. Um das Risiko von Funken zu vermeiden, war es Vorschrift, dass diese Fracht nur in Holzfässern transportiert werden durfte. Die Fuhrleute machten in Flammersfeld Rast. Hierbei mussten die Fuhrwerke, die mit einer weißen Fahne gekennzeichnet waren, vor dem Ort warten. Nach der Rast, die, so Schäfer, oft mit dem Verzehr so manchen Bieres verbunden war, wurden die Fuhrwerke mit einer Trompete herbeigerufen.
An verschiedenen Stellen konnte Schäfer den interessierten Teilnehmern unterschiedliche Gesteinsbrocken zeigen, die auch heute noch zahlreich zu finden seien. Im Anschluss an die Wanderung bot die Bürgerinitiative Willroth die Möglichkeit, den Förderturm der Grube Georg zu besichtigen. Die Teilnehmenden waren einhellig überzeugt, dass solche Wanderungen zu einer festen Einrichtung werden sollten. So konnte nämlich eine spannende Wanderung mit wertvollem historischen Wissen bereichert werden.(kkö)
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