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Nachricht vom 07.01.2012    

„Wir wollen die Jugendlichen für ihre Arbeit begeistern“

Agentur für Arbeit zeichnet TH. Hennecke GmbH aus Neustadt-Etscheid mit ihrem Ausbildungszertifikat aus

Etscheid. Wer ausbildet sichert nicht nur die Existenz seines Unternehmens, sondern verhilft jungen Menschen auch zu einem gelungenen Start ins Berufsleben. Weil es dabei nicht allein auf die Anzahl der Auszubildenden, sondern vor allem auf die Qualität der Ausbildung ankommt, zeichnet die Agentur für Arbeit Neuwied in jedem Jahr Betriebe aus, die dieser Verantwortung vorbildlich gerecht werden. Diesmal darf sich die Walter Th. Hennecke GmbH in Neustadt über das „Zertifikat zur Ausbildungsförderung“ freuen.

Nutzten die Verleihung des Ausbildungszertifikats für eine Werksbesichtigung (von links): Ausbilder Guido Reinhold, Hennecke-Geschäftsführer Frank Felmet, Agenturleiterin Ulrike Mohrs, Ausbilder Franz Ermtraud, Arbeitgeberservice-Teamleiter Volker Mendel, Arbeitgeberberater Harald Pfahl.

Angefangen hat es im leer stehenden Saal einer Gaststätte. Den mietete Walter Hennecke anno 1963 an, nachdem er beschlossen hatte, sich mit einem Blechschneidebetrieb selbstständig zu machen. Knapp ein halbes Jahrhundert später arbeiten in den vier Betrieben der Hennecke-Gruppe mehr als 350 Menschen, um das breite Leistungsspektrum ihrer Firma abzudecken.

Denn aus dem Zuschneidebetrieb ist längst ein führendes Unternehmen der industriellen Blechbearbeitung geworden, das seinen Kunden komplexe Lösungen bietet. Vom aufwändigen Blechteil, das später in einer großen Baumaschine verschwindet, bis zum Kaminofen oder zur Luftschleuse reichen die Produkte. Auch so mancher Prototyp wurde hier entwickelt, gebaut und getestet, bevor er in Serie ging.

„Auf unseren Produkten steht allerdings selten unser Name“, erklärt Hennecke-Geschäftsführer Frank Felmet. „Deshalb ist den meisten Leuten nicht klar, dass sie beinahe täglich Dinge sehen oder benutzen, an denen unser Haus mitgewirkt hat.“

Ein Umstand, der sich auch bei der Suche nach betrieblichem Nachwuchs bemerkbar machte. „Selbst die Jugendlichen aus der Region wussten früher nicht, was wir hier eigentlich herstellen, und konnten sich deshalb auch nicht vorstellen, wie eine Ausbildung bei Hennecke aussieht.“

Das hat sich gründlich geändert, denn je größer das Unternehmen wurde, umso deutlicher wurde den Verantwortlichen, dass Ausbildung keine Aufgabe ist, die man so nebenher erledigen kann. Mitte der 1990er Jahre übernahm deshalb Franz Ermtraud die Betreuung der Auszubildenden, später wurde auch noch Guido Reinhold zum Ausbildungsleiter für die kaufmännischen Berufe ernannt.

Seitdem hat sich viel verändert – nicht nur in den Betrieben selbst. Die Ausbilder suchten den Kontakt zu den Schulen der Umgebung und nehmen seitdem rege an Ausbildungsbörsen und Schulinformationstagen teil. Auch die Mitarbeit im örtlichen „Arbeitskreis Schule Wirtschaft“ ist für die Ausbilder eine Selbstverständlichkeit. „Denn die Nachwuchssicherung für unser Unternehmen beginnt nicht erst mit der Ausbildung“, weiß Franz Ermtraud. „Vorher muss bereits eine Menge passieren.“

Und später, wenn die jungen Leute für eine der immerhin zehn verschiedenen Ausbildungen bei Hennecke begeistert wurden und mit der Lehre begonnen haben, gibt es hin und wieder auch Probleme zu lösen, die mit der Arbeit eigentlich nichts zu tun haben. „Unsere Auszubildenden sind in einem aufregenden Alter, in dem viele von ihnen mit den unterschiedlichsten Problemen zu kämpfen haben. Da reicht es manchmal eben nicht aus, sie fachlich anzuleiten. Hin und wieder brauchen sie auch ein bisschen Lebenshilfe.“

Für ihn als Ausbilder sei es allerdings wichtig, die Grenze zu kennen, erklärt Ermtraud. „Wir wollen unsere Jugendlichen mitnehmen und ihnen zu einer beruflichen Grundlage für ihre Lebensplanung verhelfen. Aber wir sind keine ausgebildeten Sozialarbeiter, und das ist auch nicht unser Job. Letztlich müssen wir vor allem das Wohl des Unternehmens im Blick haben.“



Diese Grenze zu erkennen und zu respektieren ist nicht immer einfach, räumen er und sein Ausbilderkollege Guido Reinhold ein. „Da haben auch wir in den letzten Jahren viel gelernt.“

Ein Prinzip, mit dem die Ausbilder stets gut gefahren sind, ist das der Begeisterung: Wenn Jugendliche – „und nicht nur sie!“ – Spaß an ihrer Arbeit haben, dann bringen sie auch gute Ergebnisse, ist ihre Erfahrung.

Deshalb werden die Nachwuchskräfte bei Hennecke früh in die Produktion eingebunden. Sie sollen sehen, was aus ihrer Arbeit geworden ist, um sich so ihre eigenen Erfolgserlebnisse zu schaffen. Und sie bekommen die Sicherheit, die sie brauchen: Wer hier ausgebildet wird und das will, der findet in aller Regel auch eine berufliche Zukunft im Unternehmen.

Denn grundsätzlich bilde man für den eigenen Bedarf aus, betont Geschäftsführer Felmet. „Dabei ist uns sehr wichtig, dass wir jeden dort einsetzen und fördern, wo er seine Stärken hat und gut sein kann.“

Lange ausruhen kann und soll sich auf dem Erreichten allerdings niemand, denn auch über die Ausbildung hinaus ist der Betriebsleitung das Qualifizieren der Mitarbeiter wichtig. „Als Unternehmen dürfen wir nicht stehen bleiben, und deshalb müssen sich auch unsere Mitarbeiter ständig weiter entwickeln. Allerdings achten wir sehr darauf, dass sich niemand überfordert. Denn wer zu schnell zu viel will, der scheitert. Und davon hat niemand etwas.“

45 junge Leute werden derzeit bei Hennecke ausgebildet. Dass es künftig deutlich schwieriger werden könnte, geeigneten Nachwuchs zu finden, weiß auch die Geschäftsleitung. Deshalb ist man schon seit längerem dazu übergegangen, auch schwächeren Schülern eine Chance zu geben – entweder durch ein vorgeschobenes Langzeitpraktikum oder durch eine abgespeckte Ausbildung.

„Wer sich dabei bewährt“, so Guido Reinhold, „hat immer die Chance, im Betrieb weiterzukommen. Schließlich führen immer mehrere Wege zum Ziel.“

Ausführungen, die Ulrike Mohrs, die Leiterin der Agentur für Arbeit in Neuwied, gerne hört. Denn angesichts der demografischen Entwicklung sei es wichtiger denn je, auch jene Jugendlichen für die Betriebe zu gewinnen, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen in der Schule schwer taten.

„Wir erleben immer wieder, dass schwache Schüler in einer Ausbildung, die ihnen Spaß macht, zu Leistungen fähig sind, die ihnen bis dahin niemand zugetraut hat. Wir brauchen deshalb dringend mehr Unternehmen wie Hennecke, die den Mut haben, diesen Jugendlichen die Chance auf einen gelungenen Berufseinstieg zu bieten – und sich damit letztlich ja auch selbst einen großen Gefallen tun.“


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