Werbung

Nachricht vom 11.01.2024    

Gefährlicher Bahnlärm: Mittelrheintal braucht dringend eine Alternativ-Trasse

Von Wolfgang Tischler

Das Untere Mittelrheintal leidet unter massivem Bahnlärm. Über 400 Güterzüge, viele davon Gefahrguttransporte, fahren innerhalb von 24 Stunden durch die Wohngebiete am Rhein. Die geforderte Alternativtrasse des "Westerwald-Taunus-Tunnels" ist in weite Ferne gerückt, stattdessen sollen die Mittelrheinstrecken zu einem Hochleistungskorridor ausgebaut werden.

Sie werden sich um das verabschiedeten Forderungen kümmern. Fotos: Wolfgang Tischler

Neuwied. Schon viele Jahre dauert der Kampf für die dringend notwendige Entlastung der Jahrhunderte alten Kulturlandschaft vom Güterverkehr im Rheintal. Bürger und Bürgerinitiativen gegen Bahnlärm haben die vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie für eine Alternativ-Trasse ausdrücklich begrüßt. Umso ernüchternder sind die jetzt veröffentlichten Ergebnisse für die betroffenen Anlieger, denn favorisiert wird eine Variante, die lediglich das Obere Mittelrheintal entlastet. Daneben ist im Zeitraum 2026 bis 2028 die "Generalsanierung" der rechts- und linksrheinischen Mittelrheinstrecken zu einem Hochleistungskorridor" geplant. Damit soll die Strecke Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen nach Genua fit gemacht werden. Bis zu 120.000 Güterzüge pro Jahr sollen dann hier rollen; alle vier Minuten einer.

Aus Sicht des Landkreises Neuwied ist die Alternativ-Trasse des "Westerwald-Taunus-Tunnels", die über Taunus, Westerwald und Troisdorf nach Mainz führt, die einzige Lösung, die zu einer echten Entlastung des Mittelrheintals führt. Die erforderlichen Schritte für die Planung, Genehmigung sowie den Bau dieser Alternativstrecke müssen zeitnah aufgenommen und vorangetrieben werden. Vor diesem Hintergrund fand am 10. Januar in der VHS Neuwied ein Treffen von Politik und Bürgerinitiativen statt. Gemeinsam mit allen wichtigen Akteuren in der Politik, in den Kommunen und den Bürgerinitiativen soll dieser Forderung der nötige Nachdruck verliehen werden.

Landrat Achim Hallerbach zeigte in seiner Begrüßungsrede die Risiken für unsere Region auf, wie Lärm, Wertverlust der Häuser, negative Auswirkungen auf Tourismus und die Wirtschaft und einiges mehr. Ein Punkt hob er besonders hervor: Es ist nicht, trotz wiederholter Nachfragen, bekannt, was alles transportiert wird. Dies stellt die Freiwilligen Feuerwehren bei Unfällen vor riesige Probleme und setzt sie unbekannten und gefährlichen Situationen aus. Hallerbach erinnerte an die schweren Unfälle in Unkel und Lahnstein.



Von den Bürgerinitiativen Bad Honnef, Leutesdorf und Weißenthurm waren Rolf Papen, Gerd Kirchhoff und Erich Schneider anwesend. Papen erläuterte im Detail, was in den nächsten Jahren in Bezug auf die "Hochleistungsstrecken Mittelrheintal" geplant ist. Erschreckend fand er und auch die rund 100 anwesenden Gäste, dass bislang nur das Obere Mittelrheintal Beachtung findet. Ab Neuwied soll alles in puncto Lärmschutz beim Alten bleiben. Für diese Strecke besteht Bestandsschutz, das heißt die neuesten Vorgaben in Bezug auf den Bahnlärm finden keine Anwendung. Auch dann nicht, wenn die Strecke modernisiert und fit für eine höhere Zugfrequenz gemacht wird. Gerd Kirchhoff referierte zum Thema Lärm und Lärmschutz und nannte Zahlen und Fakten.

Fazit des Abends

Es wurden Forderungen an die Bahn und Politik in Berlin formuliert, um die aktuellen und zukünftigen Belastungen auf ein erträgliches Maß zurückzuführen.
- Gründung eines Beirates für das Untere Mittelrheintal, um eine Gleichbehandlung für den gesamten Bereich des Mittelrheins zu erreichen.
- Die Generalsanierung 2026/2028 muss mit den aktuellen Bestimmungen der Lärmvorsorge verbindlich umgesetzt werden.
- Bis die Lärmschutzmaßnahmen umgesetzt sind, soll eine Geschwindigkeitsbegrenzung in und an den Orten, insbesondere nachts, erlassen und kontrolliert werden.
- Die Überwachungsstationen müssen technisch so aufgerüstet werden, dass die Flachstellen, Polygone und andere Lärm verursachende Komponenten genau erfasst und online übermittelt werden. Primär müssen alle Wagenhalter verpflichtet werden, die Schäden unmittelbar zu beseitigen.
- Die Planung für die rechtsrheinische Alternativstrecke von Troisdorf nach Mainz-Bischofsheim, als Tunnellösung für eine langfristige Entlastung des gesamten Mittelrheintales muss sofort beginnen und dann gegebenenfalls außerhalb des Bundesverkehrswegeplanes durch ein eigenes Gesetz umgesetzt werden.

Geprüft wird von den BIs, ob eine Klage auf Umsetzung der Lärmschutzmaßnahmen auf den aktuellen Stand Erfolg haben könnte. Weiterhin sollen die vor Corona stattgefundenen Demonstrationen gegen den Bahnlärm wieder aufgenommen und einige Gruppen der Bürgerinitiativen reaktiviert werden. "Wir brauchen jetzt Lösungen für unser Tal - konkret und zielorientiert", fasste Hallerbach den Abend zusammen. (woti)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Neuwied & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
   

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Tanzen für den Erhalt: Gießen feiert sein Herzensfestival trotz Zukunftssorgen

Tausende feiern, tanzen und schwitzen bei 30 Grad – das „Stadt ohne Meer“-Festival hat auch in diesem ...

Aktualisiert: Kollision in Andernach - Pkw-Fahrerin übersieht Motorradfahrer

In Andernach ereignete sich am Morgen des 16. Juni ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem ein Motorradfahrer ...

"Pool, Buch und Wein" mit Autorin Ulrike Puderbach im Erlebnisbad Herschbach

Am 24. Juni – rund um den Midsommar – bietet das Team des Erlebnisbades Herschbach seinen Gästen eine ...

Veteranentag und 40. Jahrestag der Reservistenkameradschaft in Steimel gefeiert

Der Nationale Veteranentag am 15. Juni ist ein Gedenktag in Deutschland. Mit dem Tag soll erstmalig 2025 ...

Feuerwehr Horhausen feiert erfolgreichen Feuerwehrtag

Am Sonntag, den 15. Juni, fand der traditionelle Tag der Feuerwehr in Horhausen bei bestem Feierwetter ...

Sonnige Aussichten für Rheinland-Pfalz: Temperaturen steigen weiter

Die neue Woche beginnt in Rheinland-Pfalz mit sommerlichem Wetter. Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert ...

Weitere Artikel


Bad Honnef: Naturgartenplanerin gibt Tipps zur Gestaltung von Garten und Balkon

Der eigene Garten oder Balkon ist für viele das verlängerte Wohnzimmer und ein echter Entspannungsort. ...

CDU Neustadt: "Starkes Team für die Kommunalwahl"

Der CDU Ortsverband Neustadt hat seine Kandidaten für die Kommunalwahl am 9. Juni in seiner jüngsten ...

SWN Green Energy startet für PV-Anlagen im Großformat

ANZEIGE | Stadtwerke Neuwied (SWN) und die WI Energy aus Trier haben eine gemeinsame Gesellschaft für ...

Sanierung der Velten-Brücke in Puderbach verzögert sich

Laut Bauzeitplanung sollte die Sanierung der Velten-Brücke in Puderbach kurz vor Weihnachten fertigstellt ...

Randalierer in Regionalbahn führt zu Polizeieinsatz in Unkel

Wegen eines Vorfalls in einer Regionalbahn wurde am Dienstagvormittag (9. Januar) die Polizei in Linz ...

Geschwindigkeitskontrollen in Neuwied: 33 Fahrzeugführer zu schnell

Bei Geschwindigkeitsmessungen in Neuwied am 10. Januar stellte die Polizei insgesamt 33 Verstöße gegen ...

Werbung