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Nachricht vom 15.12.2023    

Bernd Willscheid als Direktor des Roentgen-Museums Neuwied feierlich verabschiedet

Von Helmi Tischler-Venter

Die ungewohnten Menschenmassen, die am Freitagnachmittag, 15. Dezember in das Roentgen-Museum strebten, wiesen auf ein besonderes Ereignis hin: Bernd Willscheid, der langjährige Leiter des Kreismuseums, wurde in den Ruhestand verabschiedet. Zugleich wurde seine Nachfolgerin Jennifer Stein vorgestellt.

Von links: Landrat Achim Hallerbach, die neue Direktorin des Roentgen-Museums, Jeniffer Stein, Bernd Willscheid und Uwe Langnickel. Fotos: Wolfgang Tischler

Neuwied. So viele Gäste aus dem Landkreis, der Region und sogar internationale Besucher hatte das Museum noch nie gesehen. Landrat Achim Hallerbach begrüßte sie herzlich und würdigte die Hauptperson als "Sechser im Lotto für den Landkreis". Den ungewöhnlichen Karriereweg Willscheids skizzierte der Kreischef in einer humorvollen Rede.

Bernd Willscheid studierte nach dem Abitur im Jahr 1977 Öffentliche Verwaltung in Mayen und begann danach als "Dienstanfänger" die Beamtenlaufbahn für den gehobenen Verwaltungsdienst in der Kreisverwaltung. Sein besonderes geschichtliches Interesse, sein Faible und sein Verständnis für Kunst und Kultur blieben nicht lange unentdeckt. Rosemarie Schütz, die damalige Kustodin des Kreismuseums, forderte den jungen Mann immer wieder als Hilfskraft im Museum an. Sie förderte ihn und baute ihn als Nachfolger auf. Über die Abteilungen Soziales, Schulen und das Bauamt führte ihn der Weg vor mehr als 30 Jahren in das Museum. "Sie haben aus dem ehemaligen Kreismuseum mit dem seinerzeit etwas angestaubten Image unser Schmuckkästchen gemacht", lobte Hallerbach.

Drei Arbeitsutensilien, die Willscheid im Laufe der Jahre unverzichtbar geworden sind, überreichte der Landrat: Ein Telefon, an dem der Geehrte Kontakte in die nationale und internationale Kunstszene knüpfte. Dabei galt für ihn nicht die Aufforderung "Fasse dich kurz!" Wenn Bernd Willscheid aus Neuwied anrief, dann hatten viele prominente Mäzene, Leihgeberinnen und Stiftungsverantwortliche ein offenes Ohr und ein offenes Portmonee.

Als Zweites kam der Hammer hin und wieder zum Einsatz, wenn der pragmatische und aufmerksame Vorgesetzte des Museums-Teams selbst mit anpackte. Ein Paar feine weiße Handschuhe symbolisierten zugleich den überaus vorsichtigen Umgang mit den kostbaren Möbeln und Ausstellungsstücken sowie den behutsamen und freundlichen Umgang mit den Menschen. Er blieb auch in schwierigen Situationen immer ruhig und gelassen und bewahrte sein typisches Lächeln, wahrscheinlich, weil er seine berufliche Arbeit geliebt hat.

Als Letztes erhielt Willscheid, der am Ende des Monats Dezember ausscheidet, eine offizielle Dankesurkunde des Landkreises Neuwied. Hallerbach wünschte dem angehenden Pensionär gutes Gelingen bei der Umsetzung seiner Pläne und freute sich auf ein Wiedersehen in Dattenberg.

Die Nachfolgerin Jennifer Stein wurde mit einem herzlichen Applaus willkommen geheißen. "Durch verschiedene Praktika bereits während des Studiums, wissenschaftliche Mitarbeit und ihre Berufstätigkeit in einer renommierten Galerie in Koblenz waren Sie für uns die erste Wahl, als es darum ging, die Stelle des Museumsdirektors neu zu besetzen", freute sich der Landrat bereits auf die baldige Zusammenarbeit.

Birgit Eisenhuth, Vorsitzende des Personalrates der Neuwieder Kreisverwaltung, kannte Bernd Willscheid seit vielen Jahren als gut gelaunten Verwaltungskollegen. Als Leiter des Roentgen-Museums seit dem 1. April 1997 habe er im vollen Umfang seine persönlichen Interessen und Neigungen eingebracht und gelebt und so aus dem Museum ein kulturelles Highlight gestaltet mit der größten Roentgen-Möbel-Sammlung in Deutschland trotz oft schwieriger Bedingungen und knappem Budget. Wie der Landrat strich Eisenhuth die ruhige und besonnene Art des Mannes und seine Empathie für jeden als besonderes Merkmal heraus. Die Nachfolgerin nannte die Personalratsvorsitzende eine gute Wahl und eine Entscheidung für ein modernes, lebendiges und kompetentes Roentgen-Museum.



Jennifer Stein war bewusst, dass sie ab Januar in große Fußstapfen treten wird. Sie skizzierte ihren beruflichen Weg und stellte dann die Planung für das kommende Jahr vor. Nach der Jahreskunstausstellung, die noch bis 4. Februar 2024 läuft, ist ab 2. März die Ausstellung Sammlung der Museumsstiftung Krüger mit Werken der Rheinromantik geplant, danach eine Ausstellung mit fotografischen und skulpturalen Arbeiten von Hans-Otto Lohrengel. Das Programm, das auch Lesungen und Konzerte beinhaltet, ist auf der Website zu verfolgen.

Für die vielen engagierten Gesichter, die die Kulturszene hat, sprach stellvertretend der Künstler Uwe Langnickel. Auch er bezog sich auf das stets freundliche Auftreten Willscheids und drückte seinen Dank aus in einem Bild von dessen "Zuhause".

In seiner Abschlussrede gestand Bernd Willscheid, dass ihm die Kunst nicht in die Wiege gelegt wurde. Er wurde in eine Winzer- und Gastwirtsfamilie hineingeboren, verbrachte viel Zeit bei den Großeltern und wurde durch den musikalischen Großvater beeinflusst. Sein Großonkel, der Pfarrer und Kantor war, weckte in dem jungen Bernd die Neugier auf fremde Länder und Kulturen, ergo waren Geschichte und Kunst seine Lieblingsfächer in der Schule.

Als Verwaltungsangestellter half er beim 50. Jubiläum des Kreismuseums mit. Vor 38 Jahren kam er fest an das Roentgen-Museum. Seine Aufgaben waren Mitarbeit im Museum, Vergabe von Preisen und Gestaltung von Kunstausstellungen. Willscheid erinnerte sich an seine geschätzte Mentorin Rosemarie Schütz und an Frau Antonia von Gordon im Dierdorfer Kupferhaus, die ihm eine neue Welt eröffnete. Das Interesse am Wiedischen Haus führte zu Ausstellungen. An zahlreiche weitere Weggefährten erinnerte der Museumsdirektor. Er arbeitete unter fünf Landräten mit vielen lieben Kolleginnen und Kollegen in vertrauensvoller Zusammenarbeit. Dabei habe das Museum oft vor dem Privatleben gestanden. In Zukunft wolle er für einen Tag pro Woche das fürstlich-wiedische Archiv betreuen und vielleicht seinen Traum von einem Kunstcafé im heimischen Dattenberg realisieren.

Seiner Nachfolgerin versprach er eine spannende Arbeit im Roentgen-Museum und wünschte ihr alles Gute und viel Freude dabei. Willscheid blieb sich treu und bot an, nach einer Stunde Erholung bei einem weihnachtlichen Umtrunk, mit den feinen, weißen Handschuhen noch einmal ein Roentgen-Möbel vorzuführen. htv


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