Werbung

Pressemitteilung vom 08.11.2023    

Kreis Neuwied: Landrat Hallerbach fordert vom Land Konsequenz aus Umfrage

Mehr als die Hälfte der ehrenamtlichen Bürgermeister überlegt, auf erneute Kandidatur 2024 zu verzichten. So lautet das alarmierende Ergebnis einer Umfrage des SWR. Landrat Achim Hallerbach sieht die Begründung darin, dass die Verantwortung bei klammen Kassen sehr hoch sei und die bürokratischen Vorgaben, die schon jetzt kaum noch zu überblicken sind, würden immer größere Auswüchse annehmen.

Nach 20 Amtsjahren wird der ehrenamtliche Bürgermeister der Kulturstadt Unkel, Gerhard Hausen, auf eine erneute Kandidatur bei den Kommunalwahlen 2024 verzichten. Wie er übnerlegen mehr als die Hälfte aller Amtsinhaber, nicht mehr anzutreten. (Foto: Archiv Thomas Herschbach)

Kreis Neuwied. Alarmiert, aber nicht überrascht, hat Landrat Achim Hallerbach die jüngste Umfrage des Südwestrundfunks zur Kenntnis genommen, wonach mehr als ein Drittel aller ehrenamtlichen Bürgermeister eine erneute Kandidatur bei den Kommunalwahlen 2024 ausschließen und jeder Vierte bislang nicht entschieden hat, ob eine weitere Bewerbung um das kommunale Spitzenamt erfolgen soll.

"Mehr als die Hälfte der ehrenamtlichen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister überlegt es sich, hinzuwerfen. Das Ergebnis der SWR-Umfrage ist Spiegelbild und trauriger Höhepunkt einer Entwicklung, die abzusehen war", verweist der Landrat in diesem Zusammenhang auf das Phänomen der "inneren Kündigung", das bislang eher in Berufswelten, als im Ehrenamtssektor verortet zu sein schien.

"Die Finanzausstattung der Kommunen ist schlecht und steht im komplett umgekehrten Verhältnis zu den immer größeren Auswüchsen neuer bürokratischer Vorgaben", legt Achim Hallerbach den Finger in die Wunde des kommunalpolitischen Alltags, in dem sich ehrenamtliche Bürgermeister allzu häufig alleingelassen fühlen. Wenn ein Ortsbürgermeister keine Parkbänke mehr aufstellen könne oder für eine Seniorenfeier das Geld bei den Betrieben erbetteln müsse, habe das nichts mehr mit kommunaler Selbstverwaltung zu tun, sondern sei Gängelung eines kommunalen Amtsträgers, beschreibt der Landrat die zugespitzte Situation.

Mit wenig Gestaltungsspielraum stehen Ortsbürgermeister schnell am Pranger
Wer in dieser Zwinge, mit vergleichsweise geringer Aufwandsentschädigung und abseits beruflicher Notwendigkeiten, freiwillig Verantwortung an der Spitze übernehme, sehe sich für sein Tun innerhalb enger Grenzen zudem nicht selten an den Pranger öffentlicher Meinung gestellt. Deshalb zeigt der Landrat menschliches Verständnis für das große Frustpotential der ehrenamtlichen Bürgermeister. Wenn diese nicht mehr ihren Kopf herhalten wollen, sei das natürlich auch eine Quittung für solche Zeitgenossen, die sich selbst wenig oder gar nicht für das Allgemeinwohl engagieren, zugleich aber einen ehrenamtlichen Bürgermeister als Angriffsziel nutzen.



Es passe nicht in die Zeit, dass ein ehrenamtlicher Ortsbürgermeister verantwortlich für zwei Kindergärten, einen Bauhof und womöglich noch eine Grundschule sei. Allein die Personalverantwortung und die Anforderungen im Kinder- und Jugendrecht bei Kindergärten seien enorm. "Der Ortsbürgermeister muss sich täglich auch um das Personal, Ersatzpersonal und Krankheitsfälle kümmern", zählt Hallerbach auf. Zudem sei der Ortsbürgermeister auch für das Kindeswohl in einer Kita verantwortlich. Diese sehr verantwortlichen Aufgaben sollten, so Hallerbach, fachlich zum Beispiel an die Verbandsgemeindeverwaltung übertragen werden. Auf diese Weise könnten wirksame Optimierungen und Entlastungen erreicht werden, ist Landrat Achim Hallerbach überzeugt.

Respekt und Wertschätzung vor ehrenamtlichen Bürgermeistern müssten seitens der Landespolitik vorgelebt werden. Allerdings sehe die Lebenswirklichkeit so aus, dass die Handlungskompetenz der Amtsinhaber immer mehr eingeschränkt würde. "Vom Land muss mehr Geld in die Kommunen fließen. Sie stehen am Ende der Kette von Bund-Land-Kommunen und haben Belastungen zu schultern, denen sie mangels Finanz- und Personalausstattung überhaupt nicht mehr gewachsen sind", sieht Landrat Hallerbach die Landesregierung in der Pflicht.

Dabei seien das Land, aber auch der Bund, auf das kommunalpolitische Wirken im Ehrenamt angewiesen. Das Ehrenamt sei der Dünger, den ein Gemeinwesen benötige, um zu blühen.
Achim Hallerbach bringt es auf den Punkt: "Landesregierung und der Bund sind gefordert, Rahmenbedingungen und Motivation für das Amt herzustellen". (PM)


Mehr dazu:   Kommunalwahl 2024  
Lokales: Neuwied & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Politik


Pierre Fischer und Sven Schür gewinnen die Bürgermeisterwahl

Die Wähler in den Verbandsgemeinden Puderbach und Rengsdorf-Waldbreitbach haben entschieden. In Puderbach ...

Neuer Naturschutzbeirat des Landkreises Neuwied hat sich konstituiert

Nach Ablauf seiner fünfjährigen Amtsperiode hat sich kürzlich der neue Naturschutzbeirat des Landkreises ...

Gemeinsam Brücken bauen: ehrenamtliches Engagement in Neuwied

Am 10. April 2025 trafen sich engagierte Bürgerinnen und Bürger in Neuwied zu einem besonderen Austausch. ...

Gemeinsame Initiative zur Nutzung von Ausgleichsflächen in Neustadt

In der Ortsgemeinde Neustadt (Wied) stehen neue Bauprojekte an, die Ausgleichsmaßnahmen nötig machen. ...

Ministerin Dörte Schall spricht in Neuwied zum Tag der Arbeit

Am 26. April lädt der Deutsche Gewerkschaftsbund zu einem besonderen Empfang nach Neuwied ein. Ministerin ...

FWG unterstützt Sven Schür

Die FWG Verbandsgemeinde Puderbach unterstützt die Kandidatur von Sven Schür zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde ...

Weitere Artikel


Lichttestaktion: Polizei Rheinland-Pfalz zieht nach landesweitem Kontrolltag Bilanz

Nach dem Motto für die Lichttestaktion 2023 "Gut sehen! Sicher fahren!" des Landeskriminalamtes war die ...

Zahlreiche Wildunfälle im ländlichen Dienstgebiet der Polizeiinspektion Straßenhaus

Bis jetzt sind alleine im Dienstgebiet der PI Straßenhaus 100 Wildunfälle seit September registriert ...

Gedenkstunde an die Reichspogromnacht in Dierdorf

Zum Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938 laden die Evangelische und Katholische Kirchengemeinde ...

Verein zur Förderung der Kinderhospizarbeit im Westerwald gegründet

Der Westerwald braucht einen ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst - darin sind sich die Gründerinnen ...

Die Region nachhaltig und lebenswert gestalten - Wie geht es weiter mit Smart-City?

Im "Klimafreundliche Dialog", der von der Kreisvolkshochschule Neuwied, der Familienbildungsstätte und ...

Kalender "Engerser Erinnerungen" ist wieder da

Der Kalender 2024 "Engerser Erinnerungen" ist kürzlich erschienen. Bei einer SPD-Vorstandssitzung stellte ...

Werbung