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Nachricht vom 22.10.2023    

Kleines Dorf ganz groß: Rahms feierte zünftiges Oktoberfest

Von Wolfgang Rabsch

Um "Oans, zwoa, gsuffa" zu hören, muss man nicht zwingend nach München fahren, um dort in den riesigen Zelten das Oktoberfest zu feiern. Sehr persönlich und stimmungsvoll, so kam das Oktoberfest in Rahms daher, die Stimmung hätte kaum besser sein können. Auch im kleinen Rahmen ist es möglich, das typisch bayerische Flair in den Westerwald zu transportieren.

(Fotos: Wolfgang Rabsch)

Rahms. Organisiert wurde das Oktoberfest vom "Orchester Rahms", das in das dortige Bürgerhaus eingeladen hatte. Das kleine Dorf mit knapp 600 Einwohnern muss halb ausgestorben gewesen sein, denn mindestens die Hälfte feierte im Bürgerhaus Party. Dazu noch einige Gäste aus der näheren Umgebung, schon platzte das Bürgerhaus beinahe aus allen Nähten.

Rahms, eine einzige Partyzone
Wenn man viele Oktoberfeste in anderen Regionen besucht hat, dann fällt auf, dass in Rahms eine ganz spezielle Stimmung anzutreffen war. In früheren Jahrhunderten gehörte Rahms zum Kurfürstentum Köln, daher ist die rheinische Lebensart in Rahms fest verankert. Zu jederzeit war dieses positive Lebensgefühl zu spüren, sozusagen eine Mischung aus Oktoberfest und Karneval. Alles war in Bewegung, es wurde "geschunkelt, gesungen, getanzt und gsuffa". Bereits beim Fassanstich durch Bürgermeister Thomas Junior, bei dem übrigens kein Tropfen des edlen Gerstensafts verspritzt wurde, war klar, wie der Abend verlaufen würde. "Op Kölsch" war mehrfach die Lebensweisheit des Frohsinns zu vernehmen: "Heut wäd de Sau geschlaaacht unn morje wäd die Wuschd jemaaacht." Dieser Spruch sagt mehr als 1000 Worte.

So, nun endlich zum Programm: Sage und schreibe vier Orchester, Kapellen oder Bands spielten und sangen, was das Zeug hielt: Das Orchester Rahms, "Harmonie Windhagen", Musikverein Stromberg und die "Rahmser Böhmischen". Es gab wohl kein einziges Lied, das nicht in den Abend gepasst hätte. Hier eine kleine Auswahl, um das zu dokumentieren: "Schneewalzer", "Böhmischer Traum", "Bayerische Defiliermarsch", "Vogelwiese", "Lottchen Polka". "Harmonie" Windhagen spielte einige Oldtimer-Hits, jedoch im Blasorchesterstil: "Sweet Caroline", "The house of the rising sun", "Auf der Reeperbahn", "Tulpen aus Amsterdam", "Que sera" und ein ABBA-Medley.

Musik über Tische und Bänke
Bevor der Musikverein Stromberg in die Vollen gehen konnte, marschierten einige Musiker vom "Orchester Rahms" ein, stellten sich auf der gegenüberliegenden Seite der Bühne auf Tische und Bänke und spielten sich in einen regelrechten Rausch, angefeuert von einem fantastischen Publikum. Auch das Publikum hielt es nicht mehr auf den Sitzen, alle standen untergehakt und sangen aus Leibeskräften mit, zum Beispiel bei "Icecream", "Rote Lippen soll man küssen", "Das Kufstein Lied" und das "Westerwald Lied". Das war Partystimmung pur, man muss dabei gewesen sein, um es in Worte kleiden zu können. Der Musikverein Stromberg und die "Rahmser Böhmischen" setzten nahtlos fort, was die Vorgänger erreicht hatten. "Von Freund zu Freund", "Dem Land Tirol die Treue" und andere Volkslieder wurden frenetisch abgefeiert.



Markus Strunk, selbst begeisterte Musiker, agierte als famoser Moderator, der dafür sorgte, dass im Programm keine Pause entstand. Immer witzig und schlagfertig hatte er den Saal fest im Griff. Durch ihn war zu erfahren, warum sämtliche Formationen auf der Bühne das berühmte "Steigerlied" spielten und warum es in der Region als "Nationalhymne" angesehen wird. Im vergangenen Jahrhundert lebte man in der Region nördlicher Westerwald auch vom Erzabbau unter Tage, somit hat das Lied in Rahms Tradition.

Gäste aus nah und fern und zufriedene Gastgeber
Alle Musikanten waren mit Herzblut und Leidenschaft bei der Sache, auch angespornt durch die Begeisterung der Besucher. Durch den unmittelbaren Kontakt zwischen der Bühne und dem Publikum ohne Berührungsängste konnte ein unvergesslicher Abend entstehen. Fast jeder hatte kleidungstechnisch aufgerüstet, die meisten Madln in feschen Dirndln, die Buam in Krachledernen und Hüten. Ins Auge fiel eine Gruppe junger Frauen, die von den Tanzclubs "Rot-Weiß" Etscheid und "Blau-Weiß" Windhagen angereist waren und ausgelassen feierten.
Wie es sich für ein zünftiges Oktoberfest geziemt, waren auch die Speisen bajuwarisch ausgerichtet: Gegrillte Schweinshaxen, Leberkäse und Weißwurst, je nach Wunsch mit Sauerkraut und Kartoffelpüree.

Am Ende konnte der NR-Kurier ein kurzes Gespräch mit Matthias Reuschenbach, dem Pressesprecher der Veranstalter vom "Orchester Rahms" führen. "Wir sind absolut zufrieden, die Stimmung ist einfach ansteckend gewesen. Die Gäste wollten Spaß haben und sie habe ihn bekommen. Das alles konnte nur gelingen, weil es nicht zu sinnlosen Streitereien kam wie an anderen Orten. Wie gesagt, ein rundum gelungenes Oktoberfest, bei dem Alt und Jung gemeinsam ausgiebig feiern konnten", so sein Statement. (PM)



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