Die Geschichte von "Little Blue" - aktualisiert
Nicole Dormann vom Verein Hundeherzen Apariv e.V. erzählt die Geschichte von "Little Blue". Bei Hundeherzen Apariv e.V. handelt es sich um ehrenamtliche Helfer, die sich um ausgesetzte und gequälte Hunde in Spanien kümmern und diese vermitteln oder versuchen das Leid mittels Spenden und Patenschaften vor Ort zu lindern. Das Motto des Vereins lautet: Ich kann nicht alle Hunde dieser Welt retten, aber ich kann die ganze Welt eines Hundes retten.
Von Nicole Dormann, Hundeherzen Apariv e.V.
Es war einmal ein kleiner blauer Hund und weil seine Fellfarbe so etwas besonderes war, fanden die Menschen, dass der blaue Hund an sich etwas ganz besonderes war. Seine Geschwister waren alle braun oder schwarz mit weißen Flecken. Nur dieses eine besondere kleine Hundemädchen war blau!
Und so kam es, dass sich die Menschen nur so um das besondere Hundemädchen rissen. Jeder wollte dieses außergewöhnliche Hundekind bei sich aufnehmen. Auch die anderen Geschwister fanden schließlich Familien, doch der blaue Hund wurde zu einem unglaublich hohen Preis verkauft.
Da dachte sich das kleine blaue Hundemädchen: Wenn für mich so ein hoher Preis erzielt wird, dann muss ich wahrhaft etwas besonderes sein.
Die erste Zeit in der neuen Familie war für das blaue Hundemädchen recht schön. Man gab ihr den Namen "Blue" und sie bekam sogar ein eigenes Hundezimmer in dem großen Haus der neuen Familie. Zwar hätte Blue wohl lieber mit ihren Menschen in dem Wohnzimmer gespielt, aber dieses Zimmer war für Blue verboten, weil sie einmal, als sie ganz klein war, auf den Läufer Pipi gemacht hatte. Nun war sie groß, schon fast ein Jahr alt, und natürlich wusste Blue, dass man so etwas nicht machte! Viel gesehen hatte Blue leider noch nicht. Sie kannte eigentlich nur ihr Zimmer und durfte immer nur kurz in den Garten. Wie beneidete sie die vielen Hunde, die sie durch den Zaun beobachten konnte, wie sie mit ihren Menschen an der Leine Gassi gingen. Ihre Menschen waren dafür leider viel zu beschäftigt und ihr Frauchen sagte auch immer, dass sie ja viel zu ein schönes Fell hätte, als dass man es im Wald schmutzig machen dürfe. So blieb ihr nur das Leben in ihrem Hundezimmer und in dem kleinen Garten.
Aber Blue wollte sich auf keinen Fall beschweren, denn schließlich war sie ja, wie man ihr sagte, etwas ganz besonderes.
Eines Tages brachte man einen weißen wunderschönen Hundemann zu Blue. Blue freute sich riesig über den vierbeinigen Besuch. Aber leider war er nicht zum Spielen gekommen, sondern er und Blue sollten Babys "machen". Blue bekam Angst und wollte den anderen Hund schon beißen, aber ihr Frauchen sprach immer davon, dass sich ein so besonderer Hund doch nicht so anstellen würde und so fügte sich Blue, denn schließlich wollte sie ihrem Frauchen ja gefallen.
Die Wochen gingen ins Land und Blue gebar 6 kleine niedliche Hundebabys. Sie war eine wirklich gute Mama und kümmerte sich fürsorglich um ihre Kinder. Als die Hundekinder größer wurden, kamen immer öfter fremde Menschen zu Besuch und begutachteten ihre Kinder. Blue war wirklich stolz als sie hörte, wie die Menschen zu ihren Kindern den gleichen Satz sagten, wie damals ihre Menschen: Du bist etwas ganz besonderes. Aber als dann die Menschen kamen und die Babys mitnahmen, war Blue sehr sehr traurig.
Blues Frauchen fand die Babys wohl auch sehr schön, sodass sie erneut den weißen Rüden zu Blue brachte. Mittlerweile wusste Blue schon was man von ihr verlangte und so fing die Geschichte wieder von vorne an. Immer wieder brachte Blue viele Kinder auf die Welt, und immer wieder nahm man ihr die Kinder viel zu früh weg.
Blue selber war geschwächt von den vielen Schwangerschaften. Ihr Fell war stumpf, grau und keiner kümmerte sich mehr wirklich um sie. Nur noch selten brachte man sie in den Garten und an manchen Tagen musste sie ihre Geschäfte sogar in ihrem Zimmer machen. Den Satz "Du bist etwas ganz besonderes." hat Blue leider nie wieder gehört. Egal wie hübsch Blues Kinder waren und egal wie sehr sich Blue um die Gunst ihres Frauchens bemühte - diese hatte keine Augen mehr für Blue.
Traurig und erschöpft ließ Blue den erneuten Besuch des Rüden über sich ergehen. Aber diesmal wurde es keine normale Schwangerschaft. Blue verlor alle ihre Kinder und der Tierarzt, zu dem man Blue brachte, sagte, dass er nicht glaube, dass Blue noch einmal Babys bekommen könne. Sie sei "ausgebrannt" meinte er und schaute Blues Frauchen vorwurfsvoll an. Aber Blues Frauchen hatte kein Mitleid mit Blue und sagte nur, dass der Tierarzt sie gleich einschläfern solle, denn wenn sie keine Kinder mehr mit ihr machen könnte, dann wollte sie Blue auch nicht mehr!
Der Tierarzt war geschockt und weigerte sich Blue einzuschläfern. Blue blieb beim Tierarzt und wurde erst einmal wieder aufgepäppelt. Das blaue Fell aber kam nicht mehr wieder, sondern Blue war nun ein grauer "normaler" Hund. Aber da sie nun endlich die wahre Liebe und die Fürsorge eines Menschen erfahren durfte, war Blue ein ganz besonderer Hund!
Nicht das Aussehen macht uns zu etwas ganz Besonderem, sondern viel mehr die bedingungslose Liebe eines anderen macht uns zu etwas wahrhaft Besonderem.
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Die Geschichte dahinter: Die Geschichte von „Little Blue“ schrieb leider das Leben selber. Es ist die Lebens- und Leidensgeschichte der wunderschönen Podencohündin Tikki. Tikki ist eine der vielen tausend Podenca, die in Spanien von sogenannten „Züchtern“ zu „Gebärmaschinen“ gemacht werden. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Leidensgenossinnen hatte Tikki das Glück, an eine verantwortungsvollen Tierarzt zu geraten, der es nicht über’s Herz brachte, die junge Hündin zu töten, sondern sie zu unserer Auffangstation in Malagá brachte.
Hier wird Tikki von Lola und ihren freiwilligen Helfern liebevoll umsorgt und wartet geduldig auf IHRE Familie, bei der sie ein endgültiges Zuhause findet und geliebt wird. Lediglich das „blaue“ Fell wurde von der Erzählerin hinzugefügt, um die außerordentliche Schönheit der jungen Podenca zu verdeutlichen. Wer mehr über Tikki wissen will, findet ihre Beschreibung auf unserer Webseite Hundeherzen Apariv e.V..
Podencos sind hervorragende Jagdhunde und werden deshalb in Spanien alljährlich von der Vielzahl der spanischen „Hobbyjäger“ zu Beginn der Kaninchenjagdsaison im Spätherbst in großer Zahl nachgefragt. Nach Ende der Jagdsaison werden diese Podencos dann nach einem kurzen Leben mit Prügel, Hunger und Kälte zu tausenden totgeschlagen, erhängt, erschossen, mit Autos totgefahren, zur Tötung und (oftmals auch lebendigen) Verbrennung bei den öffentlichen kommunalen Tiersammelstationen abgegeben. Die Podencos, die „Glück“ haben, werden nur einfach auf die Straße gejagt und sich selber überlassen.
Jedes Jahr stellen sich die Tierschützer in Spanien erneut der Sisyphusaufgabe, möglichst viele dieser gequälten Tiere einzufangen und in gutes Zuhause vermitteln. Leider können sie nur den kleinsten Teil der geschundenen Kreaturen retten.
Arnold Bemberg
Hundeherzen Apariv e.V.
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