Pressemitteilung vom 10.08.2023
Einfach mal die Nacht zum Tag machen: Im Zoo Neuwied nachtaktive Tiere tagsüber erleben
Nach blendendem Sonnenlicht und lautem Kindergeschrei wirken Dunkelheit und Stille hier unten besonders intensiv. "Ja, man braucht ein paar Minuten, um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Hier ist es tagsüber in etwa so hell wie in einer Vollmondnacht", sagt Maximilian Birkendorf. Er ist Kurator im Zoo Neuwied, und für die Prinz-Maximilian-zu-Wied-Halle zuständig, in deren Untergeschoss sich ein Nachttierbereich verbirgt.
Neuwied. "Etwa 30 Prozent aller Wirbeltiere haben eine nachtaktive Lebensweise, was für die Tiere verschiedene Vorteile hat: Sie sind besser vor Fressfeinden geschützt, vermeiden Nahrungskonkurrenz oder entgehen in manchen Gebieten auch einfach der Tageshitze." Aus menschlicher Sicht hat dieses nächtliche Leben jedoch eine Schattenseite: Menschen bekommen die Nachttiere kaum je zu Gesicht. Um einige nachtaktive Arten trotzdem für Zoobesucher erlebbar zu machen, hat der Zoo Neuwied 2018 einen Nachttierbereich mit drei Gehegen eröffnet, in dem ein umgekehrter Tag-Nacht-Rhythmus herrscht.
"Nachts ist es hier taghell, und die Tiere ruhen. Morgens setzt um 9 Uhr die Dämmerung ein, während der es eine Stunde lang alle paar Minuten etwas dunkler wird, bis um 10 Uhr bläuliche Vollmond-Verhältnisse erreicht sind. Nun haben die aktuell vier Tierarten den Tag über Zeit, ihren Aktivitäten nachzugehen, bevor um 21 Uhr die Morgendämmerung einsetzt, und wenn um 22 Uhr die künstliche Sonne dann vollständig aufgegangen ist, haben sich die Tiere zum Schlafen zurückgezogen", berichtet der Kurator.
Morgengrauen am Abend
Bei den rund 200 Brillenblattnasen-Fledermäusen bedeutet das, dass sie das wuselige Geflatter, das in der Kunstnacht herrscht, einstellen und sich in dichtgedrängten Knäueln zum Schlafen an die Decke ihres höhlenartig gestalteten Geheges hängen. Auch die Wickelbären und Nachtaffen, die in ihren Gehegen tagsüber beim Klettern und Springen über die Baumstämme und Seile beobachtet werden können, verziehen sich im abendlichen Morgengrauen meist schnell in ihre Baumhöhlen, und verschlafen dort die taghelle Nacht.
"Da Reinigungsarbeiten in den dunklen Gehegen tagsüber kaum möglich sind, müssen sich die Kollegen aus der Tierpflege morgens sputen", weiß Birkendorf: "Gerade die Fledermausgrotte muss jeden Tag gründlich gereinigt werden, denn 200 Tiere machen ordentlich Mist, auch wenn sie klein sind. Damit müssen die Mitarbeitenden gegen 9.30 Uhr fertig sein, sonst kann man immer weniger erkennen." Und ab 10 Uhr dann öffnet der Nachttierbereich seine Türen für die Besucher, und es heißt: Gute Nacht, und herzlich Willkommen!
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