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Nachricht vom 20.04.2023    

Altenkirchener Wohnpark: Neue Betriebsgesellschaft ist am Ruder

Der ehemals unter dem Namen Convivo firmierende Wohnpark in der Altenkirchener Hochstraße hat einen neuen Betreiber: Die extra ins Leben gerufene „Wohngut Altenkirchen Betriebsgesellschaft mbH“ übernahm zu Monatsbeginn die Obhut über die Einrichtung von der insolventen Convivo-Gruppe.

Der Fortbestand des Wohnparks an der Altenkirchener Hochstraße ist vorerst gesichert. (Foto: Archiv vh)

Altenkirchen. Aufatmen unter den Bewohnern und gewiss auch in Reihen der Westerwald Bank sowie deren Tochter RBF GmbH & Co. KG: Die neu gegründete „Wohngut Altenkirchen Betriebsgesellschaft mbH“ leitet seit wenigen Tagen die Geschicke im ehemaligen Convivo-Wohnpark in der Altenkirchener Hochstraße, nachdem fünf Gesellschaften unter dem Dach der Bremer Unternehmensgruppe Convivo vor knapp drei Monate jeweils Insolvenz angemeldet hatten. Die neue Betriebsgesellschaft gehört zur Pflegeimmobilienberatung Terranus (Köln). „Nach der Insolvenz und der nun erfolgten Übernahme kann das Haus wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken“, unterstrich Terranus-Geschäftsführerin Anja Sakwe Nakonji, „für die Bewohnerinnen und Bewohner bleibt alles beim Alten. Der Geschäftsbetrieb wird nahtlos fortgeführt, sämtliche Verträge behalten ihre Gültigkeit und gehen auf die neue Betreiber-Gesellschaft über.“ Auch für die Belegschaft ändert sich nichts: Alle 25 Beschäftigten wurden von der neuen Betreibergesellschaft übernommen. Die Einrichtung firmiert nunmehr als "Wohngut Altenkirchen".

Tolle Lage und hohe Leistungsqualität
Terranus hatte nach dem Insolvenzantrag von Convivo im Auftrag des Immobilien-Eigentümers RBF GmbH die Einrichtungsleitung unterstützt und sich ein Bild der Situation gemacht. „Die Einrichtung hat eine tolle Lage, eine hohe Leistungsqualität und ein motiviertes Team“, betonte Sakwe Nakonji in einer Nachricht auf der Homepage der Westerwald Bank. „Das sind gute Voraussetzungen, um das Haus weiter zu entwickeln und wieder wirtschaftlich gut aufzustellen.“ Die Leitung erfolgt unverändert durch Michaela Halbe, die neuen Mietinteressenten sehr gerne zur Verfügung stehe und sich mit ihren Mitarbeitenden freue, für die bisherigen und neuen Bewohner da sein zu können. Terranus berät seit über 25 Jahren Betreiber von Seniorenimmobilien. Dabei übernimmt die Firma auch regelmäßig selbst als Betreiber unternehmerische Verantwortung und begleitet Einrichtungen über längere Zeiträume, um sie dauerhaft zu stabilisieren und wieder wirtschaftlich erfolgreich aufzustellen. Terranus gehört laut eigenen Angaben zu den führenden Immobilien- und Betriebsberatern im Gesundheitswesen in Deutschland. Seit über 25 Jahren steht das Unternehmen Investoren und Betreibern in allen Fragen rund um den wirtschaftlichen Betrieb von Gesundheitsimmobilien zur Seite.

Auf Gelände einer ehemaligen Gärtnerei
Im zweigeteilten Komplex in der Kreisstadt gibt es 65 barrierefreie Wohnungen und zwei Gemeinschaften mit jeweils zwölf Apartments. Darüber hinaus wird eine Tagespflege vorgehalten. Das größere der beiden Gebäude wurde am 1. März 2022 eingeweiht, das kleinere wenige Monate später. Sie befinden sich auf Grundstücken der ehemaligen Gärtnerei Schnug und wurden von der Fritz Meyer Bauentwicklung GmbH/Meyer Bauunternehmung GmbH (Altenkirchen) verwirklicht. Während das Haupthaus inklusive Grund und Boden im Besitz der Tochtergesellschaft der Westerwald Bank ist (das Geldhaus fungierte auch als Investor), ist die kleinere Einheit dem Immobilienbestand der H.G. Meyer Familienstiftung als Gesellschafterin der Meyer-Gruppe zugeordnet. Die Realisierung des großen Projektes in unmittelbarer Nähe zur August-Sander-Realschule plus mit Fachoberschule hatte Mitte März des Jahres 2020 begonnen und war trotz der Corona-Pandemie einigermaßen nach Zeitplan verwirklicht worden.



Damaliger Appell: Ruhe bewahren
„Es gilt, die Ruhe zu bewahren. Wir werden eine gute Lösung finden“, hatte Markus Kurtseifer als RBF-Geschäftsführer und Mitglied des Vorstandes der Westerwald Bank in einer ersten Reaktion auf die Convivo-Insolvenz gesagt und diesen Appell vor allem an die Bewohner der Unterkunft gerichtet. Für ihn war der Schritt in die Zahlungsunfähigkeit damals nicht überraschend gekommen, da es seit rund drei Monaten Gerüchte gegeben habe, dass es Probleme geben könnte. „Im Wirtschaftsleben gibt es immer Aufs und Abs“, ergänzte er, „eine Insolvenz ist immer unerfreulich, niemand wartet darauf.“ Auf der anderen Seite biete eine Insolvenz immer die Möglichkeit, etwas neu aufzustellen. „Die Nachfrage ist hoch, solche Plätze werden gesucht“, fügte Kurtseifer an, langfristig gesehen sei das Seniorenwohnheim ein gutes Projekt. Als einen Grund für die Insolvenzanträge hatte Convivo, so der TV-Sender n-tv Ende Januar, niedrige Belegungszahlen im Bereich der stationären Pflege genannt. Der Einsatz von Zeitarbeitern habe hohe Kosten verursacht. Auch die Pflegereform der Bundesregierung habe sich negativ auf das Unternehmen ausgewirkt. Weiterhin gab Convivo Preissteigerungen, beispielsweise bei den indexierten Pachten, als weiteren Auslöser für die Schwierigkeiten an. Das Unternehmen habe Standorte verkauft und bis zuletzt versucht, Beteiligungspartner zur Stabilisierung des Geschäftsbetriebs einzubinden, hatte die Süddeutsche Zeitung (SZ) Convivo zitiert. Nach Einschätzung von Terranus seien die Insolvenzanträge von Convivo, formulierte die SZ vor einem Vierteljahr, nicht das Ergebnis einer allgemeinen Pflegeheim-Krise. Die Gründe für die Insolvenz lägen bei Convivo selbst, wurde aus einem Thesenpapier zitiert. Convivo sei extrem gewachsen, habe schwierige Einrichtungen übernommen, und viele Häuser hätten keine auskömmliche Belegung. (vh)



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