Werbung

Nachricht vom 08.06.2022    

Den Tribut in Engers abholen: Heddesdorfer Pfingstreiter waren wieder unterwegs

Wenn in jedem Jahr an Pfingstdienstag die Heddesdorfer Pfingstreiter, die zuvor in Heddesdorf an der Bimsstraße ihr obligatorisches Pferderennen veranstaltet hatten, zur Mittagszeit unter polizeilichem Geleitschutz in der Alten Schlossstraße in Engers einreiten, dann wird natürlich auch gerne das obligatorische Essen im nahegelegenen Gasthaus eingenommen.

(Fotos: Jürgen Grab)

Neuwied-Engers. Es ist nicht zuletzt dem belesenen und kenntnisreichen Engerser Bürger Josef Kretzer zu verdanken, dass die Historie von der Tributzahlung der Engerser Einwohnerschaft an die Heddesdorfer Bürger in anschaulicher Weise festgehalten und seit vielen Jahren mit einer Art Schauspiel am Brunnen des vormaligen Marktplatzes in Erinnerung gerufen wird. Hier werden die jeweiligen Reiter in ihren schwarzen Anzügen und den geschmückten Zylinderhüten sowie die in einer Kutsche mitgereisten Damen jeweils vom Bürgerverein mit seinem Vorsitzenden Bernd Wolf nicht nur herzlich begrüßt, sondern auch zum Essen eingeladen, womit dieses Ritual schließlich der in jedem Jahr zu zahlende Tribut darstellt.

In Engers, in unmittelbarer Nähe des Schlosses, hatten sich auch diesmal wieder etliche interessierte Menschen eingefunden, um das Ankommen der sechs mit bunt geschmückten Zylinderhüten versehenen Reiter mitzuerleben, die zuvor an der Bimsstraße in Heddesdorf den Beifall des begeisterten Publikums und die Siegerehrung durch den jungen Fürsten entgegen genommen haben. Mit dem Sieger dieses traditionellen Wettreitens Andreas Leufgen an der Spitze (er wurde bereits zum dritten Mal Sieger), mit Maximilian Söhn, dem "Boss" David Jakoby sowie mit Charly Karst, Marcel Gutfrucht und dem Neuling Pascal Stahl kamen auch etliche junge Frauen in einer geschmückten Kutsche mit nach Engers, wo dann die Pferde am Schlosszaun festgezurrt und getränkt wurden.

Wieder kein Schauspiel
Wie der Vorsitzende des Bürgervereins Bernd Wolf mitteilte und von seinem Vereinskollegen Axel Kalb bestätigt wurde, konnte zwar die Tributzahlung in Form eines mittäglichen Essens an der Schlossschenke realisiert werden. "Doch das obligatorische Schauspiel konnte leider wiederum nicht aufgeführt werden, da die Zeit ab der Liberalisierung der Corona-Einschränkung bis hin zum Pfingstdienstag doch zu kurz war, um ein solches ansonsten übliches Vorhaben verwirklichen zu können", betonte Bernd Wolf, der den Reitern, ihren Begleiterinnen und den "Pferdebetreuerinnen" noch einen schönen Abschlussabend im Restaurant am Landratsgarten wünschte.



NR-Kurier Newsletter: So sind Sie immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

Wenn auch diesmal wieder das historische Ritual in seiner Gesamtheit nicht wahrgenommen werden konnte, so hat doch der Besuch der Pfingstreiter an sich seine besondere Bedeutung. Denn wenn dieser nur einmal ausfallen würde, dann hätte dieser ganze schöne Brauch ein jähes Ende genommen.

"Geschichtsschreiber" Josef Kretzer brachte es schließlich auf den Punkt: Die Heddesdorfer kommen nach Engers, um den Zins zu kassieren. Denn nicht nur das ehemalige Kloster Rommersdorf war zu einer Tributzahlung an Heddesdorf verpflichtet, auch Engers musste einen entsprechenden Obulus zahlen, den die Heddesdorfer generell am Pfingstdienstag eintreiben. Die Engerser und das Kloster Rommersdorf mussten damals ihren Tribut leisten, weil sie alljährlich Schafherden vor der Schur durch den Feldbann von Heddesdorf an die Wied zur Wäsche trieben und ihre Schafe auf Weideflächen grasen ließen, die zu Heddesdorf gehörten.

Mahlzeit als Tribut
Als Gegenleistung dafür musste Engers alljährlich einigen Heddesdorfer Abgeordneten am Brunnen auf dem Marktplatz ein Frühstück verabreichen. Dazu kam noch eine Besonderheit: Bei dieser festgelegten Zeremonie musste immer ein Schäfermeister in weißem Gewand, begleitet von einem schwarzen Hund, anwesend sein. Den alten Brauch der Tributzahlung hat Josef Kretzer vom Engerser Bürgerverein in Verbindung mit der Stadtverwaltung und in Abstimmung mit den Heddesdorfer Pfingstreitern wieder neu belebt.

Schließlich machten sich die Heddesdorfer Pfingstreiter am späteren Nachmittag des Pfingstdienstages wieder auf den Weg zurück in heimische Gefilde, um dann am Landratsgarten bei Musik und Tanz noch einen schönen Abend zu verbringen. Zuvor konnten sie noch mit dem traditionellen Pfingsreiter-Ruf ihre radfahrende Fangruppe begrüßen, die es sich in jedem Jahr nicht nehmen lässt ihre Pfingstreiter-Freunde in die "Fremde" zu begleiten. Der Ruf "Pfingsreiter Hääääää" war am diesem Tag noch häufiger in Heddesdorf zu hören und sorgte jeweils für entsprechende Aufmerksamkeit. (jüg)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Neuwied & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

.: Neu bei Instagram :. => @kuriere_news

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
     

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Unkel lädt zum Tag des offenen Denkmals mit spannenden Einblicken ein

Am Sonntag, 14. September 2025, öffnet Unkel seine historischen Schätze zum bundesweiten Tag des offenen ...

Beratung gegen Betrugsmaschen: Senioren-Sicherheitsberater informieren in Neuwied

Wer an der Haustür, am Telefon oder im Internet unachtsam ist, kann schnell Opfer von Betrug werden. ...

Szenische Führung auf der Sayner Hütte: Zeitreise mit Charlotte Althans

Eine besondere Führung lässt die Geschichte der Sayner Hütte lebendig werden. Am Sonntag, 7. September, ...

Messerangriff in Bad Honnef – Mordkommission ermittelt wegen versuchten Tötungsdelikts

Am Freitagabend (22. August 2025) kam es in Bad Honnef zu einem schweren Gewaltverbrechen. Ein Streit ...

Dreifach-Mörder von Weitefeld: Versteck im Betonrohr entdeckt

Nach monatelanger Suche gibt es neue Erkenntnisse zum Dreifachmord in Weitefeld. Der 61-jährige Tatverdächtige, ...

Memorabilia - Die (fast) vergessenen Legenden: Fußball-Rekord der Germania Mudersbach

Im Jahr 1943 stellt die Germania Mudersbach einen Allzeit-Rekord für Fußballdeutschland auf. Durch die ...

Weitere Artikel


Bestleistungen und Medaillenflut für die LG Rhein-Wied am Pfingstwochenende

Das Pfingstwochenende nutzten viele Athleten der LG Rhein-Wied um ihre persönlichen Bestleistungen zu ...

Fest der Flicken und autofreies Schmelztal: Fahrrad-Momente pur in Bad Honnef

Das Wochenende nach Pfingsten steht in Bad Honnef einmal mehr ganz im Zeichen des Radverkehrs: Am Samstag, ...

Heddesdorfer Pfingstkirmes: Spaß, Nervenkitzel und ein prächtiges Höhenfeuerwerk

Man hätte es eigentlich voraussehen können: Der viele Monate lang eher triste Kirmesplatz an der Andernacher ...

Traumhaft: 14. Dreamnight im Zoo Neuwied

Diesen Juni war es nach zweijähriger Pause wieder soweit: Zum 14. Mal konnte die "Dreamnight" im Zoo ...

Waldbreitbach: Ortsgemeinderat beschließt Erhöhung des Grundsteuerhebesatzes

Der Ortsgemeinderat von Waldbreitbach hat in seiner letzten Sitzung eine Erhöhung des Grundsteuerhebesatzes ...

Stadtverwaltung Neuwied verbessert Arbeitsplatzbedingungen

Der demografische Wandel trifft auch Verwaltungen: In den nächsten Jahren wird eine große Zahl an Beschäftigten ...

Werbung