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Nachricht vom 10.05.2022    

Bendorf startet ins Wasserstoffzeitalter: Auftakt zum "HyStarter-Projekt"

Aufbruchsstimmung in Bendorf: Mit einer ersten Informationsveranstaltung für interessierte Bürger, Partner aus Wirtschaft, kommunalen Einrichtungen, Verbänden, Wissenschaft und Politik hat die Stadt am 4. Mai den ersten Schritt auf dem Weg zu einer regionalen Wasserstoffstrategie gemacht.

V.l.: Nadine Hölzinger, Wirtschaftsförderer Werner Prümm, Bürgermeister VG Kaisersesch Albert Jung, Rita Emde (WFG Mittelrhein), Spediteur Andreas Normann und Bürgermeister Christoph Mohr diskutierten über die Potenziale von Wasserstoff. (Fotos: privat)

Bendorf. Als Gewinnerregion im Wettbewerb "HyLand-Wasserstoffregionen in Deutschland" des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr wird Bendorf ein Jahr lang fachlich und organisatorisch bei der Entwicklung eines regional zugeschnittenen Wasserstoffkonzepts und der Bildung eines Netzwerks für lokale Wasserstoffakteure begleitet.

Strukturwandel sei notwendig
Im Zuge der Auftaktveranstaltung in der Krupp’schen Halle der Sayner Hütte wurden den rund 80 Gästen das "HyStarter-Projekt" und mögliche inhaltliche Schwerpunktthemen vorgestellt. Es wurde schnell deutlich: Sowohl die Erwartungen, als auch die Motivation sind auf allen Seiten hoch. Bürgermeister Christoph Mohr ging auf die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels ein und hob die Notwendigkeit eines weiteren Strukturwandels hervor: "Wir sind stolz auf unsere Bendorfer Wirtschaft, stolz auf unseren Rheinhafen mit seinen Betrieben. Zwei der Kernbranchen sind dabei die Baustoff- und die Mineralölindustrie und wir wissen, dass das Ende der fossilen Brennstoffe bereits eingeläutet ist".

Hinzu käme der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der gezeigt hat, dass durch die Abhängigkeit zu fossilen Energieträgern die Versorgungssicherheit nicht mehr selbstverständlich ist. Es sei auch auf lokaler Ebene möglich, mit innovativen Ideen und technischen Lösungen einen Beitrag für den Erhalt unserer Lebensgrundlage zu liefern. "Die Entwicklung einer Wasserstoffstrategie für Bendorf und die Region ist ein Beispiel für den Transformationsprozess, weil wir hier für Bendorf eine reale Entwicklungsmöglichkeit auf einem Gebiet sehen, das einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann", betonte der Rathauschef.

Landrat Dr. Alexander Saftig gratulierte der Stadt Bendorf zum Erfolg beim "HyLand-Wettbewerb" und betonte ebenfalls die Notwendigkeit, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Der Landkreis Mayen-Koblenz sei gleichermaßen von den Potenzialen von Wasserstoff überzeugt und möchte Bendorfs Bemühungen unterstützen: "Bei kreativen, wertschöpfenden Arbeitsprozessen ist der Kreis immer dabei".

Wird eine Wasserstofftankstelle nach Bendorf kommen?
Einen Einblick in die ersten Konzeptideen für Bendorf gab Werner Prümm, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Kultur. So geht es unter anderem um klimaneutrale Energiebereitstellung und den Aufbau von dezentralen Infrastrukturen zur Produktion von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Bendorfer Hafen. Da die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen in den kommenden Jahren zurückgehen wird, bietet die Umwandlung der Anlage zu einem H2-Umschlagplatz eine zukunftsträchtige Perspektive. Auch die Entwicklung eines überregionalen Innovations- und Wissensstandort ist Thema. Erstes Pilotprojekt könnte eine Wasserstofftankstelle in Bendorf werden. Hier kooperiert Spediteur Andreas Normann mit der Firma GP Joule.



Eine Erfolgsgeschichte aus der Region ist "SmartQuart" in Kaisersesch, ein "Reallabor der Energiewende". Verbandsgemeindebürgermeister Albert Jung war in Sayn zu Gast und stellte das Projekt näher vor. In Kaisersesch wird der Wasserstoff mit dem lokal erzeugten Strom aus Windkraft und Solarenergie zur Produktion des Wasserstoffs genutzt. Dieser sogenannte grüne Wasserstoff wird dabei über einen Elektrolysator produziert und mit einem LOHC (flüssiger organischer Wasserstoffträger) sicher speicherbar gemacht. Dadurch ist der Wasserstoff nicht brennbar und kann gefahrenlos transportiert werden. Der grüne Wasserstoff kann von Unternehmen genutzt werden. Ein Bestandteil ist auch, die Linie 713 zwischen Cochem und Kaisersesch mit einem durch Wasserstoff betriebenen Bus (ÖPNV) zu bedienen. Der Überschuss des Wasserstoffs soll gespeichert und transportierbar gemacht werden. "Es geht bei dem ganzen Projekt um eine möglichst umfassende regionale Wertschöpfung", betont Bürgermeister Albert Jung.

Bei einer abschließenden Podiumsdiskussion empfahl er seinem Kollegen Christoph Mohr und anderen Kommunen, die am Thema Wasserstoff interessiert sind, eigene Produktionskapazitäten zu schaffen und Potenziale im Bereich der Erzeugung – zum Beispiel durch Windkraft oder Photovoltaik - zu nutzen. Die Akzeptanz der Bevölkerung sei in der aktuellen Zeit größer denn je. Rita Emde von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft am Mittelrhein ist überzeugt, dass die ganze Region von dem Bendorfer Projekt profitieren kann und sicherte wie Landrat Dr. Saftig die Unterstützung des Kreises zu.

Lkw-Flotten statt mit Diesel, sondern Wasserstoff betreiben
Spediteur Andreas Normann spielt schon länger mit dem Gedanken, seine gesamte Lkw-Flotte auf Wasserstoffantrieb umzurüsten. Ihn überzeugt im Vergleich mit Elektromobilität vor allen Dingen die Tatsache, dass Wasserstoff komplett "grün" hergestellt werden kann. Bürgermeister Christoph Mohr ist bereit, das Risiko einzugehen, auf Wasserstoff zu setzen, auch wenn die Wirtschaftlichkeit bislang noch nicht zwangsläufig gegeben ist. Die Folgen des Klimawandels erzeugten auch hohe Kosten, betont der Rathauschef: "Wasserstoff ist CO2 neutral und kann einen wichtigen Beitrag zur Erreichung von Klimaneutralität beitragen. Somit reden wir hier von einem Investment in die Zukunft".

Moderiert wurde die Diskussion von Nadine Hölzinger von der "Spilett new technologies GmbH", die den Prozess fachlich begleitet. Sie war auch am 5. Mai dabei, als ein geschlossener Kreis von Fachleuten zu einem ersten Strategiedialog im Ideenkino zusammenkam, um die Ideen zu vertiefen. Insgesamt sind für die Arbeit an der Wasserstoffstrategie sechs Workshops und weitere bilaterale Gespräche geplant. Das regionale Wasserstoffkonzept soll bis Ende April 2023 fertiggestellt werden. (PM)



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