Buchtipp: „Ostfriesensturm“ von Klaus-Peter Wolf
Von Helmi Tischler-Venter
Wieder entführt Klaus-Peter Wolf seine Leserschaft nach Ostfriesland und nach Norden, in die nordwestlichste Stadt auf dem deutschen Festland. Dort wohnen der Autor selbst und seine Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen, die in ihrem 16. Fall samt Team unter noch nie dagewesenen Bedingungen ermittelt.
Dierdorf/Frankfurt. Zu dem Team der Mordkommission der Kripo Aurich gehören neben der erfolgreichen Ann Kathrin Klaasen wieder deren Mann und Bücherfreund Frank Weller sowie Hauptkommissar Rupert, der sich im China-Restaurant gern Ente bestellt, weil er sich wiederholt von Enten ausgelacht fühlte. Er wird unterstützt von Jessi Jaminski, die sich über die ostfriesische Sturheit ihre Teams freut. Der führungsschwache Kripochef Martin Büscher lässt zu, dass BKA-Beamte Klatt die Kripo behindert.
Zu Beginn der Corona-Pandemie, nachdem alle Touristen und Besitzer von Ferienwohnungen wegen des Lockdowns die Küste verlassen mussten, genießen Klaasen und Weller den menschenleeren Deich und die Ruhe an der Nordsee. Diese wird jäh durch einen Anruf von Rupert gestört, der seinen Kollegen mitteilt, dass in einer nicht geräumten Ferienwohnung auf Wangerooge eine männliche Leiche gefunden wurde. Der abgeschnittene Penis macht den Fund zu einem Fall für die Mordkommission und für Rupert steht sofort fest, dass sie nach einer Frau suchen müssen. Er schießt sich auf eine Frauen-WG ein.
Noch eine Ferienwohnung ist nicht gänzlich leer: Anke Reiter, die unter Agrophobie leidet, bleibt, anstatt mit ihrem Mann nach Gelsenkirchen zurückzufahren, in der Sicherheit der kleinen Wohnung mit vielen Vorräten, wo sie keine Menschen treffen muss und wo Strandkörbe ihr helfen, innere Ruhe zu finden. Bisweilen kauft der sechzehnjährige Sohn der Hausbesitzer, Niklas Weves für sie ein. Niklas teilt mit seiner Mutter ein Geheimnis, das diese für Uwe Spix, den Freund des Vaters, erpressbar macht. Niklas hat oft Angst vor sich selbst, weil er so viel Wut und Hass in sich spürt.
Eine zweite, gleichermaßen misshandelte Leiche wird in einem Tierpark gefunden. Es handelt sich um einen Rechtsradikalen, der in keiner Beziehung zum ersten Opfer steht. Aber es muss sich um denselben Täter handeln. Ann weiß, dass diese Bestrafung eine Maßnahme des organisierten Verbrechens ist, um andere einzuschüchtern.
Der Auftragskiller bezeichnet sich selbst als „Hitman“ und erläutert sein Ethos: „Mord ist nicht mein Hobby, sondern mein Beruf. Ich töte nicht aus Spaß. Ich werde nicht von Hass oder Missgunst getrieben. Ich bin wirklich Geschäftsmann.“
Als Uwe Spix tot und nackt, aber vollständig aufgefunden wird, gerät Niklas in Tatverdacht. Auf der Flucht vor der Polizei versteckt er sich bei der Künstlerin Bettina Göschel, im realen Leben Ehefrau des Autors.
Eine vierte nackte und entmannte Leiche wird gefunden. In der Bevölkerung macht sich die Überzeugung breit, dass die Taten dem Serienmörder Doktor Sommerfeld zuzuschreiben sind, der Ann Kathrin Klaasen bei einem Ortstermin entwischte und nicht gefunden wurde. Dann gerät ein Kriminal-Polizist in das Visier des Killers…
Im Nachwort gesteht Klaus-Peter Wolf, dass dieser Roman sein persönlichster sei, weil er eigene Kindheitserlebnisse eingearbeitet habe. Erfahrungen, die kein Kind machen sollte. Trotzdem ist der Kriminalroman auch lustig, denn Wolf versteht es meisterhaft, Spannung und Witz zu verflechten. Es fällt schwer, das 555 Seiten dicke Taschenbuch aus der Hand zu legen. Erschienen ist es im Fischer Verlag, ISBN-10: 3596700035. (htv) Hier direkt bestellen. #Anzeige
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