Neuer Kunstverein Mittelrhein bietet Kunst der Zukunft
Neben dem Roentgen-Museum und der Stadtgalerie Mennonitenkirche kann Neuwied nun mit einer innovativen Kunststätte in einer historischen Werkshalle auf dem ehemaligen Rasselstein Gelände in Neuwied aufwarten. Der Neue Kunstverein Mittelrhein (NKM) verfolgt das Ziel, zeitgenössische Kunst erfahrbar zu machen. Man darf auf seine Aktivitäten gespannt sein.
Neuwied. Aufgabe des NKM ist die Förderung von junger, nationaler wie internationaler Kunst und Kultur sowie deren Vermittlung im regionalen Umfeld. Ein besonderer Fokus des NKM liegt auf der (Neu-)Produktion und Präsentation von zeitgenössischer Kunst, Design, Architektur. Den Kontext bildet Industriekultur aus der Region, die als zu würdigendes Erbe sowie als Impuls für die Zukunft verstanden wird.
Unmittelbar an die großzügige Ausstellungshalle wird 2023 ein Atelierbereich angebunden, der zur Fertigung großformatiger bildhauerischer Arbeiten genutzt werden kann. Hier sollen insbesondere die Werkstoffe Keramik, Glas, und Aluminium Anwendung finden. Ein zukunftsorientiertes Modell, das Künstler in ihrem Schaffen langfristig unterstützt. Der Kunstverein kooperiert hierfür mit einer Reihe von Partnern.
Die Halle befindet sich auf dem Gelände der Firma „ASAŞ“, die seit 1992 hochwertige Aluminiumprodukte für verschiedene Sektoren anfertigt wie zum Beispiel Automobilindustrie, Schienenverkehr oder Elektronik. 2015 gründete das Unternehmen „ASAŞART“, um künstlerische Projekte zu realisieren. Die Firma ASAŞ stellt die Halle kostenfrei zur Verfügung und fördert darüber hinaus die künstlerische Verwendung von Aluminium.
Zwecks Konkretisierung des Vorhabens trafen sich am 15. März zu einem Ortstermin die Vorstandsmitglieder des NKM und Fred Häring, Director Business Development & Partnerships bei ASAŞ GmbH sowie Osman Erdogan, Diplom-Ingenieur und Architekt mit dem Schwerpunkt „Bauen im Bestand“. Er sammelt Ideen von den Künstlern, was und wie gebaut werden muss, damit die Industriehalle ihrer zukünftigen Nutzung gerecht wird. „Mit minimalen Mitteln, ohne die schöne Struktur zu zerstören und unter Beachtung von bautechnischen Richtlinien“ will er so schnell wie möglich den Ausbau vornehmen. Die Firma „ASAŞ“ übernimmt dafür die Kosten.
Fred Häring wies darauf hin, dass das Unternehmen auch im türkischen Stammhaus einen Atelier- und Museumsbau errichtet hat und ein Team von Ingenieuren zur Verfügung stellt, die den Künstlern bei der technischen Problemlösung helfen. Auf dem ehemaligen Rassestein-Gelände sei betriebsrechtlich keine reine dauernde Ausstellung möglich, nur Führungen, Events und Werksausstellungen. Mit Mini-Verträgen für diese Events sollen die teilnehmenden Künstler abgesichert werden.
Architekt Osman Erdogan plant die schöne große Halle nicht zu unterteilen und die Trägerstruktur mit ihrer ansprechenden Anmutung zu erhalten sowie das Häuschen der ehemaligen Werksfeuerwehr durch ein aufgesetztes Geschoss L-förmig anzuschließen. Am Kopf dieses Gebäudes sollen neu und alt gegenübergestellt werden. Die Atelierräume werden ausgegliedert. Erdogan betonte: „Wir wollen voneinander profitieren!“
Elmar Hermann, Initiator und Künstlerischer Leiter des Neuen Kunstvereins Mittelrhein hat bereits ein konkretes Ausstellungsprogramm für das Jahr 2022 geplant:
Vom 6. bis 26. Juni leiten Jeremy Pauly (Belgien) und Thomas Kuhn (Deutschland) ein Projekt im Rahmen der Gastlehre am IKKG Höhr-Grenzhausen. Studierende erarbeiten in einem Workshop mit den beiden Gastkünstlern ein Ausstellungskonzept für den Kunstverein.
Vom 8. bis 29. Juli wird eine Ausstellung der diesjährigen AbsolventInnen des IKKG / Hochschule Koblenz gezeigt.
Vom 13. August bis 3. September wird Neuwied eine Artothek erleben. Für den Kunstverein entwickelt der Kölner Kurator Patrick C. Haas eine Artothek, deren Fokus auf den Werken zeitgenössischer Künstlerinnen und diverser Personen liegen wird. Dies wird nicht nur für die Region eine besondere Sammlung, sondern ein Alleinstellungsmerkmal als Artothek im deutschsprachigen Raum. Eine Artothek soll Schwellen gegenüber der Kunst abbauen und den Kunstinteressierten großartige Werke auf Zeit für zu Hause zur Verfügung zu stellen.
Vom 16. September bis 28. Oktober arbeitet Olga Vostretsova an „Crossing Parallels“ (Arbeitstitel). In Kooperation mit der aus Russland stammenden und in Leipzig lebenden Kuratorin Olga Vostretsova entsteht vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Situation ein Ausstellungsprojekt zum Rheinland-Pfälzischen Kultursommer „Kompass Europa: Ostwind“. Eine Reihe junger Künstler und Künstlerinnen ist eingeladen, sich speziell mit Fragen nach interkulturellem Austausch, Zuwanderung und Flucht auseinandersetzen. Das gesamte Programm orientiert sich an den Grundwerten Freiheit und Toleranz, die Neuwied seit der Stadtgründung prägen.
Das Institut für künstlerische Keramik und Glas (IKKG) in Höhr-Grenzhausen, an dem Elmar Hermann arbeitet, fördert den Produktionsprozess in Keramik und bindet Absolventen kontinuierlich in das Programm des Kunstvereins ein.
Schließlich ergänzt die lokal ansässige Firma „TARDIS“ die künstlerische Produktion im NKM mit speziellen Möglichkeiten zur Herstellung, Bearbeitung und Gestaltung von größeren Glasobjekten.
Darüber hinaus erweitern die Stiftung Sayner Hütte mit Kooperationsprojekten zur Industriekultur sowie das Künstlerhaus Schloss Balmoral in Bad Ems mit einem internationalen Stipendiatenprogramm das Angebot des neuen Kunstvereins.
Diese Kooperationsstrategie soll langfristig mit anderen Kulturinstitutionen und Museen etabliert werden und Erstpräsentationen von Werken ermöglichen, die vor Ort produziert werden.
Der NKM ist eine Institution, die durch die besondere Architektur nicht nur einzigartig in Rheinland-Pfalz ist, sondern mit den Produktionsbedingungen vor Ort und dem professionell organisierten Programm eine überregionale Strahlkraft entwickelt.
Der Vorstand des NKM setzt sich zusammen aus:
Charlotte Pohle, 1. Vorsitzende
Christof Henn, 2. Vorsitzender
Ibrahim Erdogan, Schatzmeister
Patrick C. Haas, Schriftführer
Bettina Danne
Marietta Reuther
Pia Rubröder-Riedel
Rita Ternes
Thomas Naethe
Zum Kuratorium gehören:
Fred Haering, ASAŞ
Steffi Zurmühlen, Stiftung Sayner Hütte
Lotte Dinse, Künstlerhaus Schloss Balmoral
Prof Jens Gussek, IKKG Höhr-Grenzhausen
Thomas Breuer, TARDIS
Bartel Meyer, Kulturbüro RLP
Stadt Neuwied
Sparkasse Neuwied
Homepage: www.nkvm.de. (htv)
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