Familie? Nein, danke! Warum ein kinderloses Leben kein Tabuthema mehr sein sollte
Ab Mitte 20 werden Frauen vermehrt gefragt, ob sie so langsam eine Familie bekommen wollen. Spätestens wenn sie geheiratet haben, wird aus dem "Ob" ein "Wann", schließlich ticke die innere Uhr, man werde ja schließlich nicht jünger. Wie unangebracht solche Fragen jedoch sind, ist vielen Menschen vermutlich gar nicht bewusst, dabei liegen die Gründe dafür eigentlich auf der Hand.
Kein Kind, kein Problem
Zunächst sollte gesagt sein, dass niemand ein schlechterer Mensch ist, wenn er sich heute gegen ein Kind oder eine ganze Familie entscheidet. Ganz im Gegenteil. Sollte es nicht eigentlich von der Außenwelt als positiv anerkannt werden, wenn man offen zu seiner Entscheidung steht? Immerhin gesteht man sich damit ein, kein guter Elternteil zu sein, aus welchen Gründen auch immer man seine Entscheidung fällt. In diesem Moment ist es sowohl für das nicht geborene Kind als auch für sich selbst die beste Entscheidung, bevor man beiden Seiten nicht gerecht werden kann. Stattdessen folgen nicht allzu selten Aussagen, wie: "Na, in ein paar Jahren wirst du sicher anders denken!" Solche Kommentare können die Person nicht nur verletzen, weil sie den Grund für ihre Kinderlosigkeit vielleicht aus bestimmten Gründen nicht teilen möchte, sondern überschreiten eine Grenze, die nicht unkommentiert gelassen werden sollte. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.
Und selbst wenn später die Entscheidung bereut werden sollte, gibt es immer Mittel und Wege, eine Familie zu gründen oder Teil einer anderen Familie zu werden, zum Beispiel in einem Mehrgenerationenhaus.
Das eigene Leben leben
Gemäß einer Studie zum Thema Kinderwunsch geben 15 Prozent der Frauen an, Angst vor der Verantwortung zu haben, die ihnen ein Kind zuweisen würde. 24 Prozent sagen nicht ganz unbegründet, sie möchten erst Karriere machen, was ein Kind in vielen Fällen unmöglichen machen würde. Die Hauptgründe, die gegen Kinder sprechen, sind für Frauen jedoch einerseits die hohen Kosten, die ein Kind mit sich bringen würde, andererseits aber auch das Wissen, mit einem Kind ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr in vollem Maß befriedigen zu können, ihre Wünsche hinten anzustellen und ihre sonstigen Träume in absehbarer Zeit nicht mehr erfüllen zu können. Die Zeiten, in der die Aufgabe der Frau darin bestand, eine gute Hausfrau und Mutter zu sein, sind vorbei. Jetzt darf und sollte sogar auch an die eigene Absicherung und das eigene Leben, unabhängig vom Partner, gedacht werden.
Gesundheitliche Probleme und der richtige Partner
Ein Aspekt, den nur die wenigsten Frauen offen ansprechen, der jedoch gar nicht so selten auftritt, wie man vielleicht denkt, ist das gesundheitliche Problem. Vielen Paaren ist es auf natürlichem Wege aus den unterschiedlichsten Gründen nicht möglich, überhaupt ein Kind zu zeugen. Dass damit niemand prahlen geht, sollte allen bewusst sein, die psychischen Probleme, die damit einhergehen können, bedenken allerdings die Wenigsten.
Allein die immer wieder auftauchenden Fragen können auf Dauer zur psychischen Belastung werden. Es wird Zeit, zu akzeptieren, dass nicht jeder Mensch Kinder haben muss. Ob und wann man eine Familie gründet, geht niemanden etwas an. Wer also schon unbedingt diese Fragen stellen muss, sollte sich mit einem einfachen "Nein!" zufriedengeben und still sein. (prm)
Agentur Autor:
Sebastian Meier