Werbung

Nachricht vom 02.12.2021    

Gräueltat endet mit Unterbringung der Täterin in der Psychiatrie

Von Wolfgang Rabsch

Die dritte Strafkammer beim Landgericht Koblenz, unter dem Vorsitz von Richterin am Landgericht Raab, zog nach mehreren Verhandlungstagen einen Schlussstrich unter ein Verfahren, welches in der VG Dierdorf für großes Aufsehen gesorgt hat.

Landgericht Koblenz. Foto: Wolfgang Rabsch

Dierdorf. Im Zustand der Schuldunfähigkeit hatte eine 22-jährige Frau ihre 52-jährige Mutter brutal getötet.

Ergebnis der Obduktion
Am letzten Verhandlungstag (2. Dezember) berichtete zunächst eine Sachverständige von der Rechtsmedizin in Mainz vom Ergebnis der Obduktion des Opfers. Auf das Opfer wurde stumpfe und scharfe Gewalt ausgeübt, was bei den meisten Tötungsdelikten eher unüblich sei. Auch der Gebrauch von zwei Tatwerkzeugen (Messer und Personenwaage) findet sehr selten statt. Durch das Einschlagen mit einer Personenwaage auf den Kopf wurde das Opfer wahrscheinlich bewusstlos. Mit zwei Messern hat die Beschuldigte dann insgesamt neunmal auf das Opfer eingestochen. Der Tod trat innerhalb kürzester Zeit ein. Die Schilderung der Rechtsmedizinerin erfolgte in allen Details, die hier nicht wiedergegeben werden können.

Plädoyers der Staatsanwaltschaft und des Rechtsanwalts Dr. Prengel
„Die Beschuldigte hat unzweifelhaft ihre Mutter getötet, zumal sie den Tötungsvorgang mit ihrem Handy selbst gefilmt hat“, so die Staatsanwältin. Sie beantragte die Anordnung zur Unterbringung in ein psychiatrisches Krankenhaus, da die Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen wurde (Paragraf 63 Strafgesetzbuch). Den Zustand der Schuldunfähigkeit begründete die Staatsanwältin mit dem psychiatrischen Gutachten der Sachverständigen, wonach die Beschuldigte an Halluzinationen und einer paranoiden Schizophrenie litt.

Rechtsanwalt Dr. Gerhard Prengel bemängelte, dass am Tattag von mehreren Stellen die Notrufe der Mutter ohne Ergebnis blieben. Dr. Prengel: „Meine Mandantin ist auch ein Opfer, weil niemand ihre jahrelang andauernde Psychose erkannt hat und genügend Hinweise darauf missachtet wurden. Paranoia zwingt Menschen, sich stets bedroht zu fühlen, sie steht ihrer Tat wie eine Fremde gegenüber.“ Die Anwendung des Paragrafen 63 Strafgesetzbuch ist in seinen Augen die einzig richtige Maßnahme, zumal die Beschuldigte nun bereit ist, sich medikamentös behandeln zu lassen. Sie fängt auch an, sich mit der Tat auseinanderzusetzen.



„Ich habe nichts zu sagen“, so kurz und knapp lautete das letzte Wort der Angeklagten.

Urteil „Im Namen des Volkes“
Die Vorsitzende Richterin verkündete dann das Urteil, welches den Anträgen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung folgte: Die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus wird angeordnet.

In der Urteilsbegründung führte die Vorsitzende an, warum das Gericht den Anträgen folgte: Die Tat wurde im Zustand einer paranoiden Schizophrenie begangen. Die 22-Jährige sang und tanzte nach der Tat, filmte sich noch dabei, und sagte nach dem Tod der Mutter unter anderem: „Ich habe meine Periode bekommen, benötige jetzt ein Tampon, ihr seid alle Blutsauger.“

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
(Wolfgang Rabsch)

Hier geht es zum Bericht des ersten Prozesstages.

Hier geht es zum Bericht des zweiten Prozesstages.

Hier geht es zum Bericht des dritten Prozesstages.


Lokales: Dierdorf & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


"Kinderfreundliche Kommune": Stadt und Kreis Neuwied luden zum Seminartag ein

Pflegefamilien leisten Tag für Tag Großes - und genau das würdigten das Jugendamt der Stadt Neuwied und ...

Tanzen für den Erhalt: Gießen feiert sein Herzensfestival trotz Zukunftssorgen

Tausende feiern, tanzen und schwitzen bei 30 Grad – das „Stadt ohne Meer“-Festival hat auch in diesem ...

Aktualisiert: Kollision in Andernach - Pkw-Fahrerin übersieht Motorradfahrer

In Andernach ereignete sich am Morgen des 16. Juni ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem ein Motorradfahrer ...

"Pool, Buch und Wein" mit Autorin Ulrike Puderbach im Erlebnisbad Herschbach

Am 24. Juni – rund um den Midsommar – bietet das Team des Erlebnisbades Herschbach seinen Gästen eine ...

Veteranentag und 40. Jahrestag der Reservistenkameradschaft in Steimel gefeiert

Der Nationale Veteranentag am 15. Juni ist ein Gedenktag in Deutschland. Mit dem Tag soll erstmalig 2025 ...

Feuerwehr Horhausen feiert erfolgreichen Feuerwehrtag

Am Sonntag, den 15. Juni, fand der traditionelle Tag der Feuerwehr in Horhausen bei bestem Feierwetter ...

Weitere Artikel


Vandalismus in Dierdorf und Einbruchsdiebstahl in Erpel

Wegen Vandalismus im Martin Butzer Gymnasium Dierdorf, bei dem hoher Schaden entstand und wegen eines ...

Corona im Kreis Neuwied: Inzidenz auf neuem Höchststand

Die Kreisverwaltung Neuwied meldet am Donnerstag, dem 2. Dezember weitere 146 neue Corona-Infektionen ...

Arbeitsunfall, Verkehrskontrollen und renitenter Maskenverweigerer

Beamte der Polizeidirektion Linz waren mit sehr unterschiedlichen Maßnahmen beschäftigt: Bei einem Arbeitsunfall ...

EHC „Die Bären": Lösbare Aufgabe und ein Kracher

8:1 und 6:2 – die beiden Ergebnisse, die der EHC „Die Bären" 2016 in der Qualifikationsrunde zur Eishockey-Regionalliga ...

Aktuelle Kriminalstatistik belegt: Ehe - ein Risiko für jede Frau

Anlässlich des internationalen Tages gegen Gewalt informierte in der Neuwieder Innenstadt das Aktionsbündnis ...

Kulturpreisverleihung Bendorf wurde verantwortungsvoll abgesagt

Bei der Sitzung des Tourismus- und Kulturausschusses am 28. September wurde der Preisträger des Bendorfer ...

Werbung