Werbung

Nachricht vom 06.06.2021    

Buchtipp: „Mikroorgasmen überall“ von Dominik Eulberg

Von Helmi Tischler-Venter

Der Westerwälder Dominik Eulberg ist ein profunder Naturkenner und leidenschaftlicher Naturkenner. Zudem ist er ein grandioser Erzähler, der komplexe Sachverhalte in Flora und Fauna anschaulich und spannend erklärt, sodass der Leser sich zuerst wundert und letztlich die Natur für ihre Genialität bewundert.

Buchtitel. Grafik: Verlag

Dierdorf/Köln. „Die Natur ist für mich die größte Künstlerin von allen, eine unerschöpfliche Schatzkammer der Freude und auch eine niemals versiegende Inspirationsquelle. Ihr Farben- und Formenreichtum, ihre Raffinesse regen mich immer wieder von Neuem zu kindlichem Staunen an“, bekennt Eulberg in der Einleitung. Bleibt zu ergänzen, dass das ganze Naturtheater auch noch kostenfrei zu genießen ist.

Der Autor ist kein weltfremder Ewiggestriger, sondern ein international erfolgreicher Techno-DJ, zudem Biologe und Naturschützer. Mit dem Buch leitet er zu kontemplativer Beobachtung und kindlichem Staunen an. Den Reichtum vor unserer Haustür müssen wir erkennen und genießen. Das gilt für farbenprächtige Schmetterlinge und Vögel ebenso wie für den sich ständig wandelnden Wald oder Insekten, Spinnen und Fische mit ungewöhnlichen Lebensformen. Immer geht es um die Arterhaltung, daher ist der Buch-Titel zutreffend.

Arten- und Klimaschutz sind für das Überleben der Menschen unabdingbar, zeigt Eulberg auf, denn wir sind wesentlich weniger flexibel als die Natur. Ihre Flexibilität beweisen Aeronauten wie Mauersegler, die nur zum Brüten den Luftraum verlassen oder Florfliegenlarven, die sich als Wolf im Schafspelz tarnen, um an die lausige Beute zu gelangen. Insekten, die sich im tiefsten Winter auf Schnee fortpflanzen, gibt es erstaunlicherweise wirklich: Winterhafte, auch Schnee- oder Gletscherflöhe genannt.

Kennen Sie Bibergeil oder Castoreum oder Biberkäfer? Wussten Sie, dass die Amsel in Dur singt, die Kohlmeise hinterhältig ihre Futterkonkurrenten mit fingierten Warnrufen verscheucht und der Star duophon singt? Dass Karotten eigentlich weiß waren und aus politischen Gründen, als Hommage an Wilhelm von Oranien orangefarben gezüchtet wurden? Kennen Sie die wildlebende Nandu-Herde in den Rapsfeldern Mecklenburg-Vorpommerns? Wussten Sie, dass Hitler die Umbenennung der insektenfressenden Spitzmaus in „Spitzer“ verhinderte?

Der Schwänzeltanz der Bienen ist bereits legendär, weniger bekannt ist, dass bei manchen Vogelarten das UV-Licht die Partnerwahl bestimmt. Filmmonster haben oft natürliche Ideenvorlagen, so etwa die Larven der Ameisenlöwen.



NR-Kurier Newsletter: So sind Sie immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

Rekorde produziert die Natur allenthalben: Die einzigen Pilze, die man hören kann, sind Kugelschneller, die ihre Sporen mit großer Wucht abschießen. Rekordverdächtige 17 Eier pro Gelege können heimische Blaumeisen ausbrüten. Stress pur! Stressig und extrem schnell lebt der Sandlaufkäfer, sodass er bei seiner Raserei immer wieder Zwischenstopps einlegen muss, um sich optisch zu orientieren. Zur artenreichsten Tierordnung gehören auch heimische Bombardierkäfer. Sie produzieren im Hinterleib Chemikalien, welche als Mixtur eine hochexplosive Wirkung entfalten. Mit einem lauten Explosionsknall giftiger Benzochinon-Sprühnebel verteidigt das kleine Insekt sich wirkungsvoll. Kiefernprachtkäfer erkennen Waldbrände mittels hochempfindlicher photomechanischer Infrarotsensor.

Brandgänse brüten in Erdhöhlen, mitunter auch in Fuchsbauten, wo sie durch die Beißhemmung der Füchse im eigenen Bau ungefährdet sind. Andere Lebewesen schützen sich durch Mimikry, Mimese und Somatolyse vor Fraßfeinden. Schlaumeier wie die Raben nutzen Fremdsprachen gewinnbringend. Turteltauben verhelfen ihrem Nachwuchs zu schnellem Wachstum durch speziell produzierte Kropfmilch aus Wildkräutern und Baumsamen.

Täuschungsmanöver nutzen Blumen wie die Ragwurz als Bestäubungstaktik. Ein „Minibär mit Auferstehungskräften“ ist weniger als einen Millimeter groß, ist weltweit zu Hause und lebt besonders gern in feuchten Mooskissen. Der wohl älteste Glücksbringer der Welt, der Marienkäfer kommt in tausenden Varianten vor und lebt, vor allem die Larven, auch kannibalistisch.

Dominik Eulberg weckt in 57 Kapiteln mit ebenso vielen detaillierten Illustrationen und anhängendem Register das Interesse für die erstaunlichen Naturphänomene, die sich mit etwas Muße und Kenntnis in unsrer Region beobachten lassen. Sehenswert ist auch die Homepage des Naturliebhabers.

Das Buch ist absolut lesenswert und eignet sich als Geschenk. Erschienen ist es im Eichborn-Verlag, ISBN 978-3-8479-0065-8. Bestellbar auch über Amazon. (Anzeige)
(htv)


Mehr dazu:   Buchtipps  
Lokales: Dierdorf & Umgebung

Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Dierdorf auf Facebook werden!


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Kultur


Drei Tage Dorffest in Glockscheid und Wüscheid

Waldbreitbach. Als Besonderheit wird es an allen Festtagen eine Verlosung zu Gunsten der Vor-Tour der Hoffnung geben. Dabei ...

Adeles größte Hits in einer einzigartigen Tribute-Show in Ransbach-Baumbach

Ransbach-Baumbach. Mit ihrer markanten Stimme und charismatischen Ausstrahlung hat Adele die Musikwelt im Sturm erobert. ...

Kunstausstellung "NEXUS V" in der Sayner Hütte

Bendorf. Jede Ausstellung hatte bisher ihre eigene Thematik und was vor über 20 Jahren begann, entwickelte rasch eine inspirierende ...

Buchtipp: "Loreley – Die Frau am Fluss" von Susanne Popp

Dierdorf/Frankfurt am Main. 1801 legt eine engelgleiche Sterbende beim Pfarrer von Bacharach die Beichte ab. Weiter geht ...

Popchor 4joy's feiert 15-jähriges Bestehen mit Jubiläumskonzert in Dierdorf

Dierdorf. Die Mitglieder des Popchors 4joy's bereiten sich auf einen besonderen Tag vor. Ihr 15-jähriges Bestehen wollen ...

Ausstellung "Grafik und Buchkunst" der Künstlerin Louise Heymans im Kunstverein Linz am Rhein

Linz am Rhein. Der Kunstverein lädt zur Vernissage am Samstag, 27. April, um 15 Uhr ein. Die Begrüßung wird durch Sabine ...

Weitere Artikel


Nicole nörgelt… über Karma für Charakterschweine

Es sind ja nicht immer die großen Intrigen und Gemeinheiten, die uns den Alltag vergällen. Oft genug sind es die Stinkstiefel ...

Dachstuhlbrand und Gasgeruch fordern Feuerwehren in Bad Hönningen

Bad Hönningen. „Beim Eintreffen der ersten Kräfte des Löschzuges Bad Hönningen war eine starke Rauchentwicklung aus dem Dachgeschoss ...

Eine-Welt-Laden wird 40 und stiftet 40 Bäume für Neuwied

Neuwied. Wie Alena Linke von der städtischen Planungsabteilung, die zugleich Leiterin der Fair-Trade-Steuerungsgruppe ist, ...

Die Holzwirtschaft nimmt zum Holzmarkt Stellung

Region. Unisono klären die Holzfachleute auf, dass man beim Holz zwei Märkte betrachten muss: Rohholzmarkt und Rundholzmarkt. ...

Casimirs Kinderliteraturpreis 2021 Mut zur Hoffnung ausgeschrieben

Unkel. Alle Kinder im Alter zwischen sechs bis zwölf Jahren aus Rheinland-Pfalz, Bonn Rhein-Sieg-Kreis, Oberbergischer Kreis, ...

Junker Morsetaste kommt aus Bad Honnef - Funkamateure erinnern

Bad Honnef. Die Junker Morsetaste M.T. (auch „Junker-Taste“ genannt) ist heute eine der am längsten fast unverändert hergestellten ...

Werbung