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Nachricht vom 24.05.2021    

Pater Johannes Maria Haw wurde vor 150 Jahren geboren

GASTBEITRAG | Im 19. Jahrhundert wurden in der weiteren mittelrheinischen Heimat einige Orden gegründet, die sozial-caritativ, besonders in der Kranken-, Alten- und Waisenfürsorge tätig sind.

Fotos: privat

Leutesdorf. Als zeitlich letzte Gründungen, diese gewissermaßen abschließend, kann man den Orden der Johannesschwestern von Maria Königin und den Orden der Missionare vom Heiligen Johannes dem Täufer ansehen; ihr Gründer Pater Johannes Maria Haw (gesprochen Hau) stammte aus Schweich an der Mosel. Die Ordensgründer sind in der Regel von der Kirche seliggesprochen worden. Nunmehr ist auch der Seligsprechungsprozess für den Leutesdorfer Ordensgründer, Pater Johannes Maria Haw, eingeleitet worden.

Wer Leutesdorf besucht, dem fällt am nördlichen Ortsende ein Gebäude auf, das sich aus dem Bild eines Weindorfes heraushebt. Es ist das Christkönigshaus, die Zentrale der im Johannesbund zusammengefassten religiösen Orden, die im letzten Jahrhundert entstanden und in Deutschland, Portugal, Indien und Mosambik tätig sind. Hier sind auch das Obdachlosenasyl und die Resozialisierungsstation im Gebäudeteil Johannes-Haw-Heim. In Leutesdorf wurde vor einigen Jahren die damalige Kelmesgasse in Johannes-Haw-Straße umbenannt.

Johannes Haw, wurde am 26. Mai1871 in Schweich an der Mosel geboren. Er entstammt einem alten Bauerngeschlecht, das im Trierer Raum bis ins 17. Jahrhundert nachweisbar ist. Wegen seiner schwachen Gesundheit sollte er nicht in der elterlichen Landwirtschaft tätig sein. So besuchte er seit Ostern 1884 das Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Trier, wo er am 28. Februar 1891 die Reifeprüfung ablegte. Ostern 1891 trat er in das Trierer Priesterseminar ein.

Zunächst war Johannes Haw Kaplan in Koblenz-Liebfrauen. 1897 musste er ein Lungenleiden in Davos auskurieren. Am 9. Oktober 1897 wurde er Pfarrvikar von Holz an der Saar, einer aufstrebenden Bergarbeitersiedlung. Hier machte er auch die Bekanntschaft mit alkoholkranken Menschen. Ihnen zu helfen wurde fortan sein Lebensziel. Am 1. Mai 1900 wurde er Pfarrer der kleinen Gemeinde Wintersdorf an der Sauer im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet, wo er eine neue Kirche bauen ließ; in ihr wurde im Jahre 2007 anlässlich eines Pfarrfestes unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und Ordens- sowie Familienangehöriger eine Büste Pater Haws aufgestellt.

1905 wurde der katholische Mäßigkeitsbund im Bistum Trier gegründet und Pfarrer Haw zu seinem Diözesanbeauftragten ernannt. In Wintersdorf schrieb er auch das Büchlein „König Alkohol“, das in mehrfacher Auflage erschien und ihn als Fachmann bekannt machte. Er begann mit Vortragsreisen, die sich aus dem abgelegenen Wintersdorf aber nur schwer bewerkstelligen ließen. So berief ihn Bischof Korum schließlich als Präses der „Vereinigten Hospitien“ nach Trier. Statt weniger hatte er aber nun noch mehr Seelsorgsarbeit zu leisten, so dass er sich seiner Sorge um die Folgen des Alkoholismus nicht so recht widmen konnte. Ab 1909 war er nur noch für diesen Bund tätig. Seine Aufgaben erledigte er nun aus dem Haus Speestraße16 in Trier.

Im Jahre 1911 hatte er eine Villa in Leutesdorf am Rhein gekauft, die er als „Sanatorium für alkoholgefährdete Männer gehobener Kreise“ einrichtete und verlegte seinen Dienstsitz von Trier nach Leutesdorf. Am 15. Oktober 1919 gründete er hier den Johannesbund e.V. Hier entstand auch die „Apostolische Schule“ für den Ordensnachwuchs, die in den 30er Jahren in eine ehemalige Kaserne nach Mainz umzog und bis in die neuere Zeit als ordenseigenes Gymnasium „Theresianum“ in Mainz, heute in Trägerschaft des Bistums Mainz, fortlebt. In Leutesdorf erwarb er auch das ehemalige Hotel Löwenburg als Exerzitienhaus, dem er den Namen Johannesburg gab, heute Privat. Das Johannes-Haw-Heim, ortsmittig in der Zehnthofstraße gelegen, setzte die von Pater Haw begründete geistliche Schulung als Exerzitien- und Tagungshaus bis in unsere Tage fort; es ist mittlerweile aus personellen und anderen Gründen geschlossen und an seiner Stelle befindet sich die „Jugendherberge Kloster Leutesdorf“. Eine eigene Druckerei versorgte bis vor wenigen Jahren die von Pater Haw gegründete Katholische Schriftenmission mit Druckwerken, die an Schriftenständen in vielen Kirchen zu haben sind. In einem eigenen Verlag erschienen darüber hinaus weitere Zeitschriften (Hoffnung, Rufer, Maria siegt, Krankenbrief und andere). Die von Pater Haw begründeten Tätigkeiten sind mangels Ordensnachwuchs in Leutesdorf stark eingeschränkt.



1924 übernahm Pater Haw das erste Obdachlosenasyl in Berlin, dem weitere in Oberhausen, Köln, Leutesdorf und weitere folgten. Die Randgruppenseelsorge und -fürsorge sollte nun zu einem wesentlichen Aufgabenbereich von Pater Haw und seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen werden, nachdem er sich aus der Leitung der Anti-Alkoholismus-Bewegung zurückgezogen hatte. 1926 wurde das Kranken-Gebetsapostolat von Belgien aus übernommen. 1928 wurde das Leutesdorfer Christkönigshaus anlässlich des ersten internationalen Christkönigskongresses, dem in den folgenden Jahren weitere im Ausland folgten, eingeweiht. 1928 wurden auch die Johannesschwestern von Maria Königin als Genossenschaft bischöflichen Rechts errichtet; die Missionare vom Heiligen Johannes dem Täufer folgten erst kriegsbedingt 1948.

In der Zeit des Dritten Reiches hatte der Johannesbund viele Schikanen durch die Nazis zu erleiden. Am 9. September 1941 verboten die Nationalsozialisten den Johannesbund und ließen fast alles Vermögen beschlagnahmen. Im Johannesheim und in der Johannesburg in Leutesdorf wurden unter anderem eine Umsiedlungsstelle für Sloweniendeutsche und einzudeutschende Slowenen und im Christkönigshaus ein Lazarett untergebracht. Pater Haw fand Zuflucht im Immaculatahaus in Strausberg bei Berlin, das durch glückliche Umstände der Beschlagnahme entgangen war. Mit großem Gottvertrauen glaubte er an die Fortsetzung seiner Arbeit; so konnte nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches ein Neuanfang geschehen.

Nachdem der Orden der Johannesschwestern von Maria Königin bereits 1928 kanonisch errichtet wurde, konnte Pater Haw auch noch die kanonische Errichtung des Männerordens, der Missionare vom Hl. Johannes dem Täufer, im Jahre 1948 erleben. Die Ausdehnung seines Werkes nach Portugal, Indien und Mosambik sowie die Errichtung des Säkularinstituts Ancilla Domini - vorher bekannt als Marienmägde Jesu Christi - geschahen erst unter seinen Nachfolgern. Während heute aus Deutschland kein Ordensnachwuchs zu verzeichnen ist, hat besonders der weibliche Orden in Indien Zustrom. Die indischen Schwestern tragen dort erheblich durch ihre Mädchenbildung zum Bewusstseinswandel in der Bevölkerung bei. Die Generaloberin ist daher auch eine Inderin. Mittlerweile ist in Indien und Mozambique auch männlicher Ordensnachwuchs zu verzeichnen, so dass sich das Erscheinungsbild der beiden Leutesdorfer Orden wandelt.

Die Aussendung von Ordensmitgliedern zu den Obdachlosen in den Kölner Dombunker war Pater Haws letzte Amtshandlung. Am 28. Oktober 1949 starb er in Leutesdorf im Alter von 78 Jahren. Er wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und von bedeutenden Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft, die sein Wirken in ihren Beileidsbezeugungen würdigten, zu Grabe getragen. Sein Leichnam ruht auf Wunsch des damaligen Bischofs in der Ölbergkapelle gegenüber der von den Orden genutzten Wallfahrtskirche Heiligkreuz. Dort liegt auch weiteres Info-Material aus. Im Rasen um die Ölbergkapelle ruhen Mitglieder der Gründergeneration. Der eigentliche Ordensfriedhof befindet sich in Hüllenberg, wo der Orden das Altenheim Johanneshöhe unterhält

Aus der Zentrale in Leutesdorf entwickelte Pater Haw das Laienapostolat, die Exerzitienbewegung, das Schriftenapostolat, den Eucharistischen Kreuzzug, die Christkönigskongresse, das Krankenapostolat und die Obdachlosenfürsorge.

Bischof Dr. Stephan Ackermann würdigte das Wirken von Pater Haw: „Was ihn bewegte und sein Leben prägte, ist gerade in unserer Zeit aktuell: Die Sorge um die Suchtkranken, die Betreuung der Obdachlosen und in ihrem Leben Gescheiterten, das Krankenapostolat. Ebenso wichtig wie der soziale Bereich waren für Pater Johannes Maria Haw die Vertiefung des Glaubens durch eine eucharistische und marianische Frömmigkeit sowie die religiöse Bildung.“ – Pater Johannes Maria Haw lebte ein Leben aus dem Glauben; auf dem Steinsockel seines Grabes finden wir daher auch die Psalmworte „Die Erbarmungen des Herrn will ich preisen in Ewigkeit“ (Ps 88,2).

Wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie kann der 150. Geburtstag leider nicht gefeiert werden, wie es ursprünglich geplant war. Es findet jedoch am 26. Mai von 14 bis 15 Uhr ein Vortrag in Radio Horeb statt.
(Werner Schönhofen)


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