Zecken schnell entfernen
Es ist wieder Zeckenzeit und - verstärkt durch die Pandemie - halten sich viele Menschen in der Natur auf. Oberärztin Anna-Maria Klein der DRK-Kinderklinik Siegen informiert über die Vorgehensweise bei Zeckenbefall und vorbeugende Maßnahmen.
Siegen. Hallo Frühling, hallo Zecken. Nach einem milden Winter steigt mit Beginn der wärmeren Jahreszeiten die Aktivität des gemeinen Holzbocks, besser bekannt unter dem Begriff der Zecken, an. Diese sind auch in unseren Breiten weit verbreitet und suchen nun neue Wirte. Dabei ist der Mensch als Wirt für die Zecke nur ein Ersatz für die eigentlichen Wirtstiere wie Maus, Igel, Kaninchen, Reh, Hund oder Katze.
Entgegen dem Irrglauben fallen Zecken nicht von Bäumen, sondern sie lassen sich von Grashalmen oder Sträuchern abstreifen oder laufen zu ruhenden Personen im Gras. Einmal auf dem Körper des Wirtes angekommen, laufen sie erstaunlich schnell zu Stellen, an denen sie besonders gut an das Blut herankommen, sprich freiliegenden Hautstellen. Dort stechen sie zu, saugen über Stunden Blut ab und lassen sich dann voll gesogen wieder abfallen.
„An sich ist ein Zeckenstich nicht gefährlich, doch leider übertragen diese Tiere dabei unter Umständen verschiedene Erkrankungen. In Europa können dies die Früh-Sommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) und die Borreliose sein“, so Oberärztin Dr. Anna-Maria Klein, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. „Mit Symptomen ähnlich wie bei einer schweren Grippe ist die FSME eine behandelbare Viruserkrankung, die leider auch schwere neurologische Ausfälle zur Folge haben kann. Diese Form trat bislang nur in begrenzten Gebieten in Europa auf (südlich der Mainlinie und Osteuropa) und kann durch eine Impfung wirkungsvoll verhindert werden.
Dagegen ist die Borreliose eine bakterielle Erkrankung, welche europaweit verbreitet ist und deren Erreger in der Regel erst nach einer Saugdauer von etwa 24 Stunden übertragen werden.“ Wenn es nach dem Zeckenstich zu einer Übertragung gekommen ist, treten Erkrankungen der Haut, der Hirnhäute und der Gelenke auf, sehr selten sind auch andere Organe betroffen. Leider treten auch Wochen bis Monate nach dem eigentlichen Zeckenstich Folgeerkrankungen wie eine Hirnhautentzündung oder eine Gelenkerkrankung auf, diese sind eher selten und heilen mit einer antibiotischen Infusionstherapie fast immer folgenlos aus. Dennoch mussten in 2019 in der Kinderklinik fast 30 Kinder und Jugendliche entsprechend an den Folgen eines Zeckenstichs durchaus aufwendig stationär behandelt werden.
„Wenn man eine Zecke entdeckt, sollte diese schnellstmöglich, aber mit aller Ruhe entfernt werden. Dies geht gut, wenn man sie nahe über der Haut mit einer Pinzette oder einer Zeckenzange greift und mit Zug aus der Haut entfernt. Manchmal bleibt das Mundwerkzeug in der Haut stecken, dies ist aber ungefährlich, da es sich lediglich um einen kleinen Fremdkörper in der Haut handelt, ähnlich einem Splitter im Finger“, erläutert Frau Dr. Klein. Weiterhin empfiehlt sie, die Stichstelle vier Wochen lang zu beobachten, um bei Hautveränderungen einen niedergelassenen Kinder- und Jugendarzt aufzusuchen. Ein Zeckenstich ist kein Notfall und in der Regel nicht schlimmer als ein Mückenstich. Die genannten Erkrankungen, die durch den Zeckenstich übertragen werden können, sind die Ausnahme.
Zur Vorbeugung empfehlen die Kinderärzte vom Wellersberg bei längeren Aufenthalten im Freien geschlossene und enganliegende Kleidung zu tragen. So soll es Zecken erschwert werden, an die bevorzugten Hautstellen zu gelangen. Weiterhin macht es Sinn, seine Kinder und sich selbst nach einem längeren Aufenthalt im Grünen nach Zecken umfassend abzusuchen. Die unerwünschten Milbentiere können so gefunden werden, bevor sie gestochen haben. Bei Reisen in ein gefährdetes Gebiet empfiehlt sich vorher eine Impfung gegen FSME. Über aktuelle FSME-Hochrisikogebiete informiert die im Internet veröffentlichte Karte des Robert Koch Instituts: www.rki.de – Suchbegriff „FSME Karte“ eingeben. (PM)
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