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Nachricht vom 14.04.2021    

Kunstverein Unkel startet mit virtueller Vernissage

Ein Schneeregen-Tag im April. In Margi Brenkes hellem Ausstellungsraum steht die Gastgeberin neben der Vorsitzenden des Unkeler Kunstvereins und überlegt zusammen mit dem jungen Videoproduzenten Moritz Herrenbrück, ob man sich ins Außengelände wagen oder auf einen trockenen Moment warten sollte.

Vorbereitung der virtuellen Schau. Fotos: privat

Unkel. Doch trockener wird es nicht an diesem Tag, und so machen sich die drei unter Regenschirmen daran, die Skulpturen und Installationen in dem schönen Garten am Rheinkilometer 636 ins Bild zu setzen.

„Wenn nicht jetzt – wann dann?“, fragt Martine Seibert-Raken und meint damit nicht nur die Produktion unter widrigen Wetterbedingungen. Anfang Oktober beschloss der neu gegründete Unkeler Kunstverein, dessen Vorsitzende sie ist, die gemeinsamen Aktivitäten mit einer Mitgliederausstellung einzuleiten. Der Schwung des Neustarts und die Freude darüber, mit Gleichgesinnten etwas gestalten zu können, sollte genutzt werden. Dann aber machte Covid-19 auch durch diese Rechnung einen Strich. Jede und Jeder der mittlerweile 36 Mitglieder zog sich erneut in die Stille des eigenen Ateliers zurück. Neben mangelnden Möglichkeiten, sich dem Publikum zu präsentieren, ist auch die Einsamkeit eine gravierende Nebenwirkung für Künstler in der Pandemie.

Nun wollen sie nicht länger warten. Unter dem Titel „start klar“ werden ab 1. Mai Arbeiten von zwanzig Vereinsmitgliedern in einem virtuellen Rundgang auf der Webseite des Vereins www.kunstvereinunkel.de zu sehen sein. Nach Absprache und je nach Pandemielage sind auch Besichtigungen möglich, die unter 0152-09217126 mit der Gastgeberin Margi Brenke persönlich abgesprochen werden können.

Damit hat der Kunstverein Unkel sich sozusagen selbst aus der Taufe gehoben – genau an dem Wochenende, wo die schon im Vorjahr ausgefallenen „Offenen Ateliers“ der Stadt hätten stattfinden sollen. Die Gründung im vergangenen Jahr war kein Selbstläufer. Künstlerisches Schaffen ist spontan und individuell, viele Kreative denken beim Stichwort „Verein“ zunächst an verstaubte Strukturen, langatmige Vorstandswahlen und öde Koreferate zu überflüssigen Tagesordnungspunkten.

Doch in der Verbandsgemeinde Unkel gibt es eine lebendige und reiche Vereinskultur. Wer das gesellschaftliche Leben mitgestalten und gehört werden möchte, nutzt diese Struktur, um seine Interessen mit Gleichgesinnten zu bündeln. Da sollten die Kultur produzierenden Menschen, mit denen sich Unkel sogar im Titel „Kulturstadt“ schmückt, nicht beiseite stehen, dachten viele der Unkeler Künstler – und kamen zur Gründungsversammlung am 5. Oktober. Als Ort renommierter Galerien wie von Jochen Seidels „Kulturwerkstatt“, als Gastgeberin der „Unkeler Höfe“ und der „Offenen Ateliers“ ist das Rheinstädtchen auch über die Ortsgrenzen hinaus ein Begriff. Deshalb stehen viele überregional bekannte Kunstschaffende aus anderen Gemeinden auf der Mitgliederliste.



Ingrid Meinen aus Bornheim, die in ihren abstrakten Arbeiten den Beziehungen zwischen Form, Farbe und Licht nachspürt und viel Inspiration aus der Natur bezieht, antwortet per Skype auf die Frage, was sie sich von ihrer Mitgliedschaft im Unkeler Kunstverein erhofft. „Vielleicht eine Plattform, auf der wir uns präsentieren können. Ich bin das erste Mal in so einem Verein, habe also keine konkreten Erwartungen. Es tut gut, neue Menschen kennenzulernen und ein Forum zu haben, wo man sich austauschen kann.“

Jo Mol treffen wir in seinem großzügigen Atelier im Zentrum von Neustadt. Der gelernte Dekorateur und Messebauer hat in diesen schwierigen Zeiten viel Muße für seine großformatigen, abstrakt-expressiven Arbeiten – und ist darüber nicht unglücklich. Wie kam er zum Kunstverein Unkel? „Ich fühlte mich direkt aufgehoben. Ganz einfach. Es gibt ja zwei Sorten von Kunstvereinen. Solche mit Leuten, die sich gern mit der Kunst anderer befassen. Und solche mit Künstlern. Da fühl ich persönlich mich wohler. Es macht Spaß, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, gemeinsam etwas zu präsentieren. Ich will nicht in einem Verein aktiv sein, der in erster Linie fremde Autos betankt.“

Seine Nachbarin Monika Krautscheid-Busse sieht das wesentlich pragmatischer. Die bei Rolf Thiele und Markus Lüpertz ausgebildete, international renommierte Künstlerin muss einen Moment überlegen, als sie zum Thema Kunstvereine Auskunft geben soll. „Also … wichtig ist für mich ...“, setzt sie in lupenreinem rheinischem Dialekt an und zählt dann an den Fingern einer Hand ab: „Ich bin Mitglied in Linz, in Wien, in Stuttgart gleich zwei Mal, in Siegburg, in Mainz und Bonn.“

Und nun auch noch Unkel. Aber was ist denn nun das Wichtige für sie? „Man lernt ja überall andere Menschen kennen. Besonders mit den Mitgliederausstellungen. In Wien, da verstehst Du manchmal gar nicht, was die sagen – aber das interessiert mich trotzdem. Und Unkel – das ist wieder ein ganz anderer Schlag als die in Bonn.“ Welcher Schlag der Netteste ist, wüsste man natürlich gern. Aber man fragt selbstverständlich nicht und hofft, dass der Kunstverein Unkel halten wird, was sich Monika, Jo und all die anderen davon erhoffen.
PM



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