August Friedrich Siegert: Die kleine Welt in der großen
Ein aus Neuwied stammender Maler wird wieder entdeckt: Dass August Friedrich Siegert eine künstlerische Begabung besaß, erkannte schon sein Lehrer in der Schule der Herrnhuter Brüdergemeine.
Neuwied. Der älteste Sohn einer Neuwieder Fabrikanten-Familie durfte dann mit 15 Jahren nach Düsseldorf ziehen und an der Königlichen Kunstakademie unter Wilhelm von Schadow, Theodor Hildebrandt und Carl Ferdinand Sohn Malerei studieren. 1859 bereits wurde er zum Mitglied der Königlichen Akademie für Bildende Künste in Amsterdam ernannt und 1873 erhielt der Genremaler Siegert in Düsseldorf den Professorentitel.
Siegerts erste Einzelausstellung – sozusagen zum 200. Geburtstag – sollte nach dem Stadtmuseum Düsseldorf und dem Koekkoek-Haus Kleve vom 18. April bis 29. August 2021 im Roentgen-Museum Neuwied gezeigt werden. Bedingt durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie ist das Museum noch geschlossen. Da die Ausstellung bereits aufgebaut ist, wird sie ab 18. April 2021 vorerst über einen Video-Bericht auf der Webseite des Roentgen-Museums roentgenmuseum@kreis-neuwied.de sowie auf Instagram und Facebook zu sehen sein. Sobald die Inzidenzwerte es zulassen, wird das Museum wieder seine Pforte öffnen, und die Siegert-Ausstellung kann mit den vorgegebenen Vorsichtsmaßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der Corona-Pandemie besucht werden.
Rund 40 Gemälde sowie Zeichnungen und Druckgrafiken, überwiegend aus Privatbesitz, befinden sich in der Ausstellung und zeigen historische Themen, Portraits und spätbiedermeierliche Sujets. Die Sorgfalt August Friedrich Siegerts in der Komposition und beim Malen, die Details seiner Bilder sind legendär, beides machte ihn höchst erfolgreich. Wie sein ungewöhnlich detailliertes Geschäftsbuch zeigt, verkaufte er seine Werke in ganz Europa und auch in die USA.
Neben den virtuos komponierten Momenten des Familienlebens, aber auch den Wirtshaus-Szenen, deren vielfältige Charaktere in historischen Kostümen faszinieren, sind noch heute Siegerts charmante Kinderbilder sehr beliebt. Die eigenen vier Kinder, die nach seiner Heirat mit der Düsseldorfer Kaufmannstochter Mathilde de Haen zur Welt kamen, inspirierten ihn zu berührenden Motiven. Mit genauem Blick und liebevollem Verständnis beobachtete der Maler, wie sich die Heranwachsenden in der Welt der Großen orientieren, diese nachahmen und damit zuweilen karikieren. Das Interesse am Menschen – gleich welcher gesellschaftlichen Stellung – und am menschlichen Miteinander war seine Leidenschaft.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erhältlich. Als Begleitprogramm finden später öffentliche Führungen statt.
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