Werbung

Nachricht vom 03.02.2021    

Personal-Wechsel im Neuwieder Forstrevier

Von Helmi Tischler-Venter

Im Forstrevier Rodenbach, das den Neuwieder Stadtwald, die Märkerschaft Feldkirchen und Kleinprivatwald beinhaltet, tritt Andreas Hartig in die großen Fußstapfen des jahrzehntelang zuständigen Revierförsters Heinrich Kron, der in Ruhestand ging.

Die Revierförster Heinrich Kron (links) und Andreas Hartig. Foto. Helmi Tischler-Venter

Dierdorf. Forstamtsleiter Uwe Hofmann bezeichnete den scheidenden Revierförster Heinrich Kron als „größten Landschaftsmaler“, weil er stets sehr auf Abwechslung und Vielfalt in seinem Revier bedacht war. (Wir berichteten.) Das ästhetische Gespür Krons wird in seinen zahlreichen eindrucksvollen Landschaftsfotografien deutlich, die das Forstamt Dierdorf auf seiner Homepage publiziert.

Das Revier erstreckt sich vom Neuwieder Becken bis in den Westerwald und liegt im Naturpark Rhein-Westerwald. Das Erholungsbedürfnis der Bewohner in und um Neuwied berücksichtigte Kron stets bei seiner Wald-Gestaltung.

Im Rückblick stellt er fest, dass früher der Wald sehr aufgeräumt gewesen sei, weil es nur Holz zum Brennen gab. Als die fossilen Brennstoffe sehr billig und bequem verfügbar wurden, machten sich die Menschen nicht mehr die Arbeit mit dem Brennholz. Mittlerweile gibt es wieder etwa 80 Selbstwerber im Revier, weil das Holzmachen wieder ein Geschäft ist. Das machte dem Förster viel Arbeit, da er um Nachhaltigkeit zu gewährleisten, jeden einzelnen Selbstwerber traf. Man müsse den Wald sehr früh formen, damit er wirtschaftlich lohnend sei, auch für die stoffliche Verwertung, betont Kron.

Die Klimaerwärmung, die Bäume zum Verdursten bringt und dadurch Borkenkäferbefall fördert, macht den Förstern sehr große Sorgen. Forstamtsleiter Hoffmann verweist darauf, dass der Mensch in sehr kurzer Zeit sehr warm macht und fordert ein Wegkommen von fossiler Energie und Absenkung der Temperatur. „Die Klimaerwärmung wird die meisten der heimischen Baumarten überfordern. Unsere liebgewordene Buche wird in die Krise kommen!“ Der Kampf gegen das Waldsterben aufgrund des sauren Regens in den 80ern habe gezeigt, dass eine Maßnahme dann wirkt, wenn sie politisch gewollt ist. Die Fichte sei das erste Hitze-Opfer. Plus zwei Grad heiße: die Buche geht!



Naturverjüngung sei eine Möglichkeit der Aufforstung, es müssten aber auch andere Wege gegangen werden, denn wenn man die Natur sich selbst überlasse, würde sich die dominante Buche durchsetzen zu Lasten der Vielfalt im Wald, vom Bodenbewuchs bis zu den Kronen und der Vogelwelt.

Das Revier am Rhein war immer ein Laubholz-Revier mit geringem Fichtenanteil. Daher ist es nicht so gravierend vom Borkenkäfer betroffen wie die Reviere im Westerwald. Trotzdem besitzt die Stadt 980 Hektar Kahlflächen, die überwiegend in diesem Revier liegen. Da in Neuwied das Geld knapp ist, ist man froh über alles, was von Natur aus kommt. Auch weil die Förster den Nachfolgern Hinweise hinterlassen wollen, was vielleicht richtig ist. Der Aufbau der Kahlflächen ist für den Förster Andreas Hartig eine Herausforderung, auf die er sich freut, denn er ist aus seiner ostdeutschen Heimat eintönigere Wälder gewohnt. Weil er von Kron ausgebildet wurde, kennt und liebt Hartig das schöne Revier. Arbeitgeber ist für ihn die Stadt Neuwied gemeinsam mit der Märkerschaft Feldkirchen.

Hoffmann appelliert an die Revierförster: „Probiert was!“ Die Materie ist diffizil. Hitzeresistente Baumarten aus dem Mittelmeerraum kommen nicht einfach mit hiesigen Böden, Wind- Kälte- und Niederschlagsbedingungen zurecht, wie Versuche mit zum Beispiel Weymouth-Kiefer, Esskastanie, Douglasie, Schwarznuss, Hopfenbuche, Zirbel, Elsbeere, Speierling oder Wildbirne zeigten. Auch wenn das Klima passt, können Probleme auftreten, beispielsweise neue Schädlinge. Sein Fazit: Die Natur hat viel Zeit zu probieren, der Mensch hat jeden Tag Ansprüche und braucht lange Zeit zum Erkennen. Der Wald ist zwar nachwachsend, aber nicht endlos. Die Ansprüche müssen gesenkt und die Nachhaltigkeit gesteigert werden.

Das Spannungsfeld Natur und menschliche Ansprüche schreckt den jungen Revierförster Andreas Hartig nicht, er freut sich über das gestiegene Interesse am Wald und die Chance, in einer spannenden Zeit neue Projekte in den Wald zu bringen. Das Forsteinrichtungswerk, das sein Vorgänger hinterlässt, gibt sowohl Hilfestellung als Gestaltungsfreiraum bei seiner Arbeit. htv


Lokales: Dierdorf & Umgebung

Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Dierdorf auf Facebook werden!


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Raffinierter Trickdiebstahl in Linzer Spielwarengeschäft hinterlässt hohen Schaden

Linz. Wie die Polizeidirektion Neuwied/Rhein berichtete, ereignete sich der Vorfall, als sich die Ladenbesitzerin alleine ...

Deutscher Wetterdienst warnt: Starke Gewitter in Altenkirchen, Neuwied und Westerwald erwartet

Region. Mit der Stufe 2 von 4 weist das aufkommende Unwetter eine ernste Bedrohung auf. Neben Blitzschlag, dem Hauptverursacher ...

Gesucht: Unbekannter Geldabheber mit gestohlener Karte in Bonn nach Diebstahl in Bad Honnef

Bad Honnef/Bonn. Mit einer gestohlenen Debitkarte hob ein bislang unbekannter Mann am 13. März einen vierstelligen Geldbetrag ...

Unachtsamer Einsatz eines Abflammgeräts löst Heckenbrand in Vettelschoß aus

Vettelschoß. Am Samstag mittags kam es im Ober-Willscheider-Weg in Vettelschoß zu einem ungewöhnlichen Vorfall. Nach Angaben ...

Die Eröffnung des Rhein-Wied Hospizes steht kurz bevor

Neuwied-Niederbieber. Architekt Volker Michalowicz erläuterte Peter Jung und Ralf Seemann das bauliche Konzept des künftigen ...

Auffahrunfall mit drei Fahrzeugen auf der B 42 - eine Person leicht verletzt

Erpel. Nach Angaben der Polizeidirektion Neuwied/Rhein mussten zwei Fahrzeuge verkehrsbedingt anhalten. Eine herannahende ...

Weitere Artikel


Raus aus der Corona-Krise durch innovative Produkt- und Serviceentwicklung

Koblenz. Für viele Unternehmen stellt sich nun die Frage, wie sie ihren Zukunftsplan gestalten können, um die Krise erfolgreich ...

Standortüberlegungen in der Westerwälder Krankenhauslandschaft

Dierdorf/Selters. Der Erfolg hat darin eine Ursache, dass das Krankenhaus Dierdorf/Selters zwei Standorte in Schwerpunktbildung ...

Corona: Drei Todesopfer und 25 Neuinfektionen

Neuwied. Der Inzidenzwert liegt gemäß aktueller Berechnung durch das Landesuntersuchungsamt RLP bei 94,1. Die Todesfälle ...

Wenn plötzlich die Worte fehlen

Leubsdorf. Holger Wolf, Landtagskandidat der Grünen, informierte sich bei Hermann-Josef Wester von der Aphasie-Selbsthilfegruppe ...

Sophia Junk schneller, Kai Kazmirek höher

Neuwioed. Die beiden Athleten der LG Rhein-Wied befanden sich am Wochenende in Nordrhein-Westfalen im Einsatz. Kazmirek absolvierte ...

Marco Polo-Reiseführer zeigt die Vorzüge Neuwieds

Neuwied. Oberbürgermeister Jan Einig fasst es so zusammen: „Es ist ein sehr lesenswerter Reiseführer geworden, der zahlreiche ...

Werbung