Werbung

Nachricht vom 11.08.2020    

Hohe Anforderungen an Zuverlässigkeit in der Luftfahrt

An der luftverkehrsrechtlichen Zuverlässigkeit fehlt es bereits dann, wenn an ihr auch nur geringe Zweifel bestehen. Dies entschied das Verwaltungsgericht Koblenz im Fall eines Mannes, der im Jahr 2014 wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt worden war.

Symbolfoto: Wolfgang Tischler

Region. Der Kläger begehrt die Feststellung seiner luftverkehrsrechtlichen Zuverlässigkeit, weil er im Frachtbereich eines Flughafens beruflich tätig werden möchte. Auf einen entsprechenden Antrag beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) als zuständiger Luftsicherheitsbehörde wurde bekannt, dass der Kläger seit dem Jahr 2009 mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten ist, zuletzt im Jahr 2014 wegen des vorgenannten Betäubungsmitteldelikts.

Der Beklagte äußerte im Hinblick darauf Zweifel an der Zuverlässigkeit des Klägers, woraufhin dieser angab, sein Leben seither grundlegend geändert zu haben. So kümmere er sich beispielsweise mehr um seine Familie, habe einen anderen Freundeskreis und sei ehrenamtlich im Sportverein aktiv. Diese Einlassung genügte dem LBM nicht: Er lehnte den Antrag auf Feststellung der luftverkehrsrechtlichen Zuverlässigkeit im Dezember 2019 ab. Zur Begründung führte er aus, dass es nach dem Gesetz in der Regel an der Zuverlässigkeit fehle, wenn die betroffene Person wegen einer vorsätzlichen Straftat zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist und seit dem Eintritt der Rechtskraft der letzten Verurteilung zehn Jahre noch nicht verstrichen sind.

Nach erfolglosem Widerspruchsverfahren wandte sich der Kläger an das Verwaltungsgericht Koblenz. Der Beklagte habe es bei Prüfung seiner Zuverlässigkeit versäumt, eine Gesamtwürdigung vorzunehmen und insoweit auch übersehen, dass die von ihm begangene Straftat nicht von luftverkehrsrechtlicher Relevanz gewesen sei. Es habe sich um einen „einmaligen Ausflug ins Drogenmilieu“ gehandelt. Die Strafe für seine Tat, die im Übrigen schon über sechs Jahre zurückliege, sei zudem zur Bewährung ausgesetzt worden.



Die Koblenzer Verwaltungsrichter folgten dieser Argumentation nicht. Vielmehr stellten sie klar, dass die luftverkehrsrechtliche Zuverlässigkeit nach der Konzeption des Luftsicherheitsgesetzes bereits dann zu verneinen sei, wenn insoweit auch nur geringe Zweifel verblieben. Gerade im Bereich des Luftverkehrs bestehe ein hohes Gefährdungspotential für besonders hochwertige Rechtsgüter.

Zur Konkretisierung des Begriffs der fehlenden Zuverlässigkeit habe der Gesetzgeber Regelbeispiele aufgestellt, bei deren Vorliegen besondere Gründe gegeben sein müssten, um gleichwohl noch von einer Zuverlässigkeit ausgehen zu können. Dazu zähle auch die Verurteilung des Klägers wegen des Betäubungsmitteldelikts aus dem Jahr 2014. Umstände, welche diese Straftat bei der stets vorzunehmenden Gesamtwürdigung in den Hintergrund treten ließen, habe der Kläger weder vorgetragen noch seien sie sonst ersichtlich. Insbesondere habe er auf Nachfrage in der mündlichen Verhandlung keine besonderen Umstände bei der Tatbegehung dargelegt. Ein luftverkehrsrechtlicher Bezug der Straftat sei nicht erforderlich. Im Übrigen sei im Rahmen der Gesamtwürdigung auch zu beachten gewesen, dass der Kläger bereits zuvor mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten sei.

Gegen diese Entscheidung können die Beteiligten die Zulassung der Berufung durch das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz beantragen.

Die Entscheidung kann hier abgerufen werden.




Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Westerwaldwetter: Eisheiligen fallen Hitze zum Opfer

Region. Die Eisheiligen beginnen nach dem Kalender am Samstag, dem 11. Mai mit "Mamertus" und enden am 15. Mai mit der "Kalten ...

Schulbuchausleihe in Rheinland-Pfalz: Anmeldung startet am 17. Mai

Region. Der Kauf von Schulbüchern kann ins Geld gehen. Doch im Land Rheinland-Pfalz haben Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder ...

Auffahrunfall auf der B 42 in Erpel - Sachschaden an beiden Fahrzeugen

Erpel. Im beschaulichen Ort Erpel kam es am vergangenen Mittwochabend (8. Mai) zu einem Auffahrunfall auf der Bundesstraße ...

56-Jähriger zündet Müll in Waldunterstand bei Ariendorf an und wird festgenommen

Bad-Hönningen-Ariendorf. Wie die Polizeidirektion Neuwied/Rhein berichtet, wurde das Feuer gegen 17 Uhr durch den zuständigen ...

Unbekannter beschädigt Feuerwehrfahrzeug in Roßbach und flüchtet

Roßbach. Auf dem Parkplatz "Auf dem Posten" in der Gemeinde Roßbach im Westerwald ereignete sich am vergangenen Donnerstag ...

Schüsse im Wald - Polizei Neuwied sucht Zeugen

Linz am Rhein. Am späten Nachmittag des Donnerstags (9. Mai) wurde die Polizeiinspektion (PI) Linz durch einen Bürger darüber ...

Weitere Artikel


Unfall – Verteilerkasten der Telekom erleidet Totalschaden

Bendorf. Der 18-jährige Fahrzeugführer aus Weitersburg befuhr am Montag, 10. August, gegen 2.42 Uhr, mit dem mit vier Personen ...

Ausbildung in der Westerwald-Brauerei begonnen

Hachenburg. Burton Ladewig aus Steinebach an der Wied startet seine berufliche Karriere als Industriekaufmann und wird als ...

Karl Hauck begeht 40-jähriges Dienstjubiläum bei VG Puderbach

Puderbach. Die Fachhochschulreife wiederum legte den Grundstein für sein Studium zum Diplomverwaltungswirt (FH) und der Ernennung ...

Das Marienhaus jetzt auch Lehrkrankenhaus der Hochschule EDU

Neuwied. Und diese private Hochschule, die ihren Sitz auf Malta hat, hat es in sich: Alle Lehrveranstaltungen (Unterrichtssprache ...

Wie scharf ist das politische Schwert der Europäischen Union?

Neuwied. Der Gipfel ist beendet und ein Wiederaufbaufond zur Ankurbelung der europäischen Wirtschaft beschlossen. Gewaltige ...

Hallerbach besichtigt Großbaustelle Fußgängerzone in Bad Hönningen

Bad Hönningen. Hier entstehen anstelle des abgerissenen Hotels Rüssel im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes ...

Werbung